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Wovon träumt ein Millionär?

Wovon träumt ein Millionär?

Titel: Wovon träumt ein Millionär?
Autoren: LAURA WRIGHT
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rational anzugehen und zu lösen. Auch bei persönlichen Angelegenheiten funktionierte diese Methode.
    Doch heute gab es anscheinend keine klare und rationale Art, eine Lösung zu finden.
    Er fuhr durch das Steintor des Days of Grace Trailerparks, am Büro vorbei und zu dem vertrauten Wohnwagen. Der winzige Trailer schien ihn anzustarren und sich zu fragen, warum er immer wieder an einen Ort zurückkehrte, mit dem er so viele schlechte Erinnerungen verband.
    Ethan stellte seinen Sitz zurück und schloss die Augen.
    Ganz genau erinnerte er sich an das Geräusch, wenn sein Vater gegen Mittag eine Dose Bier aus seinem zweiten Sixpack öffnete. Oder an das Quietschen der Federn, wenn der alte Mann sich auf die zerschlissene Couch fallen ließ. Und daran, wie sein Vater Bierdeckel nach ihm geworfen hatte – zusammen mit einigen wohlgewählten Worten … Immer wieder hatte er ihm vorgeworfen, dass Ethan der eigentliche Grund war, warum seine Mutter die Familie verlassen hatte.
    Warum zum Teufel kehrte er andauernd hierher zurück? Quälte er sich selbst gern? Oder glaubte er, es nicht anders verdient zu haben?
    Ein lautes Klopfen an der Scheibe ließ Ethan aufschrecken. Irritiert blickte er aus dem Seitenfenster und erkannte den Mann, dem der Trailer inzwischen gehörte. Noch immer ein wenig in seinen Erinnerungen gefangen, ließ Ethan die Scheibe herunter.
    Diesmal trug der Mann keine Baseballkappe. Mit seinem kahlen Schädel, dem T-Shirt einer Heavy Metal Band und seinem finsteren Gesichtsausdruck wirkte er wie ein harter, gefährlicher Typ. Doch als er sprach, klang seine Stimme nicht ärgerlich, sondern interessiert. „Gibt es einen besonderen Grund, warum Sie gern vor meinem Trailer parken? Oder sind Sie einfach nur ein harmloser Kauz?“
    „Ich habe früher hier gewohnt.“
    Der Mann hob die Augenbrauen. „Echt?“
    „Mit meiner Mutter und meinem Vater – also, eigentlich nur mit meinem Vater.“
    „Ach so, Sie waren das.“ Der Mann kratzte sich im Nacken und sagte nachdenklich: „Ich habe selbst einen Sohn. Teenager. Er ist in einem schwierigen Alter. Aber er ist pfiffig. Sehr gute Noten, in jedem Fach. Vielleicht wird er auf ein gutes College gehen und irgendwann auch mal ein so schönes Auto fahren wie Sie.“
    „Vielleicht.“
    „Darum bin ich hierher gezogen“, gab der Mann zu. „Seinetwegen. So kann er die beste Schule in der Stadt besuchen.“
    Ethan starrte ihn an. Der Mann besaß nicht viel, und er schien zu wissen, wie es war, von einer Frau verlassen zu werden. Dennoch galt seine größte Sorge der Zukunft seines Sohnes. Von seinem eigenen Vater hatte Ethan eine solche Liebe und Hingabe nicht erfahren. Und in diesem Augenblick wurde Ethan klar, dass auch er ein so fürsorglicher Vater werden wollte.
    Was zum Teufel machte er dann noch hier? Er kam immer wieder her und bemitleidete sich selbst. Stattdessen konnte er doch eigentlich stolz darauf sein, was er aus seinem Leben gemacht hatte.
    Mary hatte recht. Er hatte sich die ganze Zeit selbst belogen.
    Die Scham, die er empfunden hatte, rührte nicht daher, dass er in einem einfachen Wohnwagen groß geworden war. Das war lediglich eine willkommene Entschuldigung – ein Vorwand, um sich nicht mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.
    Nein. Er schämte sich für seinen Vater, der keinen Stolz besessen hatte und der alle anderen für sein verpfuschtes Leben verantwortlich gemacht hatte.
    Und Ethan selbst musste sich hier und jetzt eingestehen, dass er nicht anders war.
    Er musste nicht von der High Society akzeptiert werden, um sich wertvoll und erfolgreich zu fühlen. Sein größter Erfolg wuchs in Mary heran.
    Ethan betrachtete den Mann neben seinem Auto, der seinem Sohn auf der Veranda kurz zuwinkte. Er selbst hatte nie die Liebe erfahren, die dieser Mann für sein Kind empfand.
    Er wusste nicht, wie sich diese Liebe anfühlte. Um sich diese Liebe und Anerkennung woanders zu holen, hatte er eine Frau gezwungen, mit ihm ein Kind zu haben. Und er hatte sie unter Druck gesetzt, indem er gedroht hatte, ihr das zu nehmen, was sie am meisten liebte.
    „Was bist du nur für ein verdammter Mistkerl“, murmelte er.
    „Wie bitte?“, fragte der Mann und drehte sich zu Ethan um.
    „Ich habe mich selbst gemeint, Bruder.“ Ethan zog seine Brieftasche hervor. „Hier.“ Er reichte dem Mann seine Visitenkarte. „Wenn Ihr Junge mit dem College anfängt, soll er sich bei mir melden.“
    Der Mann warf einen Blick auf die Karte und blickte beeindruckt
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