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Wünsche (German Edition)

Wünsche (German Edition)

Titel: Wünsche (German Edition)
Autoren: Tobias Jäger
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einem bedauernswerten Gesichtsausdruck an, der mir das Herz brach.
    »Ich sehe die Toilette nicht«, sagte er und seufzte.
    Ich schaute über seine Schulter.
    »Ein Stück tiefer und du triffst genau ins Schwarze.«
    Julian kicherte.
    Nachdem er fertig war, trug ich ihn zurück zu seinem Bett.
    »Wie spät ist es?«, fragte er, nachdem ich ihn wieder zugedeckt hatte.
    Ich schaute auf meine Uhr. »Kurz nach halb zwölf.«
    »Dann bringen sie bald das Essen.«
    »Du klingst nicht besonders glücklich«, sagte ich. »Hast du keinen Hunger?«
    »Doch, aber der Krankenhausfraß ist für‘n ‒«, begann er.
    »Arsch«, vollendete ich seinen Satz.
    Sein Kichern war Musik in meinen Ohren.
    »Wenn du dir irgendetwas aussuchen könntest, was würdest du am liebsten essen?«
    »Pizza«, antwortete er, ohne zu zögern.
    »Okay«, sagte ich und suchte in meiner Tasche nach meinem Handy.
    »Cool. Sie können die dazu bringen, extra für mich Pizza zu machen?«
    »Nein, aber ich kann meine Sekretärin anrufen. Die bestellt dann deine Pizza und lässt sie hier her liefern«, antwortete ich. »Was hättest du denn gerne?«
    »Salami.«
    »Was möchtest du trinken?«
    »Cola.«
    Ich wählte die Nummer und bestellte eine große Salami-Pizza und ein paar Flaschen Cola dazu.
    Es klopfte leise an der Tür und einen Moment später kam Dr. Hartmann in das Zimmer.
    »Ich dachte mir, ich bringe Ihnen ihren Kaffee selbst«, sagte er und lächelte mich an.
    Ich nahm ihm den Becher ab und bedankte mich.
    »Und wie ich sehe, ist Julian auch wach.« Er lächelte den Jungen an und wuschelte ihm durch die Haare.
    »Hi, Doc«, sagte Julian. »Herr ‒« Er runzelte die Stirn. »Ich habe Ihren Namen vergessen«, sagte er und schaute mich an.
    »Nenn mich einfach David«, sagte ich und lächelte.
    Julian schaute wieder Dr. Hartmann an.
    »David hat uns Pizza bestellt.« Er schenkte uns ein breites Grinsen. »Das ist doch in Ordnung, oder?«
    »Natürlich.« Dr. Hartmann ging zu Julians Medizin-Spender und schaute sich die Zahlen an. »Werden deine Schmerzen schlimmer?«, fragte er besorgt. »Wie ich sehe, hast du deine Dosis heute erhöht.«
    »Ja, es wird schlimmer«, gab Julian zu und seine Augen wurden feucht.
    »Hast du jetzt Schmerzen?«
    »Ein bisschen. Es fühlt sich aber mehr wie Kopfweh an.«
    »Ich schaue später nochmal vorbei. Lasst euch die Pizza schmecken.«
    Julian nickte und winkte in seine Richtung. Dann legte er sich hin und schaute vor sich hin. Es sah aus, als würde er die Decke anstarren. Ich fragte mich, was ihm durch den Kopf ging. Wir schwiegen beide eine Weile und warteten auf das Essen.

Kapitel 5
    Wir genossen schweigend unsere Pizza. Julian verkündete mit einem lauten Rülpsen, dass er satt war.
    »Wann bist du zum letzten Mal aus diesem Zimmer raus gekommen?«, fragte ich ihn.
    »Vorgestern, glaube ich. Da musste ich zu einem Test.«
    »Wollen wir ein Stück spazieren gehen?«
    »Gerne. Aber ich kann doch nicht ‒«
    »Dr. Hartmann wird sicher irgendwo einen Rollstuhl für dich haben«, unterbrach ich ihn.
    Julian lächelte dankbar und nickte. Ich machte mich auf die Suche nach dem Arzt und fand ihn im Schwesternzimmer, wo er sich gerade unterhielt. Ich klopfte an die offene Tür und sowohl Dr. Hartmann als auch die Schwester schauten auf.
    »Julian möchte gerne ein bisschen aus seinem Zimmer raus. Hätten Sie vielleicht einen Rollstuhl für uns?«
    Dr. Hartmann lächelte.
    »Er sollte heute aber besser im Krankenhaus blieben. Im obersten Stock gibt es einen Wintergarten.«
    »Okay«, stimmte ich zu.
    »Der Rollstuhl kommt dann gleich.«
    Ich nickte und ging in das Zimmer zurück. In diesem Moment piepte mein Handy. Ich kramte kurz in meiner Tasche und sah auf das Display. Eine Erinnerung an einen Termin, den ich in einer halben Stunde hatte.
    »Der Rollstuhl kommt gleich«, sagte ich zu Julian. »Ich muss nur mal kurz telefonieren.«
    »Okay.«
    Ich wählte die Nummer meiner Sekretärin. Nach dem dritten Klingeln nahm sie ab.
    »Hallo. Ich habe gerade meine Terminerinnerung gesehen. Können Sie den Kunden bitte anrufen und den Termin verlegen?«
    Sie seufzte und wies mich darauf hin, dass mein Kunde sich darüber nicht freuen würde.
    »Das ist mir egal«, antwortete ich. »Sagen Sie bitte alle Termine für heute ab. Ich werde hier den ganzen Tag beschäftigt sein.«
    Ich schaute zu Julian und er strahlte über das ganze Gesicht.
    »Danke«, sagte ich zu meiner Sekretärin und legte auf.
    »Sie sagen Ihre ganzen
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