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Wolfsflüstern (German Edition)

Wolfsflüstern (German Edition)

Titel: Wolfsflüstern (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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höflichen Worten verzehnfachte seine Exotik noch. Er schien ein Hispano zu sein – zumindest zum Teil –, darum war Englisch womöglich nicht seine Muttersprache.
    »Ich … äh …«
    Mist . Seit wann hatte sie in der Gegenwart eines Mannes einen Knoten in der Zunge? Sie war von einem aufgezogen worden, mit einem groß geworden, sie arbeitete mit Männern und für Männer. Allerdings war ihr noch nie einer wie dieser untergekommen.
    Gina holte tief Luft, die seltsamerweise nach Orangen roch, und versuchte es noch einmal. »Natürlich.«
    Der Fremde öffnete die Fliegengittertür und trat ein. Als er neben ihr stand, wirkte er wesentlich größer als vom Fenster im oberen Stock aus. Zum ersten Mal seit Langem verspürte Gina nicht das Bedürfnis, eine lässige Haltung einzunehmen. Barfuß maß sie einen Meter achtundsiebzig, in Stiefeln mehr als eins achtzig.
    Hier, im Land der Mini-Frauen, war sie eine Riesin. Dabei brauchte sie eigentlich nicht noch etwas, um sich wie ein Freak zu fühlen. Als Vollwaise abgestempelt zu werden hatte ihr viele Jahre gereicht.
    Ihr Blick blieb an einem einzelnen weißen Umschlag auf der Dielenkonsole haften. Dr. Mecate mal wieder.
    Eine leise Verwünschung ausstoßend, grapschte sie danach und riss ihn erst in zwei, dann in vier Teile. Als Dreingabe knüllte sie die Fetzen zu kleinen Bällen zusammen und warf sie in den Papierkorb.
    Der Fremde räusperte sich. »Schlechte Nachrichten?«
    »Entschuldigung.« Was war nur in sie gefahren, sich so vor einem potenziellen Kunden zu gebärden? Da er noch immer auf eine Erklärung wartete, zuckte Gina die Achseln und sagte ihm die Wahrheit – zumindest einen Teil davon. »Irgendein Professor …« Sie konnte nicht anders, als bei dem Wort den Mund zu verziehen. »Er will eine Grabung auf meinem Land durchführen. Doch das wird nicht passieren. Nur über meine Leiche.«
    Er blinzelte mehrmals. »Hm. Ich verstehe.«
    »Was kann ich für Sie tun, Mr. …?«
    »Teo.« Er reichte ihr die Hand.
    Gina nahm sie und kostete das Gefühl aus, wie seine Schwielen über ihre rieben.
    »Ich wollte … ähm …« Er blickte sich um, als könnte er das, was er wollte, in ihrer Diele finden.
    »Interessieren Sie sich für eines unserer Gesamtpakete?«, fragte Gina.
    Warum sollte er sonst gekommen sein? Es sei denn, er wollte eine Rechnung eintreiben.
    »Natürlich«, versicherte er hastig. »Deshalb bin ich hier.«
    »Unser Erlebnis- und Spa-Angebot startet heute. Es schließt einen dreitägigen Ausritt durch das Gelände ein, gefolgt von zwei Tagen Wellness in unserer Lodge und der umliegenden Umgebung. Das Ganze wird abgerundet durch einen etwas anspruchsvolleren Vier-Tage-Trip. Klingt das nach einem Paket, das interessant für Sie sein könnte?«
    »Definitiv.«
    »Wenn Sie mir dann bitte in mein Büro folgen würden, Mr. Teo …« Gina fiel auf, dass er noch immer ihre Hand hielt, doch als sie sie wegziehen wollte, ließ er sie nicht los.
    Verwirrt hob sie den Blick. Seine Augen waren nicht so dunkel, wie sie vermutet hatte, sondern haselnussbraun und, umrahmt von seinem langen dunklen Haar und eingebettet in seine bronzefarbene Haut, so anziehend wie sein ganzes Gesicht.
    »Einfach nur Teo.« Seine Stimme klang nun noch heiserer. »Und Sie sind?«
    »Gina O’Neil.« Sie drückte noch einmal seine Hand, dann entzog sie sie ihm, und diesmal ließ er es zu.
    »Die Eigentümerin?«
    »Sind wir uns schon mal begegnet?« Gina wusste verdammt genau, dass dies nicht der Fall war. An diesen Mann würde sie sich erinnern.
    »Ihr Name steht hier.« Er zog ihren Flyer aus der Hosentasche. »Gina O’Neil, Eigentümerin.«
    Gina freute sich festzustellen, dass diese Flyer doch für etwas gut gewesen waren. Sie hatten ein kleines Vermögen gekostet, das sie nicht gern auszugeben bereit gewesen war, aber Jase hatte darauf beharrt, dass Eigenwerbung der Schlüssel zum Erfolg war. Vielleicht hatte er doch recht gehabt.
    »Dann wollen wir Sie mal einchecken, Mr. …« Er neigte den Kopf, und sein von granatfarbenen Strähnen durchsetztes Haar fiel auf eine sonnengeküsste Wange. »Teo«, verbesserte sie sich. »Hier entlang.«
    Sie führte ihn den Flur entlang zu ihrem Büro, das auf der Rückseite des Hauses lag. Da die letzten Gäste am Vortag abgereist und die neuen noch nicht eingetroffen waren, entströmten der Küche lediglich die Aromen von Kaffee und Toast. An den meisten Tagen lockte der Duft von Eiern, Speck und Pfannkuchen, überlagert von würziger Salsa
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