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WoW 02 - Der letzte Wächter

WoW 02 - Der letzte Wächter

Titel: WoW 02 - Der letzte Wächter
Autoren: Jeff Grubb
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sich sehr eng um sich selbst, und Khadgar nahm an, dass sie sich der Turmspitze näherten. Der alte Diener ging weiter voran.
    Die Treppe öffnete sich in einen kreisförmigen Bereich, der von einer breiten Brüstung umgeben war. Khadgar hatte richtig vermutet, sie befanden sich ganz oben im Turm, in einem großen Observatorium. Wände und die Decke wurden von kristallenen Fenstern durchbrochen, die klar und sauber waren.
    Während er und Moroes den Turm hinaufgestiegen waren, hatte sich die Nacht vollkommen herabgesenkt, und draußen wölbte sich der Himmel dunkel und mit Sternen übersät.
    Im Observatorium selbst herrschte Dämmerlicht. Ein paar Fackeln verströmten das gleiche kalte Licht, das Khadgar schon zuvor bemerkt hatte. Doch diese hier waren teilweise abgedeckt, damit man den Nachthimmel betrachten konnte. Ein nicht entzündetes Kohlebecken befand sich in der Mitte des Raumes, wahrscheinlich vorbereitet für später, da die Temperatur bis zum Morgen sicherlich fallen würde.
    Mehrere große, geschwungene Tische zogen sich an der äußeren Wand des Observatorium entlang und waren mit allen möglichen Apparaten vollgestellt. Silberne Waagen und goldene Astrolabien dienten als Beschwerer für Papiere oder als Lesezeichen, die alte Bücher auf bestimmten Seiten offen hielten. Ein Modell, das die planetaren Bewegungen am Himmelsgewölbe darstellte, stand halb auseinandergenommen auf einem Tisch. Dünne Drähte und zusätzliche Planeten-, Sonnen- und Mond-Perlen lagen neben den empfindlichen Werkzeugen. Ein Dutzend Notizbücher stapelte sich an einer Wand, und weitere lagen in Kisten, die unter die Tische gequetscht worden waren. Eine Karte des Kontinents war über einen Rahmen gezogen und zeigte die südlichen Länder von Azeroth und Khadgars Heimat Lordaeron ebenso wie die einsiedlerischen Zwergen- und Elfen-Königreiche von Khaz Modan und Quel'Thalas. Zahlreiche kleine Nadeln bedeckten die Karte, doch Khadgar erkannte nicht, wofür die Markierungen standen.
    Und Medivh war hier. Denn der Mann dort in mittleren Jahren, der sein langes Haar auf dem Rücken zu einem Zopf zusammengeflochten trug, konnte unmöglich jemand anderes sein. In seiner Jugend war sein Haar wahrscheinlich ebenholzschwarz gewesen, doch jetzt ergraute es bereits langsam an den Schläfen und entlang des Bartes. Khadgar wusste, dass viele Zauberer frühzeitig alterten, da die Kontrolle der magischen Kräfte, die sie zu nutzen verstanden, großer Anstrengungen bedurfte.
    Medivhs Gewänder waren für einen Magier sehr schlicht, aber dennoch elegant und auf seine große Gestalt abgestimmt. Ein kurzes Chasuble, das nicht mit Verzierungen geschmückt war, hing an der Taille über das Beinkleid, das in riesigen Stiefeln endete. Ein schwerer, kastanienbrauner Mantel lag um seine breiten Schultern. Die Kapuze war zurückgeworfen.
    Nachdem sich Khadgars Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, musste er feststellen, dass sein erster Eindruck, die Kleidung des Zauberers sei schmucklos, falsch gewesen war. Tatsächlich war sie mit so feinem Silber-Filigran durchsetzt, dass es auf den ersten Blick unsichtbar war. Khadgar blickte auf den Rücken des Magiers und erkannte das stilisierte Gesicht irgendeiner alten Dämonen-Legende. Er blinzelte, und das Muster verwandelte sich in einen zusammengerollten Drachen, dann in einen Nachthimmel.
    Medivh hatte dem alten Diener und dem jungen Mann den Rücken zugewandt und ignorierte sie vollkommen. Er stand an einem der Tische, ein goldenes Astrolabium in der einen Hand, ein Notizbuch in der anderen. Er war in Gedanken versunken, und Khadgar fragte sich, ob dies eines der »Dinge« war, vor denen Moroes ihn gewarnt hatte.
    Khadgar räusperte sich und trat einen Schritt nach vorne, aber Moroes hob eine Hand. Khadgar erstarrte auf der Stelle. Ein magischer Spruch hätte ihn nicht wirksamer bannen können.
    Stattdessen trat der greise Diener leise an die Seite des Meistermagiers und wartete darauf, dass Medivh seine Gegenwart wahrnahm. Eine Minute verging. Eine zweite. Am Ende hätte Khadgar schwören können, dass eine Ewigkeit verstrichen war.
    Der Magus setzte das Astrolabium ab und kritzelte ein paar Zeichen in sein Notizbuch. Er schloss es mit einem scharfen Schnappen und blickte zu Moroes.
    Als er das Gesicht des Zauberers nun erstmals betrachten konnte, dachte Khadgar, Medivh sei viel älter als seine angeblichen Vierziger. Das Gesicht war von tiefen Falten durchzogen und verwittert. Khadgar fragte sich, welche
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