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Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Titel: Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska
Autoren: Evelyn Holmy
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Sie blickt hoch in die Baumwipfel und entdeckt ein großes Nest in der Krone einer nahen Schwarzfichte. Im Horst selber ist keine Bewegung auszumachen. Lucy weiß, dass Bartkauze auch am Tage jagen können und ist daher wenig beunruhigt, dass das Nest verlassen sein könnte. Sie macht sich einige Notizen in ein kleines Heft und rastert dann systematisch den Boden um die große Schwarzfichte herum nach Kot und Gewöllen ab. Nach einiger Zeit wird sie schließlich fündig.
    „Na endlich klappt heute mal was“, murmelt sie und zieht einen Gefrierbeutel aus ihrer Umhängetasche heraus, steckt ihre Hand hinein und ergreift damit ein Gewölle. Winzige Zähne und Knochen sind in einem Haargefilz zu erkennen. Sie stülpt die Tüte darum, verknotet und beschriftet sie mit den Fundortkoordinaten. Dann findet sie noch zwei weitere Gewölle und Eulenkot. Als sie alles eingetütet hat, macht sie sich auf den Rückweg zu Lucius. Sie denkt, dass er sie bereits zurück erwartet. Doch bevor sie zu ihm stößt, will sie sich noch erleichtern. Sie legt ihre Umhängetasche auf dem Waldboden ab. Ein Apfel kullert aus dieser heraus und bleibt vor der Tasche liegen. Lucy geht einige Schritte weiter und hockt sich mit herabgelassener Hose hin. Sie verharrt in dieser Position und hört plötzlich ein Geräusch.
    „Oh nein“, stöhnt sie gedehnt. „Bitte, lass es nicht Luc sein!“ Es würde zu dem heutigen Tage passen. Das Rascheln nähert sich ihr. Ein lautes, tierisches Schnaufen lässt sie versteinern.
    Bitte lass es DOCH Luc sein! Sie wagt nicht, sich aufzurichten und weicht rückwärts vor dem Geräusch zurück. Dabei zieht sie umständlich ihre Unterhose hoch, als etwa zehn Schritt vor ihr ein Vielfraß auftaucht und die breite Nase witternd hochhält. Lucy atmet erleichtert auf. Sie hatte schon mit einem Bären gerechnet. Die Geräusche, die das arglose Tier verursacht, hätten einem solchen jedenfalls alle Ehre gemacht. Doch auch mit Vielfraßen ist nicht zu spaßen, gemahnt sie sich. Sie sind angriffslustig und kennen keine Scheu, wenn sie ihre Beute verteidigen. Nehmen es da sogar mit einem Bären auf. Das etwa einen Meter lange, dunkelbraune Tier steuert mit scharfen Zähnen und Klauen haargenau auf ihre Tasche zu. Dort angekommen macht es sich als erstes dreist über den herausgekullerten Apfel her. Doch aus dem Tascheninneren kommen noch bessere Düfte von ihren geschmierten Broten. Als der Vielfraß an der Tasche zerrt, fällt jedoch nichts weiter heraus, als die wenig reizvollen Gefrierbeutel mit den Eulengewöllen. So schüttelt er knurrend den breiten, flachen Kopf beim Ziehen. Aber der Inhalt scheint sich gut verkeilt zu haben. Es weckt seinen Spieltrieb. Er beißt in die Tasche, schüttelt wieder seinen Kopf und wälzt sich auf den Rücken herum. Lucy wagt noch immer kein Geräusch und bleibt wie angewurzelt hocken. Das massige Tier liegt laut brummend auf dem Rücken und verbeißt sich in die Tasche, mit allen Vieren daran zerrend und tretend. Plötzlich schreckt es hoch, kommt auf die kurzen Beine und verharrt, mit erhobener Nase Witterung suchend. Dann begibt es sich hurtig zur Tasche zurück. Zu Lucys Bestürzung nimmt es diese flink zwischen die Zähne, macht eine Kehrtwendung damit und trabt tollpatschig davon.
    „Oh nein! So nicht!“ Lucy stürzt aus ihrer Deckung hervor, wird jedoch durch ihre Hose in den Kniekehlen abrupt gestoppt und fliegt der Länge nach und vor Wut aufschreiend hin. Der Vielfraß schreckt keifend herum und verliert dabei die Tasche aus dem Maul. Lucy hat sich schon wieder aufgerappelt, rafft sich die Hose schnell höher und rennt dem Dieb stolpernd entgegen. Der Vielfraß nimmt die Tasche wieder ins Maul und gibt Fersengeld. Doch Lucy setzt alles in einen Hechtsprung und bekommt noch die Umhängeschlaufe zu fassen, so dass das Tier zurückprallt und sich überschlägt. Es lässt jedoch nicht los. Lucy hält die Schlaufe mit beiden Händen fest umklammert und erhebt sich eilig. Sie zerrt aus Leibeskräften an ihr, doch der Vielfraß keift ihr nur böse entgegen. Er findet sie offenbar nicht bedrohlich genug. Knurrend und ruckend zerrt er an ihrer Tasche, wirft dabei den Kopf hin und her, dass es Lucy durch und durch schüttelt. Dabei weicht er rückwärts von ihr weg. Mit lautem, wütendem Gekeife.
    „Du Scheißviech, lass endlich los! Das ist meins“, versucht sie, ihn zu übertönen. Sie setzt ihr ganzes Körpergewicht ein und stemmt sich nach hinten. Der Vielfrass keift noch lauter,
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