Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum
Autoren: Allison Pearson
Vom Netzwerk:
Schlittschuhen.
    Kopfschüttelnd gehe ich auf ihn zu. «Ich kann nicht Schlittschuh laufen.»
    «Tja, aber ich. Das reicht für uns beide.»
    «Absolut nicht.»
    Später, als wir unsere vierte Runde drehen, sagt Jack: «Du musst dich nur auf mich stützen, Kate, ist das denn so schwer?»
    «Ja. Das ist schwer.»
    «Liebe Frau. Stütz dich einfach auf mich, denk an deinen John Donne, und stell dir vor, wir seien die Schenkel eines Zirkels. Ich bleibe still stehen, und du kreist um mich herum, okay? Du fällst schon nicht, ich hab dich fest im Griff. Lass einfach los.»
    Und ich lasse einfach los. Wir sind eine Stunde lang Schlittschuh gelaufen, und ich bin mir nicht sicher, was wir aufs Eis geschrieben haben. Man müsste ein Vogel sein – eine von meinen Tauben – oder oben im Büro von meinem Boss sitzen, um erkennen zu können, was wir an diesem Tag geschrieben haben. Liebe oder Auf Wiedersehen oder beides.
    Er will mich zu einer heißen Schokolade einladen, aber ich sage, ich müsse gehen.
    Sein Lächeln bleibt davon unberührt. «Ist wohl ein wichtiger Termin?»
    «Ja, sehr. Ein Mann, den ich einmal kannte.»
     
    ERSTAUNLICH, WIE SCHNELL man vergisst, wie man jemanden hält, sogar den eigenen Ehemann. Vielleicht besonders den eigenen Ehemann. Ein gewisser Mangel an Berührung versetzt einen in die Lage, die Geometrie der Umarmung wertschätzen zu lernen, den genauen Winkel des eigenen Kopfes in Relation zu seinem. Soll er sich unter dem Hals einnisten wie eine Taube, oder soll die Nase an seine Brust gedrückt werden? Und die Hände? Wölben sich die Handflächen über der Lendenwirbelsäule oder legen sie sich flach an die Seiten seiner Schenkel? Als Richard und ich uns mittags vor Starbucks treffen, haben wir beide vor, uns einen kleinen Kuss auf die Wange zu geben, aber das fühlt sich zu albern an, so einen Kuss gibt man nur seiner Tante, und so stürzen wir uns ungelenk in eine Umarmung. Ich fühle mich so tapsig und beobachtet wie damals, als Dad mich zum ersten Mal über die Tanzfläche geschoben hat. Richard ist so schockierend körperlich, sein Haar und sein Geruch, die breiten Schultern unter dem Pullover. Die Umarmung ist nicht so wie dieses trockene Klimpern von Knochen, das entsteht, nachdem die Leidenschaft versiegt ist. Eher wie ein Schattentanz: Ich begehre ihn immer noch, und ich glaube, er begehrt mich, aber wir haben einander sehr lange Zeit nicht berührt.
    «He, du glühst ja», sagt Rich.
    «Ich bin Schlittschuh gelaufen.»
    «Auf der Eisbahn? An einem Werktag?»
    «Eine Art Kundenbetreuung. Ich probiere einen neuen Ansatz aus.»
     
    Richard und ich haben ein Treffen arrangiert, um uns auszusprechen. Wir haben uns fast jeden Tag gesehen, seit er weggegangen ist. Wie versprochen hat er Emily jeden Tag von der Schule abgeholt, und oft ist er noch geblieben und hat mit beiden Kindern zu Abend gegessen. Starbucks scheint mir der richtige Ort für Friedensverhandlungen zu sein, ein modernes Niemandsland, eines dieser Cafés, die so aussehen wollen wie das Zuhause, in das wir alle nicht kommen, weil wir zu viel zu tun haben. Es ist erstaunlich ruhig hier drinnen, aber bei diesem Treffen sind wir befangen wie beim ersten Date – will er? oder will er nicht? –, nur dieses Mal bezieht sich die Frage auf Scheidung. Will er, will er nicht?
    Wir suchen uns zwei große, weiche Samtsessel in einer Ecke aus, und Richard holt die Getränke. Ich habe um einen fettarmen Milchkaffee gebeten, und er kommt mit der heißen Schokolade wieder, die ich wirklich will und die ich brauche.
    «Wie geht’s bei der Arbeit, Kate?»
    «Oh, prima. Ehrlich gesagt, ich werde wohl bald meinen Job aufgeben. Oder genauer gesagt, mein Job wird mich aufgeben.»
    Rich schüttelt den Kopf und lächelt. «Die feuern dich nie im Leben.»
    «Och, unter bestimmten Umständen würden sie das schon tun.»
    Er sieht mich an wie einer im weißen Kittel. «Wir reden hier doch nicht von sinnloser Selbstaufopferung, Mrs.   Shattock?»
    «Warum fragst du das?»
    «Nur, weil ich alt genug bin, mich an deine Radfahrer-gegen-den-Atomkrieg-Phase zu erinnern.»
    «Ich hab der Firma alles gegeben, Rich. Die Zeit, die dir und den Kindern gehörte.»
    «Und dir, Kate.»
    Früher hab ich in seinem Gesicht wie in einem Buch lesen können, inzwischen ist das Buch in eine andere Sprache übersetzt worden. «Ich dachte, du würdest das gutheißen, Rich. Dass ich mich aus dem System ausklinke.» Er sieht jünger aus, seit er mich verlassen hat.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher