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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik
Autoren: Brockhaus
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Widersprüchlichkeiten der Charaktere und Handlungen. Shakespeare hatte sich inzwischen ganz von irgendwelchen Vorbildern gelöst und seinen eigenen Stil voll entwickelt. Seine Komödien sind spielerisch heiter und die Historiendramen voll von nationalem Optimismus. Daneben fließen aber auch düstere Elemente und kritische Unterströmungen mit in seine Stücke ein. Die Geschichte des Shylock in der Komödie »Der Kaufmann von Venedig« hinterlässt einen sehr bitteren Nachgeschmack und in dem Historiendrama »Heinrich V.« wird die Hohlheit der Staatspropaganda entlarvt. Shakespeares Figuren sind nun ausgereifte, dreidimensional dargestellte und psychologisch überzeugende Individuen, mit all den inneren Widersprüchen realer Personen. Die besondere Qualität der Stücke wurde früh erkannt. Bereits 1598 feierte der Kritiker Francis Meres den damals 34-jährigen Shakespeare als den größten Dramatiker des englischen Theaters. Im gleichen Jahr bestellte Königin Elisabeth eine Fortsetzung der Falstaff-Geschichten aus »Heinrich IV.«, und so schrieb Shakespeare in nur 14 Tagen ohne Vorlage die Komödie »Die lustigen Weiber von Windsor«. 1599 wurde Shakespeare Mitgründer und Anteilseigner des wohl berühmtesten englischen Theaters: »The Globe Theatre«.
    Die Komödien dieser Phase sind: »Der Kaufmann von Venedig«, »Die lustigen Weiber von Windsor«, »Viel Lärm um nichts« und »Wie es euch gefällt«. An Historiendramen entstanden »Heinrich IV.« und »Heinrich V.« und als Tragödie »Hamlet«, vielleicht als Reaktion auf den frühen Tod seines Sohnes Hamnet 1696.
    DIE DÜSTERE PHASE
    Am 8. Februar 1601 unternahm Robert Devereux, der Graf von Sussex, einen Aufstand gegen die Königin, der schnell niedergeschlagen wurde. Sussex wurde am 25. Februar enthauptet und sein Mitverschworener Henry Wriothesley, Graf von Southampton und wichtiger Mäzen Shakespeares, zu lebenslanger Haft verurteilt. Gegen Shakespeare wurde im Zusammenhang mit dieser Affäre auch ermittelt, eine Beteiligung konnte ihm jedoch nicht nachgewiesen werden.
    Im September des gleichen Jahres starb sein Vater. All diese Ereignisse bewirkten eine Abkehr Shakespeares von den poetisch-spielerisch heiteren Komödien hin zu den großen, düsteren Tragödien und zu den bitteren Komödien, bei denen der Unterschied zur Tragödie kaum auszumachen ist. Bei »Maß für Maß« beispielsweise strebt die ganze Handlung auf ein tragisches Ende zu, das nur durch die Güte des Herzogs von Wien abgewendet wird. In diesem Bild des Herzogs hat Shakespeare den neuen König Jakob I. gezeichnet, der nach dem Tode Königin Elisabeths am 25. März 1603 den Thron bestieg und viele politische Gefangene, unter ihnen auch Wriothesley, freiließ. In der Komödie »Troilus und Cressida« regieren Eigennutz, Herrschsucht, Bosheit, Zynismus und Hinterlist. In den Tragödien macht sich eine pessimistische bis nihilistische Endzeitstimmung breit, die durch die aufgesetzt wirkenden Läuterungs- und Schlussszenen nicht wirklich aufgehellt wird. Die bitteren Komödien dieser Phase sind: »Was ihr wollt«, »Troilus und Cressida« (eine satirische Tragikomödie), »Ende gut, alles gut« und »Maß für Maß«. An Tragödien entstanden: »Othello«, »König Lear«, »Macbeth«, »Antonius und Kleopatra« und »Timon von Athen«.
    JAKOB I.
    (* 1566, † 1625)
    Jakob I. war der Sohn der Maria Stuart und Lord Darnleys. Er wurde nach der erzwungenen Abdankung seiner Mutter 1567, im Alter von einem Jahr, König von Schottland und 1603, nach dem Tod Elisabeths I. von England, die ihn zum Nachfolger bestimmt hatte, erster König von England aus dem Hause Stuart. Damit vereinigte er England und Schottland (nominell auch Irland) in Personalunion. Jakob, ein entschiedener Vertreter eines absoluten Königtums, stützte sich besonders auf die anglikanische Staatskirche gegenüber den Presbyterianern; die Aussöhnung mit den Katholiken vereitelte die Pulververschwörung. Jakob förderte Shakespeares Theatertruppe und die Übersetzung der Bibel in die englische Sprache.
    Nach dem Schock von 1601 verlief Shakespeares Leben wieder in ruhigeren Bahnen. 1602 erwarb er Grundstücke und ein weiteres Haus in Stratford. Jakob I. übernahm 1603 kurz nach seiner Thronbesteigung das Patronat über Shakespeares Schauspielertruppe, die sich nun »The King’s Men« und privilegierte Schauspieler seiner Majestät nennen durften und deren Gehalt für Schauspiele vor Hofe von 20 Pfund auf 80 Pfund erhöht
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