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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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Stirn, schaute kurz an die Decke, »am Sonntag versucht, ihn auf seinem Handy anzurufen. Aber es ging niemand dran. Nur die Mailbox.«
    »Haben Sie ihm etwas auf die Mailbox gesprochen?«
    »Ja.«
    »Und was?«
    »Na, eben, dass er sich mal melden solle, entweder auf meinem Handy oder bei meinen Eltern.«
    »Gut. Danke, Frau Kalkbrenner!«, sagte Tannenberg und erhob sich von der Ledercouch. »Seien Sie bitte noch so nett und geben Sie meiner Kollegin die Namen und Adressen der Freunde von Herrn Steiner, mit denen er wegfahren wollte. Dürfte ich mich in der Zwischenzeit hier ein wenig umsehen?«
    »Ja, sicher.«
    Zuerst trottete er an ein graphitfarbenes Highboard, das zwischen einem Breitbild-TV und einer mit zwei Glastüren versehenen, von innen beleuchteten Vitrine stand. Es war gekrönt von einer noblen Stereoanlage. Er wandte sich um, betrachtete sich das ungewöhnlich feudal eingerichtete Studenten-Appartement aus dieser anderen Perspektive.
    »Entschuldigen Sie, Frau Kalkbrenner, wenn ich Sie so direkt darauf anspreche. Aber ich wundere mich ehrlich gesagt schon ein wenig über Ihre luxuriösen Lebensverhältnisse. Für Studenten sind die recht ungewöhnlich, wie ich finde. Hier sieht es irgendwie aus wie in der Penthouse-Wohnung eines erfolgreichen Jungmanagers, nicht wie in einer Studentenbude.«
    Leonie schien über diese durchaus pointierte Aussage nicht sonderlich verwundert zu sein, allem Anschein nach war sie schon des Öfteren mit derartigen Nachfragen konfrontiert worden.
    »Ich lege eben viel Wert auf ein gepflegtes Ambiente. Das hab ich wohl von meinem Elternhaus mitbekommen«, antwortete sie mit einer leicht arroganten Klangfärbung ihrer Stimme.
    Davon ließ sich der Leiter des K1 jedoch nicht beeindrucken. »Aber wer hat denn nun diesen ganzen Luxus finanziert? Ihre Eltern?«
    »Ja, unter anderem. Wir stammen beide aus ziemlich wohlhabenden Familien. Und da ist es eben nun mal üblich, dass man seine Kinder finanziell ausreichend unterstützt. Außerdem jobben wir beide neben unserem Studium.«
    Tannenberg begnügte sich mit dieser Antwort. Er dachte einen Moment lang zurück an die Studienzeit seines älteren Bruders Heiner, der sich damals mit einem äußerst bescheidenen Lebensstandard arrangieren musste, obwohl auch er regelmäßig gearbeitet hatte.
    Dann schlenderte er durch die gardinenlose Verandatür hinaus auf den Balkon. Er lehnte sich vorsichtig über die Brüstung des rot eingefärbten Betongeländers und ließ dabei seine Augen nach unten wandern. Plötzlich verspürte er ein leichtes Schwindelgefühl. Umgehend nahm er seinen Oberkörper wieder zurück und ging einen Schritt nach hinten.
    Nachdem er in tiefen Zügen Atem geschöpft hatte, ließ er seinen Blick hinüber zu dem Gelände des ehemaligen Abstellbahnhofs schweifen, das seit etwa einem Jahr grundlegend umgestaltet wurde. Von der bis zu diesem Zeitpunkt nur noch als Eisenbahnfriedhof und wildem Lagerplatz genutzten Bundesbahnanlage war inzwischen absolut nichts mehr zu erkennen. Eine regelrechte Armada von PS-gewaltigen Baustellenfahrzeugen hatte die stark verzweigten Gleisanlagen demontiert, großflächige Erdbewegungen durchgeführt und Straßen angelegt.
    Als er den Kopf nach Süden wandte, schob sich in den linken Bereich seines Sichtfeldes der Rohbau eines Gebäudekomplexes, der gerade für das Fraunhofer-Institut errichtet wurde. Auch an anderen Stellen des weiträumigen Geländes zeugten Baukräne, Containersiedlungen und Betonmisch-Fahrzeuge von einer regen Bautätigkeit.
    Eigentlich der ideale Ort zur Leichen-Beseitigung, sagte Tannenberg zu sich selbst, als sich sein Blick an einer gerade frisch gegossenen, dunkelgrauen Bodenplatte festhakte. Würde mich wirklich mal interessieren, wie viele Mordopfer bisher in solch einem Betongrab auf Nimmerwiedersehen verschwunden sind.
    Nachdem er das Appartement wieder betreten hatte, kratzte er sich nachdenklich am Hals und fragte dabei an die attraktive Studentin gerichtet: »Also, Frau Kalkbrenner, ich verstehe da etwas nicht: Sie sagten doch vorhin, dass Ihr Freund Informatik studiert, oder erinnere ich mich da etwa falsch?«
    Leonie bedachte ihn mit einem erstaunten Blick. »Nein, das stimmt.«
    »Aber wo ist denn sein Computer? Ich seh gar keinen. Das gibts doch nicht, dass ein Informatik-Student keinen Computer hat.«
    Die Studentin erhob sich langsam von der Couch. »Kommen Sie, ich zeig Ihnen mal was.« Sie geleitete die beiden verwunderten Kriminalbeamten aus dem
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