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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman
Autoren: Faye Kellerman
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unterbrochen hatte.
    »Hallo?«, versuchte sie es noch einmal. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Wer ist dran?«, fragte Decker. Als sie mit den Achseln zuckte, meinte er: »Dann leg auf.«
    »Entschuldigung.« Eine männliche Stimme. »Ich würde gerne Lieutenant Decker sprechen.«
    »Das hier ist sein Handy. Mit wem spreche ich?«
    »Gabe Whitman.«
    Rina musste sich stark zusammenreißen, um nicht nach Luft zu schnappen. »Ist alles in Ordnung?
    »Mit wem sprichst du?«, fragte Decker.
    »Nein«, sagte Gabe durchs Telefon. »Ich meine, ich weiß nicht genau.«
    »Wer ist da am Telefon, Rina?«, fragte Decker noch einmal.
    »Gabe Whitman.«

    »Ach du meine Güte! Sag ihm, er soll dranbleiben.«
    »Er ist gleich für dich da«, sagte Rina.
    »Danke.«
    Decker manövrierte das Auto auf den unbefestigten Straßenrand, schaltete den Warnblinker ein und nahm das Handy entgegen. »Hier spricht Lieutenant Decker.«
    »Es tut mir leid, Sie zu stören.«
    »Du störst nicht. Was ist los?«
    »Ich kann meine Mom nicht finden. Sie ist nicht hier, und sie geht auch nicht an ihr Handy. Mein Dad geht auch nicht an sein Handy.«
    »Okay.« Deckers Hirn lief auf Hochtouren. »Wann hast du zuletzt mit deiner Mom gesprochen?«
    »Ich kam so gegen halb sieben, sieben aus der Schule ins Hotel zurück. Sie war nicht da. Ihr Auto ist nicht da, ihre Handtasche ist nicht da, aber sie hat keine Nachricht oder so was hinterlassen. Das passt nicht zu ihr.«
    Decker bekam ein flaues Gefühl im Magen. Seine Uhr zeigte, dass es bereits fast neun war. »Wann hast du zuletzt mit ihr gesprochen, Gabe?«
    »Gegen vier. Sie waren schon weg. Mom meinte, alles wär super gelaufen. Sie klang gut. Sie sagte, sie will ein paar Sachen erledigen und gegen sechs wieder zurück sein. Ich weiß nicht, ob ich überreagiere, aber bei Chris bin ich mir da eben nicht sicher.«
    »Wo bist du jetzt?«
    »Im Hotel.«
    »In der Suite?«
    »Ja, Sir.«
    »Also gut, Gabe. Ich drehe sofort um und bin ungefähr in einer halben Stunde bei dir. Verlass das Hotelzimmer und warte in der Lobby auf mich. Mir ist es lieber, wenn du dich in einem öffentlichen Raum aufhältst, okay?«

    »Okay.« Eine Pause. »Die Suite sieht normal aus… also irgendwie, als wär nichts durcheinandergeworfen oder so.«
    »Das bedeutet aber nicht, dass dein Dad nicht doch plötzlich auftaucht. Es wäre für euch beide ungünstig, alleine aufeinanderzutreffen.«
    »Das stimmt.« Eine Pause. »Danke.«
    »Du musst dich nicht bedanken. Verlass einfach das Zimmer und schau dich nicht um.«
    Fünfzehn Minuten später fuhr Decker mit seinem Porsche auf dem Parkplatz vor. Es waren andere Parkplatzwächter da als am Nachmittag. Als sie ihn fragten, wie lange er bleiben wolle, sagte er, er wisse es noch nicht.
    Das Resort Hotel bot sechs Hektar sinnlicher Pflanzen und tropischen Blattwerks in den Hügeln von Bel Air. Die Abendluft war süß vom nachtblühenden Jasmin, dazu ein Hauch von Gardenie. Palmen mit ausladenden Blättern, Farne und blühende Büsche säumten Steinwege und verschönten die Umrandungen einer künstlichen Lagune, die von Enten und Schwänen bewohnt wurde. Decker und Rina überquerten eine Brücke und warfen dabei einen Blick auf den See, als gerade Vögel vorbeisegelten.
    Decker drehte sich zu Rina um. »Warum nimmst du nicht das Auto und fährst nach Hause?«
    »Hannah ist bei einer Freundin. Ich kann auf dich warten.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dich hierhaben will, falls Chris auftauchen sollte. Bei dem Gedanken habe ich ein schlechtes Gefühl.«
    »Dann setze ich mich eben so lange in die Lobby.«
    »Macht dir das auch nichts aus? Es kann ein Weilchen dauern. Wenn ich sie nicht gleich finde, muss ich das ganze Hotel durchsuchen.«
    »Kein Problem, außer sie schmeißen mich raus.« Sie schwieg einen Moment. »Was wirst du mit Gabe machen? Du
weißt nicht, was hier gespielt wird. Jedenfalls kannst du ihn nicht hier auf sich allein gestellt lassen, selbst wenn er volljährig wäre.«
    Keiner von beiden sagte etwas.
    »Er kann bei uns bleiben«, schlug Rina vor.
    »Ich halte das nicht für eine gute Idee.«
    »Ich glaube, du hast gar keine andere Wahl.«
    »Er hat einen Großvater, der im Valley wohnt.«
    »Dann ruf ihn morgen früh an. Eine Nacht bei uns macht dann auch keinen Unterschied mehr.«
    »Du bist wahrlich Mutter Erde.«
    »Stimmt genau«, erwiderte Rina. »Gebt mir eure Müden, eure Armen, eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren, und so weiter und so fort. Emma
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