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Wolf

Titel: Wolf
Autoren: Jeany Lena
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den Kopf gelegt, so angespannt und misstrauisch, wie er war. Dieser Gedanke amüsierte Julian nun doch, aber er ließ sich lieber nichts anmerken.
    Als Valerion endlich neben ihm angekommen war, hob Julian fordernd die Hand. Endlose Sekunden des Zögerns, dann legte Valerion seinen Arm hinein. Julian fasste ihn leicht ums Handgelenk, zog ihn über die Abwasch.
    „Ich werd das auswaschen. Mit Desinfektion. Wird ziemlich brennen“, warnte er ihn. Er blickte Valerion dabei an, der jedoch keine Reaktion zeigte. Julian zuckte innerlich die Schultern und nahm die Flasche mit der Desinfektionslösung. Er verstärkte seinen Griff, dann spritze er die Lösung auf die Wunde, einmal entlang. Dabei hielt er ihn eisern fest, als Valerion sich losreißen wollte. Wimmernd wand er sich förmlich. Doch erst als er die komplette Wunde ausgewaschen hatte, ließ Julian ihn los. Sofort war Valerion auf der Flucht.
    „Das war´s schon! Der Verband!“, hob Julian die Stimme. Valerion war schon im Nebenraum, Julian setzte ihm nach.
    „Bitte!“, fügte er noch hinzu. Verdammt, auch wenn er ihn nicht kannte, er wollte ihm helfen. Und wenn er jetzt wieder abhaute, war das Reinigen umsonst gewesen.
    Valerion hielt an, drehte sich halb zu ihm. Sein Atem ging hektisch, sein Blick zuckte durch den Raum, als suchte er eine Fluchtmöglichkeit.
    „Nur noch die Salbe und der Verband. Wie vor zwei Tagen“, versuchte Julian ihn zu überreden. Valerion wandte sich ihm ganz zu, allerdings noch immer mehr flüchtend, als kommend.
    „Wie vor zwei Tagen“, wiederholte Julian lockend. Valerion setzte sich tatsächlich wieder in Bewegung, kam zurück. Erleichtert wandte Julian sich um, ging wieder in die Küche. Er holte die Salbe und öffnete sie, blickte zu Valerion. Der streckte den Arm zu ihm, sodass Julian ihn verbinden konnte. Valerions Augen waren dabei auf Julian gerichtet. Den Argwohn konnte Julian fast spüren, auch ohne dass er ihm ins Gesicht sah. Sein Körper war auch nach wie vor angespannt, was er sogar fühlen konnte, als er den Verband herumwickelte. Kaum war er fertig, riss Valerion seinen Arm zurück. Julian wunderte sich schon nicht mehr, dass er sich sofort umwandte und flüchtete. Kopfschüttelnd blickte Julian ihm nach. Aber er verbot sich, sich Gedanken darüber zu machen.
    Das gelang ihm genau bis am nächsten Vormittag als sein Blick das erste Mal auf Valerion fiel. Er saß wieder einmal vor dem Wolfsgehege, die Beine angezogen, einen Arm darum geschlungen den verletzten neben sich liegend. Stirnrunzelnd blieb Julians Blick auf dem Verband hängen. Mal ganz abgesehen davon, dass er nicht sehr kunstvoll befestigt war, eigentlich sah es aus, wie ein Fetzen, der nachlässig drum herum gewickelt war, war der Verband komplett verdreckt. Ohne weiter nachzudenken, ging Julian auf ihn zu. Erst als Valerion aufsprang, bereit zur Flucht, hielt Julian inne, erinnerte sich an dessen Schreckhaftigkeit.
    „Was hast du da angestellt?“, wollte er wissen. Natürlich sagte Valerion kein Wort, was Julian langsam nervte. Immerhin kümmerte er sich um ihn und es kam überhaupt nichts zurück.
    „Komm mit, ich wechsel den Verband“, sagte er trotzdem. Er wandte sich einfach ab und marschierte los. Unmut hatte ihn erfasst. Wenn Valerion nicht mitwollte, war es schließlich auch nicht sein Problem. Doch Valerion folgte ihm, erneut so angespannt. Julian verbot sich, sich deswegen zu kränken und holte einen frischen Verband heraus. Valerion streckte zögernd den Arm aus. Julian nahm den Verband ab, stellte erleichtert fest, dass zumindest die Wunde sauber war. Die Rötung war auch zurück gegangen. Er trug die Salbe auf und wickelte einen neuen Verband herum. Dabei sagte er: „Pass ein bisschen drauf auf.“
    Valerion zog die Hand zurück, kaum dass er fertig war. Doch bevor er flüchtete, sagte er noch: „Danke.“
    Julian war so verblüfft, dass er erst murmelte: „Keine Ursache“, als Valerion schon verschwunden war. Dann bildete sich ein Lächeln in seinem Gesicht. Also war er doch nicht undankbar.
     

Kapitel 6
    Julian schlenderte gedankenverloren durch den Tierpark. Mit seiner Arbeit war er fertig für heute und da es regnete, waren so gut wie keine Besucher hier. Es fühlte sich an, als wäre er alleine, mit den Tieren, fast so, als wäre es Nacht. Doch darum drehten sich seine Gedanken nicht, sondern um Valerion. Wie ständig, seit der vor zwei Tagen, kurz nachdem der Park geöffnet hatte, zu ihm gekommen. Wortlos, zögernd, doch
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