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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall
Autoren: Roman Rausch
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den Motor und war im Begriff abzulegen, als Sascha seinen letzten Trumpf ausspielte.
    »Sergej ist wieder da«, rief er ihr zu.
    Die Hand wurde augenblicklich vom Gashebel genommen, und Galinas Kopf schoss herum.
    »Sergej?«, fragte sie. »Wo ist er?«
    *
Würzburg, Residenzgarten. Drei Tage später.
    Die Anlage glich einem Meer aus tausend kleinen Flammen.
    Um den Teich, inmitten des Gartens, waren Stühle aufgereiht, auf denen die geladenen Gäste Platz genommen hatten. Sie lauschten dem ersten Satz der Kleinen Nachtmusik, der von den Bamberger Symphonikern gespielt wurde. In einer der ersten Reihen hatte es sich Kilian bequem gemacht. Er hielt die Augen geschlossen und nahm jeden einzelnen Ton in sich auf. Das metallische Klacken des schweren, schmiedeeisernen Tors am Eingang ließ ihn aufmerken. Ein Platzanweiser zeigte einer hoch gewachsenen, gertenschlanken Frau mit schwarzem, kurz geschnittenem Haar den Weg zu ihrem Platz. Sie hatte eine dunkle Hautfarbe und trug ein sündhaft dekolletiertes Abendkleid. Er konnte sie auf die Entfernung nicht sofort erkennen, doch als in ihrer Gefolgschaft zwei Hünen in dunklen Anzügen auftauchten, war er sich sicher. Das war sie. Und sie kam genau auf ihn zu.
    Stolz und überlegen schritt Galina unter den Augen der 8000 Zuhörer, die es sich auf den Treppen und Galerien bequem gemacht hatten, auf ihren Platz zu. Verhaltenes Gemurmel machte sich breit, und jeder fragte sich, wer diese exotische Frau sein könnte. Im Allgemeinen kannten sich die Würzburger Größen untereinander. Und Leibwächter hatte keiner von ihnen.
    Davon unbeeindruckt nahm Galina ihren Platz unweit des Teiches und des Orchesters ein. Die zwei Leibwächter bezogen
    Position hinter ihr an den Lustgärten. Sie blickte gekonnt uninteressiert nach allen Seiten und versuchte ein Zeichen vom Boten mit der CD zu entdecken.
    Kilian verfolgte ihren Auftritt wie gelähmt. Hinter seinem Kollegen Heinlein suchte er Deckung, bis Galina zwei Reihen vor ihm Platz genommen hatte. Die beiden Leibwächter kannte er nicht, also konnten auch sie ihn nicht erkennen und waren ungefährlich. Fürs Erste.
    »Hast du dein Handy dabei?«, fragte er Heinlein.
    Heinlein verneinte und hielt den Zeigefinger an die Lippen. Er hörte voller Stolz dem Geigenspiel seiner Tochter Vera zu, die zum ersten Mal öffentlich auftrat. Und das beim »wichtigsten kulturellen Highlight«, wie er sagte, das die Stadt zu bieten hatte.
    Kilian schaute sich um, ob er einen Kollegen ausmachen konnte, um, unbemerkt von Galina, Verstärkung zu rufen. Doch außer seinem Boss, Polizeidirektor Oberhammer, der vor ihm saß, fand er niemanden. Er tippte ihm auf die Schulter.
    »Ich brauche Ihr Handy. Dringend«, flüsterte er seinem Chef ins Ohr.
    »Was wollen Sie?«, fragte Oberhammer ungehalten. »Sehen Sie nicht … hören Sie nicht diese wunderbare Musik?«
    »Ich brauche Ihr Handy. Bitte!«, wiederholte Kilian eindringlich.
    Mehrere Aufforderungen zur Ruhe setzten Oberhammer unter Druck. Er griff in die Tasche und reichte es Kilian. »Wenn Sie nur ein Privatgespräch führen, ziehe ich es Ihnen vom Gehalt ab.«
    Kilian überging die Drohung und rutschte zur Seite raus. Galina saß keine zwei Meter von ihm entfernt, zum Greifen nahe, aber er durfte sich jetzt keinen Fehler erlauben.
    Die Leibwächter zeigten kein Interesse an ihm, und Kilian ging zu den Treppen, die hinauf zu den Galerien führten, von denen aus man einen erstklassigen Blick über die gesamte Hofgartenanlage hatte. Er tippte die Nummer der örtlichen Polizeiinspektion ein, als eine Stimme hinter ihm befahl: »Schalt das Ding ab.«
    Kilian fuhr herum und erkannte seinen früheren Einsatzchef Schröder vom LKA aus München. »Was machst du denn hier?«, fragte Kilian überrascht.
    »Wir sind im Einsatz, und jetzt halt die Klappe«, bestimmte Schröder und zog Kilian die Stufen hinauf, weg von der Aufmerksamkeit der vorderen Ränge.
    »Jetzt sag schon, was machst du hier?«
    »Nur ein Zugriff. Nichts von Belang für dich.«
    »Moment mal. Du bist hier in meinem Verantwortungsbereich.«
    »Ach ja? Du hast dich also schon eingelebt. Gut so. Aber das hier ist Angelegenheit einer übergeordneten Dienststelle. Das liegt jenseits deines Aufgabenbereiches.«
    »Lass das mal meine Sorge sein«, widersprach Kilian.
    Doch Schröder hörte ihm nicht mehr zu. Er ging auf einen Mann zu, der am oberen Brüstungslauf mit einem Funksprechgerät am Ohr auf ihn wartete und offensichtlich mit dem
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