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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman
Autoren: Alisa Sheckley
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Magda ja schon lange nach einem passenden Partner umgesehen, um ihre gefährdete Spezies vor dem Aussterben zu bewahren. Und Hunter war der Einzige gewesen, der dafür in Frage kam.
    »Wirklich? Und wie lange noch? Wie alt bist du eigentlich, Magda? Fünfundvierzig, sechsundvierzig? Vielleicht kein allzu großes Problem für eine Frau, die noch ein oder höchstens zwei Kinder möchte? Aber deine Pläne dürften etwas größer angelegt sein. Hab ich Recht?«
    »Die Welt braucht nicht noch weitere kurzsichtige, zahnlückige, asthmatische Kinder, die allergisch auf Erdnussbutter reagieren und als Linkshänder Stifthalter benötigen«, entgegnete sie aufgebracht.
    Ich trat einen Schritt näher. »Hm, interessant. Ich selbst war als Kind auch kurzsichtig und zahnlückig.«
    »Genau das meine ich.«
    »Glaubst du nicht an Penicillin? Sollten wir die Kranken deiner Meinung nach einfach sich selbst überlassen?«
    Ihr höhnisches Lachen war die erste spontane Reaktion, die ich bei ihr erlebte. »Penicillin hat eine Generation von Weichlingen hervorgebracht. In deinem Beruf will man vielleicht verkümmerte Mutanten retten, wie zum Beispiel diesen hässlichen Wasserkopf da, der sich Hund schimpft. Aber echte Hunde müssen schnell und klug genug sein, um zu jagen und zu töten. Wenn sie das aber nicht sind, sollte man sie sterben lassen. Und das Gleiche gilt für die Menschen. Wir müssen das Beste aus unseren Kindern herausholen und uns nicht mit Defekten am Herzen, den Augen oder dem Gehirn zufriedengeben.«

    »Dann willst du also die Starken heranzüchten, und ich will die Schwachen retten.«
    »Ja. Deshalb bin ich auch...«
    Mein Angriff erwischte sie völlig unvorbereitet. Ich schlug ihr zuerst auf die linke und dann noch härter auf die rechte Wange. Während sie zurückfiel, rammte ich ihr die Spritze, die ich hinter meinem Rücken versteckt hatte, in den Hals.
    »Was machst... du da?«, keuchte sie.
    »Ich musste einen Hund einschläfern«, erklärte ich kalt. »Es ist Sodium Hydrochlorid.«
    »Wie viel?«
    »Genug, um dich auszuschalten.«
    »Hunter!«« Magda sackte in sich zusammen. »Hilf mir, Hunter!«
    Aber Hunter war ein Wolf und verstand nicht so ganz, was der hässliche chemische Geruch bedeutete, auch wenn er ihm Angst machte. Er jaulte auf, als ich auch ihm die Spritze in die Flanke rammte. Red nutzte die Gelegenheit und stürzte sich auf ihn.
    »Nein, Red! Aus!«, rief ich.
    Magda versuchte meine kurze Ablenkung zu nutzen. Aber sie brachte mich nur dazu, die Spritze bis zum Anschlag herunterzudrücken.
    »Oh, mein Gott«, murmelte sie mit weit aufgerissenen, angsterfüllten Augen.
    »Magda...« In Wahrheit hatte die Spritze nur ein Sedativum enthalten. Ich war mir nicht sicher, wie schnell es überhaupt wirken und welchen Effekt es haben würde.
    »Du wirst die Spezies der Unwölfe mit deinen minderwertigen Genen ruinieren«, sagte sie, als ihre Augen nach
hinten rollten. Sie war offenbar vor Angst in Ohnmacht gefallen. Ich konnte mein Glück kaum fassen.
    »Ich mag deine minderwertigen Gene, Doc«, rief Red, der sich inzwischen wieder in einen Mann verwandelt hatte. »Es wäre mir sogar eine besondere Ehre, sie mit den meinen zu mischen.«
    Ich schaute demonstrativ auf das Paisley-Kleid meiner Mutter, das er noch immer um sich gewickelt hatte. »Solange du Frauenkleider trägst, kommt das nicht in Frage. Da sind mir selbst meine minderwertigen Gene zu schade.«
    »Es ist mir zumindest gelungen, das wilde Tier hier zu fesseln.« Red zeigte auf Hunter, den er mit dem Fransenschal meiner Mutter gefesselt und geknebelt hatte. »Als Erstes sollten wir uns jetzt aber um deine Mutter kümmern. Wie geht es Ihnen, Ma’am?«
    Meine Mutter hätte vor Schock und durch den Blutverlust eigentlich halbtot sein müssen. Aber man sprach Piper LeFever niemals mit >Ma’am< an. Sie runzelte empört die Stirn und sah an Red vorbei zu mir hin.
    »Abra«, sagte sie mit einer schon wieder wesentlich kräftigeren Stimme. »Schaff auf der Stelle diesen Hinterwäldler hier raus und bring mir mein schwarzes Kleid. Und rufe um Himmels willen endlich den Notarzt, ehe ich bewusstlos werde. Verstanden?«
    »Du bist wirklich unglaublich, Mom.«
    »Dann tu auch etwas dafür, dass ich das noch eine Weile bleibe.«
    Ich wollte ihr Leben nicht noch weiter gefährden, indem ich das letzte Wort hatte. Also rief ich den Krankenwagen. Als ich auch die Polizei rufen wollte, hielt Red mich allerdings davon ab.

39
    Nach einer großen Veränderung
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