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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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deutlich ins Gesicht geschrieben. Denn während er sich kopfschüttelnd umblickte, flüsterte ihm Sabrina hinter vorgehaltener Hand zu: »Wunderst du dich auch so über das, was du hier gerade siehst?«
    Tannenberg warf seiner Mitarbeiterin einen zustimmenden Blick zu.
    Leonie kehrte mit einem dickbauchigen, halbgefüllten Wasserglas zurück. Sie nahm wieder auf der gleichen Stelle der Ledercouch Platz. Die Hände auf dem Schoß abgelegt, starrte sie mit leerem Blick vor sich auf den Boden.
    Während Sabrina einige sozialstatistische Daten erhob und diese in ihr Notizbuch eintrug, taxierte Tannenberg sein Gegenüber etwas intensiver.
    Eine wirklich sehr attraktive junge Frau, dachte er. So gepflegt und elegant gekleidet. Aber nicht aufdringlich, sondern dezent. Eigentlich gar nicht wie eine Studentin. Eher wie eine Bankangestellte oder sowas in der Art.
    Tannenbergs Augen wanderten von dem mit einer blonden Lockenmähne eingerahmten, leichenblassen Modell-Gesicht über den V-Ausschnitt ihres caramelfarbenen Tops hinunter zu weißen Clogs, die den ehemaligen Leistungssportler deshalb so enorm faszinierten, weil diese Schuhe eigentlich genauso aussahen wie Tennisschuhe, nur eben mit dem gravierenden Unterschied, dass die Ferse offen war und somit dem Fuß kein Halt gegeben wurde.
    Was für’n bescheuerter neumodischer Schnickschnack!, schimpfte er lautlos. Entweder ich entscheide mich für Clogs oder für Sportschuhe. Was soll dieser unsinnige Mischmischkram?
    »Frau Kalkbrenner, was genau war in den Ring eingraviert?«
    Obwohl eigentlich Sabrina die Frage nach dem genauen Wortlaut der Ringgravur gestellt hatte, richtete die Studentin ihre Antwort an Tannenberg: »›In ewiger Liebe ... deine Leonie‹ steht im Ring«, schniefte sie mit gebrochener Stimme.
    Während sie dies sagte, hatte sie für einen Augenblick den Kopf gehoben. Nun sank er wieder matt zurück auf ihre Brust. Sie weinte bitterlich.
    »Ach, jetzt machen Sie sich mal keine allzu großen Sorgen«, versuchte Tannenberg abermals die niedergeschlagene Frau zu trösten, obwohl seine Intuition eindeutige Signale in eine ganz andere Richtung aussandte. »Ihr Freund taucht garantiert bald wieder auf. Den Ring hat er bestimmt irgendwo verloren. Und dann ist er durch Zufall in einem dieser Abfallcontainer gelandet.«
    Leonie reagierte nicht auf seinen erneuten Aufmunterungsversuch. Während sich ihr trauriger Blick in die Glasplatte über ihren Füßen hineinbohrte, spielte sie gedankenversunken mit ihrem Platinring, drehte ihn, schob ihn zum Fingerknöchel hin. Er sah genauso aus wie derjenige, den Tannenberg vorhin auf seinem Schreibtisch in einen funkelnden Kreisel verwandelt hatte, nur wies er eben einen kleineren Durchmesser auf.
    Sie wiegte mit fest zusammengepressten Lippen monoton den Kopf hin und her. »Ich kann einfach nicht glauben, dass Lukas den Ring verloren hat. Und freiwillig hergegeben oder weggeworfen hat er ihn ganz bestimmt auch nicht. Warum um alles in der Welt sollte er denn unseren teuren Verlobungsring wegwerfen? Wir wollen doch noch vor Weihnachten heiraten.«
    Betroffen schwiegen Tannenberg und seine Mitarbeiterin, denn sie hatten noch nicht einmal eine halbwegs plausible Erklärung für die von Leonie in den Raum geworfene Frage parat.
    »Den hat ihm jemand abgenommen, da ...« Ihr Mund erstarrte plötzlich zur Regungslosigkeit. Sie warf den Kopf ins Genick. Anschließend fuhr sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht mit beiden Händen in ihre naturblonde Lockenpracht. »Oh Gott, nein.«
    »Was ist denn, Frau Kalkbrenner?«, hakte Sabrina sofort nach.
    »Wie haben die denn den Ring abgekriegt? Der hat so unheimlich fest ... an seinem Finger gesessen.«
    Der Gedanke, der Tannenberg gerade wie eine Silvester-Rakete ins Hirn schoss, war so makaber, dass er ihn sogleich wieder verdrängte. Aus Rücksichtnahme sprach er ihn natürlich nicht aus, sondern schwenkte zu einem anderen Themenbereich über: »Sie haben Ihren Freund am vergangenen Donnerstag zum letzten Mal gesehen. Das ist doch richtig, oder?«
    Stummes Kopfnicken.
    »Wo?«
    »Hier in unserer Wohnung. Ich bin dann nach Worms zu meinen Eltern gefahren, weil ich in Ruhe lernen wollte. Ich schreib nächste Woche Prüfungsklausuren.«
    »Und Herr Steiner ist hier geblieben?«
    »Ja. Er wollte übers verlängerte Wochenende mit seinen Freunden nach Holland zum Surfen fahren.«
    »Sie haben auch nicht mehr miteinander telefoniert?«, fragte Sabrina.
    »Nein. Ich hab ...« Sie krauste die
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