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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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unten.
    »Wie geht es dir? Du siehst nicht besonders gut aus, ehrlich gesagt.«
    »Danke.«
    »Du weißt schon, was ich meine. Komm rein.«
    Teresa nahm ihren Rucksack mit ins Wohnzimmer und setzte sich in einen Sessel. Die Wohnungseinrichtung sah aus, als wäre sie aus den Wohnungen verschiedener Menschen zusammengesucht worden, die alle einen schlechten Geschmack hatten. Kein Teil passte zu irgendeinem anderen, eine Stehlampe, die aussah, als hätte sie einen gewissen antiquarischen Wert, stand neben einer großen Plastikblume auf einer Plexiglaskiste. Johannes’ Mutter hatte zurzeit viel um die Ohren, hatte er erzählt, hatte keine Zeit, um sich um die Inneneinrichtung zu kümmern.
    Teresa schaute sich um und fragte: »Ist Agnes’ Mutter hier gewesen?«
    Johannes musste lauthals lachen und erzählte eine lange Geschichte darüber, wie Clara, so hieß Agnes’ Mutter, reagierthatte, als sie zum ersten Mal bei ihnen zum Abendessen eingeladen gewesen war und vor dem Bild mit dem weinenden Kind gestanden und schließlich gesagt hatte: »Tja, das ist ja ein … Klassiker.«
    Als Teresa angesichts seiner Anekdote nicht einmal lächelte, seufzte er, setzte sich aufs Sofa, faltete die Hände zwischen den Knien und wartete. Teresa rutschte bis zur Kante des Sessels vor, so nahe an ihn heran wie möglich. Dann sagte sie: »Ich habe Menschen getötet.«
    Johannes grinste: »Was hast du gesagt?«
    »Ich habe zwei Menschen getötet. Einen allein und einen zusammen mit anderen.«
    Sein Lächeln gefror und verschwand, während er ihr in die Augen schaute. »Das meinst du nicht ernst.«
    »Doch. Und heute werde ich noch ein paar weitere töten.«
    Johannes zog die Augenbrauen zusammen, als würde sie einen Witz erzählen, dessen Pointe er nicht verstand, und er schnaubte verächtlich. »Warum sagst du so etwas? Selbstverständlich wirst du so etwas nicht tun. Selbstverständlich hast du so etwas nicht getan. Worauf willst du hinaus?«
    Teresa öffnete ihren Rucksack. Sie legte die Bohrmaschine, einen Hammer, ein Tranchiermesser und einen kleineren Bolzenschneider auf den dunkelbraunen Couchtisch. »Das sind die Werkzeuge, die wir benutzen werden. Die anderen haben dieselben. Ungefähr.«
    »Welche anderen?«
    »Die anderen, die dabei sein werden. Mein Rudel.«
    Johannes erhob sich vom Sofa und ging eine Runde durch den Raum, während er sich die Kopfhaut massierte. Dann stellte er sich neben Teresa. Er schaute die Werkzeuge an, schaute sie an. »Was redest du da? Hör auf damit. Was ist mit dir los?«
    »Ich kann nicht damit aufhören. Aber ich habe Angst.«
    »Ja, das glaub ich gern. Wovor hast du denn Angst?«
    »Dass ich es nicht schaffe. Ich muss vorangehen.«
    Johannes streichelte sie über das Haar, während er den Kopf schüttelte. Dann ging er vor ihr auf die Knie und sagte: »Komm. Komm«, worauf er sie erneut umarmte, sie fest umklammerte und flüsterte: »Teresa, du. Du hast niemanden getötet, und du wirst niemanden töten, und du sollst aufhören, so zu reden. Warum solltest du jemanden töten?«
    Teresa schob ihn weg und sagte: »Weil ich es kann. Weil ich es will. Weil es mich lebendig macht.«
    »Du willst Menschen töten?«
    »Ja. Unheimlich gerne. Ich sehne mich danach. Aber ich weiß nicht, ob ich es wage. Ich weiß nicht, ob ich … bereit bin.«
    Johannes seufzte und zog die Augenbrauen hoch, sagte in einem Ton, als wollte er das Spiel eine Weile mitspielen: »Und wie willst du es herausfinden?«
    »Indem ich dich töte.«
    »Du wirst mich töten?«
    »Ja.«
    »Wann denn?«
    »Jetzt.«
    Ein Schatten huschte über Johannes’ Gesicht, als er des Spiels müde wurde. Mit einer hastigen Bewegung griff er nach dem Hammer und reichte ihn Teresa, während er weiter vor ihr kniete. »Ja, dann töte mich doch. Mach schon.«
    »Du glaubst mir nicht?«
    »Nein.«
    Teresa hob den Hammer und sagte. »Wagst du die Augen zu schließen?«
    Er schaute sie an, lange. Dann schloss er die Augen. Seine Lider waren dünn, zart und ganz entspannt. Er kniff die Augen nicht im Geringsten zusammen, seine Atmung war ruhig und gleichmäßig, und die Andeutung eines Lächelns lag auf seinen Lippen. Seine Wangen waren von dünnem Flaum bedeckt, und er war ihr bester Freund und der einzige Junge, den sie vielleicht sogar geliebt hatte. Sie sagte: »Tschüs« und schlug den Hammer gegen seine Schläfe.
    Sie schlug weiter, bis nur noch ein Fünkchen Leben übrig war. Da nahm sie den Bohrer und öffnete ihn. Der Akku war voll aufgeladen,
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