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Worum Es Geht

Worum Es Geht

Titel: Worum Es Geht
Autoren: Jutta Ditfurth
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Wirtschaftsführer Eberhard von Koerber, Ex-Vorstand bei BMW, heute Chef eines Finanzberatungsunternehmens. Der Energie- und Elektrokonzern ABB, dessen Vorstandsvorsitzender von Koerber auch war, ist zum Beispiel am neokolonialen Solargroßprojekt Desertec in Nordafrika beteiligt.
    Im letzten Jahr luden die Grünen im Bundestag ausgerechnet Dennis Meadows, Co-Autor der Club-of-Rome-Studie
Grenzen des Wachstums
(1972) zum Vortrag über den Zusammenhang von Bevölkerungswachstum und Natur. Wesentliche Prognosen des Clubs haben sich als unzutreffend herausgestellt, aber das spielt keine Rolle. Erst halfen die Grünen Kriege durchzusetzen, jetzt ist es ihre Hauptaufgabe, öffentlichkeitswirksame »ökologische Argumente« zur noch erfolgreicheren Durchsetzung von Kapitalinteressen zu finden.
    Die Versorgung der »Unproduktiven« mindert den Profit. Die Unterstellung, dass die »Überflüssigen« an ihrer sozialen Lage »selbst schuld« seien, ist für die Profitierenden sehr nützlich. Sie versuchen zu belegen, dass nicht die kapitalistische Produktionsweise, sondern eherne »Naturgesetze« den Hungertod so vieler Menschen zu verantworten haben. Vielerorts wird dafür der Malthusianismus zu neuem Leben erweckt. Thomas Robert Malthus (1766–1834) unterstellte in seinem Buch
Essay on the Principle of Population
(1798/1803), dass die Zahl der Menschen sich exponentiell (1, 2, 4, 8 usw.) entwickle, die Produktion von Lebensmitteln hingegen nur linear (1, 2, 3, 4 usw.). Schuld an der Bevölkerungsentwicklung sei die hemmungslose Vermehrung der Armen. Den anglikanischen Landpfarrer ekelten die Armen in den Slums der englischen Industriestädte.
    Die Armengesetze des Feudalismus hatten den Menschen noch das Recht auf Nahrung und ein Dach über dem Kopf zugestanden. Malthus nahm es ihnen: Ein Mensch habe »nicht das mindeste Recht, irgendeinen Teil von Nahrung zu verlangen«, wenn seine Familie ihn nicht ernähren könne und »wenn die Gesellschaft seine Arbeit nicht nötig hat«, sei er »wirklich zu viel auf der Erde. Bei dem großen Gastmahle der Natur ist durchaus kein Gedecke für ihn gelegt. Die Natur gebietet ihm abzutreten, und sie säumt nicht, selbst diesen Befehl zur Ausführung zu bringen.« 4 Wer diesem Eindringling am reich gedeckten Tisch der Natur Platz mache, sagte Malthus, locke nur weitere Eindringlinge an. Statt Fülle herrsche dann Mangel, und bald werde das Vergnügen der Gäste durch das menschliche Elend gestört, das sie mit ansehen müssen. Es sei »völlig natürlich«, dass nur eine Minderheit der Menschen gebildet, sittlich wertvoll und wohlhabend sei und dass es auf der Welt immer zu viele arme, unbrauchbare Menschen geben werde. Die Unterstützung der Armen sei unsinnig, weil sie sich dadurch bloß vermehrten, Hilfe belohne Trägheit und Laster und stimuliere die Kinderzahl. Die Natur spreche diesen Menschen das Existenzrecht ab, man müsse ihre Zahl beschränken. Friedrich Engels nannte Malthus’ Theorie »die offenste Kriegserklärung der Bourgeoisie gegen das Proletariat«.
    An allen Ecken und Enden blitzt heute die Malthussche Inhumanität auf. Für viele konservative und rechte Ökologen, Ökonomen und Politiker ist die »Überbevölkerung«, vorzugsweise als »Sorge um die Natur« verkleidet, ein zentrales Problem. 2011: Dem Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt klatschte dafür ein SPD-Parteitag Beifall. Joseph Deiss, Ex-Bundespräsident der Schweiz und Ex-Präsident der UNO-Generalversammlung, huldigte auf einem Wirtschaftskongress Malthus. Das Bevölkerungswachstum in Deutschland und der Schweiz beunruhige ihn nicht, das nähme ja ab. Für den Rest der Welt habe Malthus »vor 200 Jahren [alles] gesagt, und die Lektionen der Geschichte sind immer noch nicht bekannt.
Das ist ein Bereich, der sich von selber regelt
.« 5
    [Hervorhebung J. D.]
    Malthus wird seit 200 Jahren widerlegt. Aber seine Thesen sind zu nützlich, um sie den Fakten zu opfern. Was die »Protokolle der Weisen von Zion« für den Antisemitismus sind, das ist die Malthussche Ideologie für die Entwertung der Menschen im Trikont.
    Der einflussreiche US-Ökologe Garrett Hardin 6 ersetzte Malthus’ Bild vom »Fest an der reich gedeckten Tafel der Natur« durch das Bild vom Rettungsboot, in dem »wir alle« sitzen und das sinke, sobald sich zu viele Ertrinkende auf stürmischer See darauf retten könnten. Er bezog dieses Gesetz ausdrücklich auf die Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik der kapitalistischen Staaten: 7
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