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Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Titel: Wolfsliebe - Tochter der Wildnis
Autoren: Jasmine Braun
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gehen jetzt nach Hause, du verabschiedest dichin aller Ruhe von Shila, ich packe meine Sachen und komme mit dir.«
    Kenzô drehte sich kurzerhand um und ging voran. »Na komm! Ich habe dir doch versprochen, dass ich nicht von deiner Seite weichen werde!«, sagte er mit belegter Stimme.
    »Ja«, antwortete Tikia und folgte ihm.
    Kurz bevor sie Kenzô eingeholt hatte, klammerte sie ihre Finger fester um den hölzernen Griff ihres Jagdgewehres, hob es und schlug es Kenzô fest gegen den Kopf. Kenzô sackte zusammen.
    Starr blickte Tikia ihn an. »Es tut mir leid, Kenzô, aber ich kann dich nicht mitnehmen.« Koon schmiegte sich sanft an ihre Beine, und sie wunderte sich nicht einen Moment, warum er sie nicht anklagend anjaulte, denn auch Koon hatte den jungen Mann inzwischen lieb gewonnen. Sie wusste, dass sie sich nie vor ihrem besten Freund rechtfertigen müsste, er verstand immer ganz genau, was in ihr vorging.
    »Sie haben alles gesehen?«, fragte Tikia den Bürgermeister, der jetzt näher an sie herangetreten war.
    »Ja …«, sagte er leise.
    »Sie werden sich um die Schurken kümmern?«
    »Ja«, bestätigte er erneut.
    Traurig blickte Tikia zu Kenzô hinab. »Bringen Sie ihn bitte zu sich nach Hause, zu Shila, aber lassen Sie mich noch einen kurzen Augenblick mit ihm allein, Herr Bürgermeister!«
    »Gut!«, sagte der Bürgermeister sanft.
    Tikia beugte sich zu Kenzô hinab und strich ihm liebevoll durchs dichte Haar. »Es tut mir so leid, Kenzô! Aber wenn ich dich mitnehme, wirst du sterben! Das könnte ich mir niemals verzeihen! Ich danke dir für die wundervolle Zeit, die ich mitdir verbringen konnte, und die Geduld, die du mir gegenüber aufgebracht hast. Glaube mir, es tut mir unglaublich weh, dich hier zurücklassen zu müssen, doch der Gedanke, dich nicht vor den Gefahren, die dort oben in den Bergen lauern, schützen zu können, würde mein Herz schier zerreißen! Ich kenne diese Gefahren, ich bin gewappnet, du aber wärst ihnen hilflos ausgeliefert. Ich hoffe, du wirst es mir irgendwann verzeihen, dass ich dich dermaßen verletzt habe, aber ich tat es, um dich zu schützen.«
    Sanft drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und erhob sich. Bekümmert blickte Tikia auf den bewusstlosen Kenzô und spürte, wie ihr die Tränen kamen. Sie drehte sich langsam um und schaute den Bürgermeister fragend an. »Dieser furchtbare Schmerz, der mir die Kehle zuschnürt beim Gedanken, ihn zu verlieren, ist das Liebe?«, fragte sie ihn heiser.
    Keratô Tzerenjô ging auf sie zu und schloss sie in seine Arme. Tikia vergrub ihr weinendes Gesicht in dem dicken Umhang des alten Mannes und schluchzte hemmungslos.
    Keratô strich ihr zögernd über den Rücken. »Ich fürchte, ja …«, sagte er leise.
    Tikia befreite sich sanft aus der Umarmung und sah Kenzô mit leerem Blick an. »Dann kann ich ihn nicht mitnehmen«, sagte sie mit brechender Stimme und ging die Straße gen Süden hinauf. Den Bergen entgegen. Ihrer Heimat entgegen.
    »Viel Glück!«, rief der Bürgermeister ihr leise nach und hob Kenzô auf seine Arme.
    »Jetzt habe ich dich schon wieder gehen lassen müssen, Merumû!« , dachte der Bürgermeister traurig und machte sich zu Shilas Haus auf.

KAPITEL 34
Lelû
    Inzwischen hatte Tikia das erbärmliche Viertel erreicht, in dem sie bei ihrer Ankunft die ersten schlechten Erfahrungen gemacht hatte. Da Shila nicht mehr an ihrer Seite war, sahen die Bewohner dieses Viertels auch keinen Grund mehr, Tikia Respekt zu zollen und stierten sie feindselig an. Es schien jedoch ganz, als ob die beiden Penner, die sie bei ihrer Ankunft belästigt hatten, den anderen von Tikias Kaltblütigkeit erzählt hätten, denn niemand wagte es, ihr zu nahe zu kommen.
    »Kleines!«
    Tikia wirbelte herum.
    Vor ihr stand eine alte Dame, die sie zögernd anlächelte. »Du bist Kerû Mayans Tochter, nicht wahr, mein Kind?«
    Alle Blicke richteten sich nun auf Tikia. »Kerûs Tochter …?«, murmelten einige ungläubig.
    Tikia blickte die alte Frau erstaunt an. »Ja …«, antwortete sie zögernd. »Kanntest du meinen Vater?«
    Die alte Frau schaute traurig zu Boden.
    »Ob ich ihn kannte ? « , murmelte sie leise. »Das heißt, er ist tot?« Angstvoll blickte die alte Frau zu Tikia und nahm ihre Hand. »Ist Kerû tot?«, fragte sie heiser.
    Tikia bemerkte verwundert, dass die Hand der alten Frau zuzittern begonnen hatte, und als sie in ihre hellblauen Augen blickte, sah sie, dass sie sich mit Tränen füllten.
    »Kerû ist tot …?«
    Tikia
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