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Wolf

Titel: Wolf
Autoren: Jeany Lena
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Julian, löste seinen Blick von Valerion.
    „Nein, nein. Natürlich nicht“, beeilte Karl sich zu sagen, ging schnell an ihnen vorbei. Kaum war er außer Sichtweite, löste Valerion sich von ihm. Bevor Julian auch nur ein Wort heraus bringen konnte, ging er schon weg. Genau bis einen Schritt vor die Tür, dann lief er los. Als könnte er sich nicht mehr beherrschen, zu flüchten.
    Und da wurde es Julian endgültig klar. Natürlich hatte er sein Verhalten - überhaupt seit er Bescheid wusste - im Unterbewusstsein mit dem eines Wolfes verglichen. Aber erst diese Flucht, die Valerion offensichtlich nicht unterdrücken konnte, den Instinkt, die Flucht zu ergreifen, öffnete ihm endgültig die Augen. Egal wie menschlich Valerion aussah, egal wie sehr er Julian vertrauen und entspannt mit ihm umgehen mochte, er war und blieb ein Wolf. Auch in seiner menschlichen Gestalt, war das wesentlich stärker ausgeprägt, als das menschliche.
    Trotzdem lächelte Julian, oder vielleicht deshalb. Es war schließlich, was ihn an Valerion so maßlos faszinierte. Er war unheimlich froh, dass er ihn getroffen hatte, dass er ihn kennen lernen durfte. Mit Tieren konnte er umgehen. Vielleicht konnte das auf Dauer mit ihnen doch noch etwas werden, denn irgendwie erschien es ihm ideal zu sein. Immerhin war Valerion ja mehr Tier, als Mensch.
     
    Diese Erkenntnis schien sich mit den nächsten Tagen zu bestätigen. Valerion war ziemlich eigenartig drauf. Eigentlich hatte Julian ja damit gerechnet, dass es jetzt einfacher werden würde, doch das Gegenteil war der Fall. Valerion war kaum im Park, oder ließ sich zumindest nicht blicken. Wenn Julian ihn doch einmal entdeckte, dann war dessen Blick starr auf ihn gerichtet. Es war kein Beobachten, es war ein Fixieren, als wollte er seine Beute nicht aus den Augen lassen. Und auch wenn Julian das niemals laut zugegeben hätte, war es ihm ein wenig unheimlich. Schon überhaupt, weil er nicht mit ihm reden konnte. Denn kaum ging er auch nur annähernd in Valerions Richtung, stand der auf und lief davon.
    Julian beschloss, ihm Zeit zu geben, doch es fiel ihm nicht leicht. Schon gar nicht, da Valerion nicht über Nacht zu ihm kam. In der ersten, dachte Julian noch daran, ihn womöglich ausgesperrt zu haben, bevor ihm einfiel, dass die Wandlung ja jetzt auch nachts kontrollierbar war. Er lag ewig wach und hoffte, die Haustür zu hören, doch nichts.
    Am nächsten Tag, war Valerion zwar in der Wohnung, als er nach Hause kam, doch er verwandelte sich sofort, rollte sich in seiner Ecke zusammen. Julian setzte sich zu ihm, wollte mit ihm reden, doch er gab es gleich wieder auf, weil sein Wolf ihn anknurrte. Keine Warnung, oder sonstiges. Ein böses Knurren, die Lefzen hochgezogen.
    „Ramm mir doch gleich ein Messer rein“, murmelte Julian und wandte sich ab. Auf keinen Fall wollte er, dass Valerion sah, wie sehr es ihm wirklich zusetzte. Er verstand auf jeden Fall die Welt nicht mehr.
    Und es wurde nicht besser. Im Gegenteil. Richtig unbehaglich fühlte Julian sich, wann immer er Valerions Blick auf sich fühlte. Wenn er nach Hause kam, war immer nur sein Wolf da, der ihn genauso fixierte. Dann schlich er hin und wieder durch den Raum, nach wie vor den Blick auf ihn gerichtet. Als wollte er sich an Beute anschleichen.
    Egal wie sehr Julian ihm schmeichelte, ihn sanft anredete, ihn lockte, er kam nicht mehr an ihn ran.
    Am dritten Abend schließlich stand sein Wolf im Durchgang zum Wohnzimmer und knurrte ihn an, als er vorbei wollte. Langsam wich Julian zurück, fassungslos und traurig. Wieder knurrte sein Wolf, kam näher.
    Leichte Angst kam in Julian hoch, denn ein Wolf war und blieb nun mal verdammt gefährlich. Doch viel mehr schmerzte sein Herz und das veranlasste ihn, hart zu sagen: „Verdammt, wenn du dich nicht einkriegst, schmeiß ich dich aus der Wohnung.“
    Ein Fehler, wie ihm gleich darauf klar war. Sein Wolf ging an ihm vorbei, vollkommen angespannt. An der Tür verwandelte er sich, drehte den Schlüssel um, öffnete sie. Bereits wieder als Wolf verließ er die Wohnung. Julian starrte ihm hinterher, konnte nicht fassen, was hier abging.
    Er hatte gedacht, Valerion würde auch etwas für ihn empfinden. Aber so wie er sich jetzt benahm, konnte er doch nur einen Schluss ziehen?
    Er hatte ihn ausgenutzt. Ausgenutzt um das mit dem Sex auszuprobieren. Aber was war das dann vor drei Tagen im Futterhaus gewesen?
    Da hatte Julian noch den Eindruck gehabt, er würde seine Instinkte für ihn überwinden
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