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Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede

Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede

Titel: Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede
Autoren: Haruki Murakami
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ich einen Wettkampf nach dem anderen absolviere, werde ich am Ende einen Ort erreichen, an dem ich zufrieden bin. Oder vielleicht erhasche ich ja auch nur einen Blick darauf (ja, das ist ein passenderer Ausdruck).
    Falls ich eines Tages einen Grabstein bekomme und die Aufschrift selbst wählen darf, möchte ich, dass dort Folgendes steht:

    Haruki Murakami
    Schriftsteller (und Läufer)
    Zumindest ist er nie gegangen.

    Im Augenblick ist das mein Wunsch.

NACHWORT
    AUF DEN STRASSEN DER WELT
    Die in diesem Buch versammelten Texte wurden, wie die Überschriften der Kapitel dokumentieren, zwischen Sommer 2005 und Herbst 2006 geschrieben. Ich habe sie nicht an einem Stück verfasst, sondern mich darangesetzt, sooft ich zwischen anderen Arbeiten Zeit dazu fand. Und jedes Mal musste ich mir wieder die Frage stellen, was ich mir eigentlich gerade so dachte. Obwohl das Buch nun gar nicht so dick geworden ist, habe ich ziemlich viel Zeit dafür gebraucht. Und auch als ich alles niedergeschrieben hatte, feilte ich immer wieder ausgiebig daran.
    Auch wenn ich bereits ein paar Sammlungen von Reiseberichten und Essays herausgegeben habe, fehlte mir die Erfahrung, über ein Thema zu schreiben, das so unmittelbar mit mir selbst zu tun hatte. Daher musste ich den Text mit großer Sorgfalt angehen. Es war mir nicht so angenehm, so viel von mir selbst zu sprechen, aber hätte ich nicht ehrlich gesagt, was gesagt werden sollte, hätte es keinen Sinn gehabt, dieses Buch überhaupt zu schreiben. Viele Nuancen wären mir entgangen, wenn ich mir nicht die Zeit genommen hätte, das Manuskript immer wieder zu lesen.
    Ich würde dieses Buch als »Lebenserinnerungen« bezeichnen. Persönliche Geschichte klingt, finde ich, zu großartig, es eine Essaysammlung zu nennen, ist wiederum zu hoch gegriffen. Ich wiederhole, was ich bereits im Vorwort geschrieben habe: Ich habe versucht, anhand meiner Erfahrungen als Langstreckenläufer herauszufinden, was dieses letzte Vierteljahrhundert für mich als Mensch und als Schriftsteller bedeutet hat. Inwieweit man als Schriftsteller im Hintergrund bleiben und wie viel man von sich als Person preisgeben sollte, ist eine Frage der persönlichen Einstellung. Man kann dafür keine Regeln aufstellen. Durch das Schreiben dieses Buches wollte ich auch hier zu einem eigenen Maßstab finden. Ich bezweifle, dass ich in dieser Hinsicht besonders erfolgreich war. Dennoch hatte ich, als das Buch fertig war, das Gefühl, mir wäre eine Last, die ich lange mit mir herumgetragen hatte, von den Schultern genommen. Vielleicht war es genau der richtige Moment in meinem Leben, es zu schreiben.
    Nachdem ich den Text vollendet hatte, nahm ich an mehreren Wettkämpfen teil. Für Anfang 2007 hatte ich die Teilnahme an einem Marathon in Japan geplant, aber kurz davor bekam ich (für mich ungewöhnlich) eine Erkältung und konnte nicht laufen. Es wäre mein sechsundzwanzigster Marathon gewesen. So kam es, dass ich schließlich in der Saison von Herbst 2006 bis Frühjahr 2007 keinen einzigen Marathon lief. Es tat ein bisschen weh, aber dafür werde ich in der nächsten Saison mein Bestes tun.
    Stattdessen nahm ich im Mai am Triathlon in Honolulu teil. Es war ein Ereignis von olympischen Ausmaßen. Ich hatte Spaß daran und konnte ihn bequem beenden. Meine Zeit war sogar etwas besser als die beim Triathlon davor. Ende Juli nahm ich am Tin Man Triathlon teil, der auch in Honolulu stattfindet. Da ich ungefähr ein Jahr lang in Honolulu lebte, war dies eine gute Gelegenheit, und ich nahm sogar an einem »Triathlon-Lager« teil und trainierte drei Monate lang drei Mal in der Woche mit anderen Einwohnern von Honolulu. Dieses Programm hat mir wirklich viel genützt, und ich fand ein paar »Tria-Kumpels« in der Gruppe.
    Die Marathonläufe im Herbst und Winter und die Triathlone im Sommer bestimmen nun meinem Lebensrhythmus. Es gibt keine Jahreszeit, in der nicht Saison ist, und so bin ich immer beschäftigt. Aber ich will mich nicht beschweren, denn diese Ereignisse tragen zur Steigerung meiner Lebensfreude bei.
    Ehrlich gesagt, hätte ich auch Interesse an einem echten Ironman-Triathlon, aber das dazu nötige tägliche Training würde zweifellos zu viel Zeit in Anspruch nehmen, und es bestünde die Gefahr, dass ich meinen richtigen Beruf nicht mehr ausüben könnte. Aus dem gleichen Grunde habe ich die Sache mit dem Ultramarathon nicht weiter verfolgt. Mein Hauptziel beim Sport ist es, meine körperliche Kondition zu erhalten und zu
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