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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Weile so, als wären diese Dinge wichtig, und es war schön.
    Nach einer Weile begannen sie in Erinnerungen zu schwelgen. Ohne Widerstand zu leisten, ließ sich Teresa zurück in ihre Höhle entführen, zurück zu den Fahrradtouren, den Badestellen, den Schafen. Sie unterhielten sich mehr als zwei Stunden lang, und als Teresa, nachdem sie tschüs gesagt hatte, die Bohrmaschine nahm und sie in der Hand wog, fühlte sich alles so unmöglich an.
    Sie machte einen Ausfallschritt, ließ den Motor aufheulen und tat so, als würde sie auf Widerstand stoßen, auf zappelnde Gliedmaßen, sie schrie: »Urd!«
    Urd.
    Es gelang ihr, in dieser Nacht ein paar Stunden zu schlafen, nachdem sie die Bohrmaschine mit zu sich ins Bett genommen hatte und den weichen, herrlichen Griff umfasste, der wie gegossen in ihrer Hand lag.
    12
    Ein Mensch kann mörderische Gedanken denken und es hinter einem Lächeln verbergen, er kann von fließendem Blut und spritzender Hirnmasse fantasieren, während er summend sein Müsli verzehrt. Aber selbst wenn es an der äußeren Fassade nichts Konkretes oder Beweisbares zu entdecken gibt, wird es die Umgebung trotzdem früher oder später spüren. Es dringt aus ihm heraus wie Strahlung oder Osmose, es sickert aus seinem Wesen.
    Teresas Eltern hatten allmählich Angst vor ihr bekommen. Obwohl sie den Finger nicht auf etwas Bestimmtes legen konnten, was sie sagte oder tat, umgab es sie wie ein Schimmer, eine schwarze Aura, die sie unangenehm berührte, sobald sie den Raum betrat.
    Als Teresa am Dienstagmorgen bat, eine Stunde früher nach Österyd gefahren zu werden, als der Zug ging, stellte niemand irgendwelche Fragen. Sie wussten, dass sie nach Stockholmfahren und diese Freundin treffen wollte, aber das war auch alles. Wenn sie früher nach Österyd wollte, dann bitte.
    Teresas Rucksack sah schwer aus, aber als Göran sich erbot, ihn für sie zu tragen, schaute sie ihn einfach nur auf eine Weise an, dass er seine Hände wieder sinken ließ. Schweigend setzten sie sich in den Wagen, und schweigend fuhren sie nach Österyd. Als Teresa erzählte, zu welcher Adresse sie gebracht werden wollte, sagte Göran: »Wohnt dort nicht Johannes?«
    »Ja.«
    »Bist du mit ihm verabredet?«
    »Ja.«
    »Wie schön! Da wirst du vielleicht wieder etwas … munterer.«
    »Das hoffe ich auch.«
    Teresa stieg aus dem Wagen, nahm ihren Rucksack und blieb mit hängendem Kopf stehen, ohne die Tür zu schließen. Göran beugte sich über den Beifahrersitz und streckte die Hand aus. »Schatz …«
    Teresa entzog sich seiner Berührung und sagte: »Mal sehen, ob ich nach Stockholm fahre. Das kommt ein bisschen darauf an. Ich rufe an.« Sie schlug die Tür zu, drehte sich um und ging zum Eingang.
    Göran blieb mit den Händen auf dem Lenkrad sitzen. Als Teresa durch die Eingangstür verschwunden war, schluchzte er auf und senkte den Kopf. Seine Stirn traf die Hupe, und als das Signal ertönte, zuckte er zusammen. Ein Mann in seinem Alter mit zwei ICA-Tüten in den Händen war stehen geblieben und starrte ihn an. Göran winkte, ließ den Motor an und fuhr weg.
    Teresa zögerte, bevor sie auf den Klingelknopf drückte. Das hier konnte sehr, sehr schmerzhaft werden. Sie hatte sich nicht einmal umgedreht, als sie ihren Vater verlassen hatte, aber bevor sie etwas anderes machte, musste sie sich von Johannes verabschieden. Danach sollte es kommen, wie es wollte.
    Als sich ihr Daumen dem weißen Plastikknopf näherte, wares wie die Entscheidung, diese Cruise Missiles, die einen Weltkrieg entfachen konnten, loszuschicken oder eben nicht. Und das Schlimmste war, dass sie nicht wusste, was den Countdown starten würde: den Knopf zu drücken oder ihn nicht zu drücken.
    Sie drückte. Kein Aufbrüllen von Verbrennungsmotoren, die zwölf Liter Raketentreibstoff in der Sekunde schlucken, keine panischen Schreie von der versammelten Erdbevölkerung. Nichts als ein stilles plingplong und dann Schritte im Flur.
    Johannes öffnete die Tür, und er sah aus, wie er Teresas Meinung nach jeden Tag seit seiner Verwandlung ausgesehen hatte. Ein rosa T-Shirt und Khaki-Shorts, schon sonnengebräunt, obwohl der Sommer gerade erst begonnen hatte. Seine Augen blitzten auf, und bevor Teresa reagieren konnte, hatte er schon die Arme ausgebreitet und sie umarmt.
    »Hi! Schön, dich zu sehen!«
    »Ganz meinerseits«, murmelte sie in seine Schulter.
    Er trat einen Schritt zurück, während er ihre Schultern fest im Griff behielt, musterte sie von oben bis
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