Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
Lazarus und ich haben sehr viel mehr gemeinsam als nur unseren Nachnamen.«
     
    Obwohl der Hotelkomplex aus flachen, miteinander verbundenen und in Pink verputzten Bungalows mit einem roten Ziegeldach wie am Mittelmeer bestand, war die Lobby in einem separaten Gebäude untergebracht. Durch die Fenster konnte Decker die Rezeption sehen, an der eine Frau in Dienstkleidung Unterlagen durchblätterte, dann ein leeres Pult des Concierge und eine Reihe konventioneller, beige bezogener Stühle vor einem Kamin. Einen davon hatte ein schlaksiger Jugendlicher in Besitz genommen – Der Denker , vielleicht von Giacometti. Rina und Decker betraten die Lobby, und der dünne Junge blickte hoch und stand dann auf. Decker bemühte sich, ihn beruhigend anzulächeln. »Gabe?«
    Er nickte. Ein gut aussehender Junge – Adlernase, starkes Kinn, ein schmuddelig blonder Wuschelkopf und smaragdgrüne Augen, die als Edelsteine durchgehen könnten, hinter einer randlosen Brille. Nicht besonders kräftig, aber mit den gleichen drahtigen Muskeln, wie sie sein Vater in jungen Jahren
besessen hatte. Er schien an die Ein-Meter-achtzig-Marke heranzukommen.
    Decker streckte die Hand aus, und der Junge schüttelte sie. »Wie geht es dir?«
    Der Junge zuckte hilflos mit den Achseln.
    »Das ist meine Frau. Sie wird hier auf mich warten … oder auf uns. Immer noch keine Nachricht von den beiden?«
    »Nein, Sir.« Er sah Rina genauso aufmerksam an wie Decker. »Es tut mir sehr leid, Sie hierherzuschleppen. Wahrscheinlich ist gar nichts passiert.«
    »Kein Problem. Lass uns gemeinsam zur Suite zurückgehen.«
    Die Frau an der Rezeption blickte auf. »Alles in Ordnung, Mr. Whitman?«
    »Äh, ja.« Gabe rang sich ein gezwungenes Lächeln ab. »Klar.«
    »Ganz sicher?«
    Gabe nickte schnell. Decker wandte sich an Rina. »Ich bin gleich wieder da.«
    »Lass dir Zeit.«
    Decker und sein Sorgenkind traten hinaus in die kühle, diesige Abendluft, und keiner von beiden sagte ein Wort. Die Wege sahen im Dunkeln anders aus als bei Tageslicht. Durch die farbige Beleuchtung, die durch die Pflanzen durchschimmerte, wirkte die gesamte Anlage surreal, wie eine Filmkulisse. Gabe schlängelte sich durch einen Garten nach dem anderen, bis sie zu dem Bungalow kamen, den er mit seiner Mutter bewohnte. Er öffnete die Tür, machte das Licht an, und die beiden traten ein.
    »Alles genau so, wie ich es zurückgelassen habe.«
    Und nicht viel anders als zu dem Zeitpunkt, als Decker gegangen war. Die Blumen, die Chris Terry mitgebracht hatte, steckten jetzt in einer Vase auf dem Couchtisch. Donattis
Whiskyglas stand im Spülbecken. Der Müll war geleert und das Sofa im Wohnzimmer zu einem Bett ausgeklappt worden ; die Frühstückskarte für den Zimmerservice und ein paar Schokolädchen lagen auf einem Silbertablett bereit. Wasser befand sich auf einem Beistelltisch, und aus einer Stereoanlage der Marke Bose kam Musik, ein Klassiksender.
    »Du schläfst hier?«
    Gabe nickte.
    Decker ging ins Schlafzimmer. Terrys Bett war ebenfalls hergerichtet worden. »Waren die Betten schon aufgeschlagen, als du gegen sechs zurückgekommen bist?«
    »Nein, Sir, das Housekeeping kam erst später, so gegen acht.« Er schwieg einen Moment. »Ich hätte sie wohl besser nicht reingelassen, was?«
    »Das macht nichts, Gabe.« Decker inspizierte die Räume. Im Schrank befanden sich jede Menge Kleidungsstücke und ein kleiner Safe. Decker fragte den Jungen, ob er die Nummernkombination kannte.
    »Äh, die nicht. Aber ich weiß, welchen Code sie normalerweise benutzt.«
    »Könntest du versuchen, ihn zu öffnen?«
    »Sicher.«
    Gabe tippte ein paar Nummern ein. Er brauchte einige Anläufe, aber irgendwann ging die Klappe auf. Der Safe war vollgestopft mit Bargeld und Schmuck.
    »Hast du etwas hier, in dem du die Wertgegenstände transportieren kannst?«, fragte Decker Gabe.
    »Warum?«
    »Falls deine Mutter nicht zurückkommt, darfst du nicht alleine hierbleiben.«
    »Ich komm schon klar.«
    »Bestimmt kommst du gut alleine klar, aber ich bin Polizist, und du bist minderjährig. Ich würde die Gesetze missachten,
wenn ich dich hier alleine wohnen ließe. Außerdem würde ich dich unter den gegebenen Umständen auch dann nicht alleine lassen, wenn du achtzehn wärst.«
    »Wohin bringen Sie mich?«
    »Du hast die Wahl.« Decker rieb sich die Schläfen. »Ich weiß, dass du einen Großvater und eine Tante hast, die in L.A. leben. Würdest du gerne einen der beiden anrufen? Ich fahre dich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher