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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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gegenseitige Nähe, aber es waren schwache und gespenstisch leere Stimmen, die zwischen ihnen umherhallten.
    »… hatte gedacht, dass es jetzt, jetzt endlich … als es verschwand, ich habe mich doch selbst gesehen … dass man irgendwie gar nichts mehr ist … als wäre man unsichtbar … niemand wird sich an mich erinnern … alles wird verschwinden … als ob man zu klein wäre, um gehört zu werden … als es verschwand, nichts als leere Hände …«
    So ging es noch fünf Minuten weiter, ein leises Winseln und Heulen, das sich in Worte kleidete, bis Theres schrie: »Still!«
    Die Stimmen verstummten schlagartig. Theres hielt beide Hände mit den Handflächen nach vorn ausgestreckt, als wollte sie einen heranrauschenden Zug stoppen, und schrie noch einmal: »Still! Still!«
    Hätten sie ihre Ohren spitzen können, dann hätten sie sie jetzt gespitzt. Sie saßen in einem Haufen vor Theres zusammen, die sich streckte und eine nach der anderen ins Auge fasste. Sie hingen an ihren Lippen, warteten auf ein paar Worte, die sie befreien könnten. Einen Vorschlag, einen Befehl, eine Standpauke. Was auch immer.
    Als Teresa den Mund öffnete, waren sie darauf eingestellt, eine kurz gefasste, lebenswichtige Wahrheit zu hören, sodass sie ein paar Sekunden brauchten, bis sie merkten, dass sie sang.

    »I’m nothing special, in fact I’m a bit of a bore
    if I tell a joke, you’ve probably heard it before
    But I have a talent, a wonderful thing
    ’cause everyone listens when I start to sing
    I’m so grateful and proud
    All I want is to sing it out loud …«
    An dieser Stelle hatten die meisten von ihnen die Melodie wiedererkannt, und selbst wenn sie den Text nicht ganz konnten, so kannten sie doch alle den Refrain. Theres’ klare Stimme traf dieTöne so exakt, dass sie in ihren Körpern wie in einer riesigen Stimmgabel widerhallte und ihnen half, in den Gesang einzustimmen.

    »So I say thank you for the music, the songs I’m singing
    Thanks for all the joy they’re bringing …«
    Theres sang das ganze Lied bis zum Ende, die anderen halfen beim Refrain mit aus, und die Musik war wie Morphium. Die Qualen ihrer Körper wurden betäubt, wenn sie in die Töne hinausflossen, und solange das Lied dauerte, hatten sie nichts zu fürchten. In der Stille, nachdem die letzten Worte verklungen waren, hörten sie entfernten Beifall.
    Ein paar Hundebesitzer waren an verschiedenen Stellen stehen geblieben, und einer von ihnen rief: »Festival! Yeah!«, bevor er weiterging.
    Theres zeigte nach Skansen hinüber und sagte: »Das werde ich singen. Dort. Übermorgen. Ihr werdet kommen. Dann wird Schluss sein. Es wird gut.« Sie stand auf und ging zum Zaun, lehnte sich an die Maschen und knurrte leise, versuchte die Wölfe anzulocken, ohne dass es ihr gelang.
    »Was meinst du mit Schluss?«, fragte Caroline. »Was meint sie damit, dass Schluss sein wird, es wird doch nicht Schluss sein?«
    Teresa schaute nach Skansen hinüber, versuchte sich die Freilichtbühne Solliden irgendwo dort hinter den Bäumen vorzustellen, wie sie sie im Fernsehen gesehen hatte. Die Menschenmassen, die Künstler, die fliegenden Kameras und »Stockholm in meinem Herzen«. Die Wand aus jungen Mädchen, die ihnen so ähnlich waren und doch so anders und die sich ganz vorn ans Bühnengitter pressten und mitsangen. Dass Theres oben auf der Bühne stehen würde. Dass sie selbst im Publikum stehen würden. Unter all den Menschen.
    »Ronja?«, sagte Teresa. »Erinnerst du dich, dass du einmal gefragt hast, wohin wir gehen, was wir tun sollten?«
    Ronja nickte und zuckte mit den Schultern. »Wir haben Dinge getan.«
    »Nein«, sagte Teresa. »Wir haben nichts getan. Wir haben uns nur vorbereitet.« Sie warf einen Blick auf das Schild am Wolfsgehege: Tiere nicht füttern , und deutete dann mit der Hand darauf, nach Skansen. »Aber wir werden etwas tun. Wir werden uns immer gut fühlen. Und niemand wird uns jemals vergessen.«
    11
    Hitachi DS14DFL.
    Gewicht 1,6 kg. Länge über alles 210 mm. Ergonomischer, gummierter Griff. 13 mm Bohrfutter. 1200 Umdrehungen/Minute.
    Teresa hatte über eine Stunde lang suchen müssen, bis sie das richtige Werkzeug gefunden hatte. Es musste akkubetrieben sein und einen schmalen Griff besitzen, der in kleine Hände passte. Es durfte nicht zu groß und nicht zu schwer sein, aber trotzdem einen ausreichend dicken Bohrer fassen. Man musste es überall kaufen können. Und es musste gut aussehen.
    Hinter dem nichtssagenden Namen Hitachi DS14DFL
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