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WoW 02 - Der letzte Wächter

WoW 02 - Der letzte Wächter

Titel: WoW 02 - Der letzte Wächter
Autoren: Jeff Grubb
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Medivh schien solche Charaktereigenschaften zu schätzen. Sei fleißig und tu, was man dir sagt. Zeig immer Interesse. Steh gerade! Und vor allem … halte Augen und Ohren offen.
    Die Ambitionen der Kirin Tor bereiteten Khadgar kein großes Kopfzerbrechen – seine Erziehung in Dalaran und seine Lehrzeit beim Konklave hatten ihm klar gemacht, dass seine Mentoren von einer unstillbaren Neugier auf Magie in all ihren Formen und Gestalten beherrscht waren. Ständig sammelten, katalogisierten und definierten sie Magie und lehrten ihre Schüler die gleiche Besessenheit. Khadgar unterschied sich in dieser Hinsicht nicht von den anderen.
    Tatsächlich, so hatte er klar erkannt, war es wahrscheinlich gerade seine eigene nimmersatte Neugierde, die ihn erst in seine jetzige missliche Lage gebracht hatte. Seine nächtlichen Streifzüge durch die Hallen der Violetten Zitadelle von Dalaran hatten mehr als nur ein paar Geheimnisse enthüllt, die das Konklave lieber nicht an die Öffentlichkeit gelangen lassen wollte.
    Die leidenschaftliche Liebe des Haupt-Kunstwerkers zum Flammenwein beispielsweise; oder Lady Delths Neigung zu jungen Kavalieren, die kaum halb so alt waren wie sie selbst; oder die heimliche Sammlung des Bibliothekars Korrigan, der Dutzende von Pamphleten versteckt hielt, die in reißerischer und ausführlicher Manier die Praktiken historischer Dämonen-Anbeter beschrieben.
    Und da war die Geschichte mit dem ehrwürdigen Arrexis, einem der größten Weisen von Dalaran, einer Grauen Eminenz, die selbst die anderen respektierten. Er war verschwunden oder gestorben oder etwas noch Schrecklicheres, und die anderen hatten sich entschlossen, darüber zu schweigen, wobei sie sogar so weit gingen, Arrexis' Namen aus ihren Annalen zu streichen. Nie wurde von ihm gesprochen, doch Khadgar hatte trotzdem herausgefunden, dass etwas mit ihm geschehen war – nur was genau, das blieb selbst seinen Nachforschungen verborgen. Khadgar besaß ein Talent dafür, den beiläufigen Hinweis zu finden, die nötige Verbindung herzustellen oder zur richtigen Zeit mit der richtigen Person zu sprechen. Es war eine Gabe, die sich noch einmal als Fluch erweisen mochte.
    Jede dieser Entdeckungen konnte dazu geführt haben, dass er diese ehrenvolle (und trotz aller Planungen und Warnungen möglicherweise tödliche) Mission übertragen bekommen hatte. Vielleicht waren seine Meister zu der Ansicht gelangt, der junge Khadgar sei ein wenig
zu
gut darin, Geheimnissen nachzuspüren, und es wäre besser für das Konklave, wenn man ihn an einen Ort schickte, wo seine Neugier etwas Vorteilhaftes für die Kirin Tor bewirken konnte – oder wo er zumindest so weit von der Violetten Zitadelle entfernt war, dass er nicht noch mehr Indiskretionen über seine Meister ans Licht brachte.
    Also machte sich der junge Mann mit einem Rucksack voller Notizen und einem Herzen voller Geheimnisse – und einem Kopf voller klarer Forderungen und nutzloser Ratschläge – auf den Weg. In der letzten Woche vor seiner Abreise aus Dalaran hatte ihn fast jedes Mitglied des Konklave mindestens einmal zu sich gerufen, und keiner dieser Zauberer war nicht brennend an Medivh interessiert gewesen. Für einen Magier, der im entlegendsten Winkel des Nirgendwo hauste, umgeben von Bäumen und ominösen Bergen, widmeten die Kirin Tor ihm erstaunlich große – und erstaunlich brennende – Neugierde.
    Khadgar sog tief den Atem durch die Nase ein – was ihn daran erinnerte, dass er sich noch immer zu nahe bei den Pferdeställen aufhielt – und schritt auf den Turm zu. Sein Füße fühlten sich an, als zöge er sein Pack-Pony an einem Seil hinter sich her, das an seinen Knöcheln festgebunden war.
    Vor ihm gähnte der Haupteingang wie eine Höhle. Er besaß weder Tor noch Fallgatter. Das machte Sinn, denn welche Armee würde sich durch den Wald von Elwynn kämpfen und die steilen Wände des Kraters erklimmen, nur um sich dann dem Magus Medivh stellen zu müssen? Es existierten keinerlei Aufzeichnungen, dass irgendjemand oder irgendetwas jemals versucht hätte, Karazhan zu belagern.
    Der im Schatten liegende Eingang war so hoch, dass ein Elefant ihn hätte passieren können. Darüber hing ein breiter Balkon mit einer Balustrade aus weißem Stein. Von dort aus musste man auf einer Ebene mit den Hügeln sein, die die Anhöhe wachsam umstanden, und sogar einen Zipfel der dahinterliegenden Berge erkennen können.
    Etwas huschte über die Balustrade, eine winzige Bewegung, die Khadgar eher
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