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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Kampftaucherausbildung nicht besser machen können. Das Blatt schneidet in den Hals der älteren Frau, und sie stolpert mit an die Kehle gepressten Händen nach hinten.
    Endlich scheint sie einzusehen, dass Flucht die einzige Möglichkeit ist. Weil sie zwischen dem Mädchen und dem heranstürmenden Joel eingeklemmt ist, taumelt sie die Treppe zur Bühne hinauf, während das Blut ihr auf die Brust strömt.
    Priorisieren.
    Er muss dieses Mädchen aufhalten, bevor es noch mehr anrichten kann. Mit zwei schnellen Schritten ist er bei ihr und windet ihr das Messer aus der Hand. Mit der Bohrmaschine kann sie einen Treffer auf seinem Kopf landen, bevor er sie ihr aus der Hand schlagen kann. Er dreht ihr die Arme auf den Rücken, während er schreit: »Was zum Teufel machst du denn da, bist du verrückt?«
    Das Mädchen gibt unter seinem Griff nach und sagt ruhig: »Ich bin vernünftig. Ich bin sehr vernünftig.«

    »So I say thank you for the music, for giving it to me.«
    Als Eva Segerwall die letzten Stufen der Treppe hochsteigt, gibt es leider nichts in ihr, das sie daran erinnert, dass ihr Traum jetzt endlich in Erfüllung geht.
    Vor dreiundzwanzig Jahren hatte sie ihre Gesangsambitionen geopfert, um ihren Mann in seiner Fernsehkarriere besser unterstützen zu können. Aber was sie davor alles geträumt hatte! Einmal zu hören, wie Bosse Larsson ihren Namen sagt, einmal auf die Bretter unter den Birkenzweigen von Solliden treten zu dürfen, auf dieser Bühne stehen zu dürfen!
    Jetzt steht sie dort und weiß es nicht zu würdigen. Das Leben rinnt ihr aus dem Hals heraus, und es plätschert neben ihren Füßen, als sie auf die engelsgleiche Gestalt zustolpert, die hinter dem Mikrofon steht und immer weiter singt.
    Für eine Sekunde begegnen sich ihre Blicke, und Eva wird noch ängstlicher, als sie bereits ist. Hier gibt es keine Hilfe zu erwarten. Die großen blauen Augen betrachten sie ohne Mitleid, scheinen die Kaskaden von Blut nicht einmal zu bemerken, die ihr helles Sommerkleid bedecken. Sie hustet weiter Blut. Auf Beinen, die jederzeit nachgeben können, wackelt sie nach links, am Bühneneingang vorbei, vorbei an den leeren Plätzen des Orchesters und an den Blumenarrangements, bis sie auf den Steg hinausgelangt.
    Dort öffnet sich endlich ein Fluchtweg. Durch trübe Augen sieht sie dort unten das Wasser der Mälarbucht glitzern. Sie wirft sich in die Richtung, stößt aber gegen eine unsichtbare Wand, fällt auf den Rücken und bleibt liegen, gibt auf.
    2

    I’ve been so lucky
    I am the girl with the golden hair
    I want to sing it out to everybody
    What a joy! What a life! What a chance!
    Das Orchester hatte schon lange aufgehört zu spielen, und Theres stand allein auf der Sollidenbühne und sang die letzten Strophen a cappella, obwohl es niemanden mehr gab, der ihr zuhörte. Zu ihren Füßen herrschte Chaos.
    Um die dreißig Menschen lagen tot oder sterbend auf den Bänken, auf der Erde. Einer Frau war es gelungen, auf die Bühne zu entkommen, und mit blutendem Hals war sie in die Plexiglasscheibe gesprungen, die vor dem Wind aus der Mälarbucht schützen sollte. Jetzt lag sie zusammengesunken auf dem Steg, der zum Stehplatzpublikum hinausgeht. Theres steckte das Mikrofon zurück in den Ständer, ging zu der Frau hinüber und trank sie.
    Einige aus der Gruppe waren von Wachleuten oder anderen Erwachsenen ergriffen worden, einige waren umgeworfen und niedergetreten worden, als das Publikum in Panik geflohen war, einige standen oder hockten immer noch neben ihrem letzten Opfer und saugten dessen Leben ein.
    Theres ging bis ans Ende des Stegs, warf den Kopf zurück und heulte. Für einen Augenblick erstarrten alle Bewegungen, als der herzzerreißende Laut den Sommerabend zu Eis erstarren ließ. Dann antworteten die anderen Mädchen. Blutige Gesichter wurden angehoben und Zähne gefletscht, die festgehaltenen füllten ihre Lungen mit Luft, und Linn, die mit einem gebrochenen Bein neben dem Bühnengitter lag, zog sich in eine sitzende Haltung hoch und stimmte ein.
    Aus vierzehn Kehlen stieg derselbe Laut, ein steigendes und fallendes Heulen mit einer einzigen Botschaft.
    Es gibt uns. Fürchtet uns.
    Dann kamen neue Wachleute dazu, neue, kräftige Hände, die die wilden Tiere fortreißen und unschädlich machen wollten, die sich in den Hütten der Menschen eingenistet hatten.
    Teresa war es gelungen, von der Seite an die Bühne heranzukommen, und während die anderen Mädchen flohen oder eingefangen wurden, rief sie
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