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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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Croissant seine Hand zurück. »Meine Herren, wissen Sie eigentlich, wie viele Gesetzesübertretungen Sie hier gerade begehen? Nun, was ist mit dem Haftbefehl?«
    »So etwas brauchen wir nicht«, erwiderte Tannenberg trotzig.
    »Ach, so etwas brauchen Sie nicht. Das ist wirklich bemerkenswert: Ein Hauptkommissar vertritt öffentlich die Meinung, dass man ab sofort in einem Rechtsstaat keinen Haftbefehl mehr braucht.«
    »Bei Gefahr im Verzug brauchen wir keinen Haftbefehl!«, konterte Fouquet augenblicklich.
    Abermals lachte Dr. Croissant auf, diesmal allerdings weitaus höhnischer. »Gefahr im Verzug. Es wird wirklich von Sekunde zu Sekunde interessanter, meine Herren. Findest du nicht auch, Liebling?«
    Die Anwaltsgattin wusste anscheinend nicht so recht, ob sie lieber weinen oder es ihrem Mann gleichtun und lachen sollte. Ihr ungeschminktes, leichenblasses Gesicht zuckte abwechselnd an mehreren Stellen. Nervös spielte sie an einem Zipfel ihres seidenen Nachtgewandes herum.
    Dr. Croissant hob die Schultern an, seine Hände öffneten sich zu einer fragenden Geste. »Aber nun mal im Ernst, meine Herren. Wo soll denn hier eine Gefahr sein?« Er schickte seine Augen auf eine kurze Reise durchs Schlafzimmer. »Also ich sehe keine. Oder stellt neuerdings etwa schon die Lektüre eines staatsphilosophischen Buches einen sofortigen Inhaftierungsgrund dar?«
    »Ihnen wird Ihre Arroganz schon noch im Halse stecken bleiben«, schimpfte Michael Schauß, der vor zwei Jahren ebenfalls eindrucksvolle Erfahrungen mit dem aalglatten und gewieften Rechtsanwalt gemacht hatte.
    »Wissen Sie was, Herr Hauptkommissar, mir reichts jetzt. Ich rufe nun meinen alten Golfpartner an, den Ihnen allen wohl bestens bekannten Herrn Oberstaatsanwalt Dr. Hollerbach. Ich bin mal sehr gespannt, was er von dieser, von ihm garantiert nicht autorisierten Aktion hält.«
    Tannenberg war still geworden. Die blanke Verzweiflung hatte ihn während der letzten Minuten wie ein mächtiges Raubtier im Genick gepackt, ließ ihn nicht mehr los. Schockwellenartige Panik durchflutete ihn.
    Hab ich mich etwa getäuscht, mich verrannt? Ich hab mich schon einmal bis auf die Knochen diesem Croissant gegenüber blamiert!, pochte es unaufhörlich hinter seiner Schädeldecke. Quatsch! Der ist der Drahtzieher. Da bin ich mir ganz sicher. Der muss hinter der ganzen Sache stecken.
    Aber wie willst du ihm das denn nachweisen?, meldete sich seine innere Stimme plötzlich zu Wort. Gerade du weißt doch ganz genau, dass dieser Mistkerl mit allen Wassern gewaschen ist. Der ist doch wie eine Feuerqualle: du kannst ihn nicht greifen, weil er dir immer durch die Finger flutscht. Aber du kannst dir fürchterlich die Finger an ihm verbrennen!
    Verdammt, verdammt – meine armen Kollegen. Die haben doch alles für mich aufs Spiel gesetzt.
    Sein Mund wurde trocken, er wollte schlucken, aber dazu war nicht mehr genügend Spucke vorhanden.
    Er griff sich an die Stirn, massierte sie mit fahriger Hand.
    Was soll ich jetzt nur machen? Dieser Carlo Weinhold sagt garantiert nichts. Und Cherry ist tot. Ich brauch unbedingt Beweise!
    »Los, Jungs, wir durchsuchen das ganze Haus so lange, bis wir die Beweise für die kriminellen Machenschaften dieses verdammten Winkeladvokaten gefunden haben. Albert, du bleibst hier oben und bewachst mir die Herrschaften.«
    Als Tannenberg die geschwungene Treppe hinuntergetrippelt war, wurde er von Dr. Schönthaler empfangen.
    »Ich habe mich hier mal ein wenig umgeschaut.« Er warf einen Arm in Richtung der Haustür. »Dort vorne ist eine Treppe, über die man hinunter in den Keller kommt. Aber die Tür ist verschlossen.
    Das Erste, was die Kriminalbeamten entdeckten, nachdem Mertel das Schloss geknackt hatte, war rechts von ihnen ein mit Neonröhren beleuchteter langer Flur. Linker Hand entdeckten sie eine geöffnete Außentür, die direkt in den zwischen Villa und Straße gelegenen park-ähnlichen Garten hinausführte.
    »Da sind bestimmt welche getürmt«, bemerkte Kommissar Schauß, ohne allerdings den geringsten Beweis für diese Vermutung zu besitzen.
    Für einen Augenblick kehrte Ruhe ein.
    »Habt ihr das eben gehört?«, flüsterte Benny de Vries.
    »Was?«, fragte Geiger.
    »Ich habe gemeint, da hätte jemand gerufen. Es kam von da hinten.«
    Angestrengt lauschten nun alle Ermittler.
    »Ja, ich hab’s auch gehört«, bestätigte Schauß. »Da ruft einer.«
    Er wollte sich direkt in Bewegung setzen.
    »Stopp!«, befahl Tannenberg. »Vielleicht ist das
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