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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde
Autoren: Shirlee Busbee
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einem Feuer im Kamin wärmen.« Mit einem Nicken sagte er zu den Dienern: »Macht bitte weiter.«
    Bei seinen Worten stieg die Schwärze vom Boden der Treppe auf. Wie dichter, schwarzer Nebel lag sie über ihnen, und die kalte Wut, die die Masse verströmte, warf Charles beinahe zu Boden. Doch er blieb stehen und zückte das Kruzifix, hielt es hoch und sagte: »Geh und kehr niemals wieder. Du kannst uns nicht aufhalten, und wir werden finden, was du versteckt hast. Möge Gott dir verzeihen, was du getan hast.«
    Zu seiner großen Erleichterung und nicht geringen Verwunderung hatte seine Beschwörungsformel Erfolg. Oder vielleicht war es auch das Kruzifix, überlegte Charles langsam. Letztendlich war es auch egal. Es war nur wichtig, dass die Eiseskälte so rasch verschwand, wie sie gekommen war, und die schwarze Luftmasse löste sich auf.
    Einen Augenblick herrschte erstauntes Schweigen, dann wollte Adrian wissen: »Was, zum Teufel, war das? Was hast du getan?«
    Charles steckte sich das Kruzifix wieder in die Rocktasche und blickte dann zu ihm. Mit leicht geröteten Wangen erklärte er: »Ah, ich habe bei Mrs. Darby Unterricht genommen. Das habe ich gut gemacht, nicht wahr?«
    »Eher zu gut«, bemerkte seine Frau trocken. »Du hast uns Übrige beinahe zu Tode erschreckt.«
    Er lächelte. »Du hast mein Wort, dass ich es nie wieder tun werde.«
    »Es war jedenfalls ein herrlicher Trick«, erklärte Adrian
mit argwöhnisch schmalen Augen. »Ich möchte, dass du ihn mir beibringst.«
    »Auf gar keinen Fall«, schaltete sich Daphne ein. Mit einem Lächeln für ihren Bruder fügte sie hinzu: »Sollen wir nicht nachsehen, was sich hinter der Mauer versteckt?«
    Davon ließ sich Adrian ablenken, vergaß alle Zauberkunststücke und trieb seine Arbeiter an.
    Die Wand leistete erstaunlich wenig Widerstand und war leicht zu durchbrechen - nach einem halben Dutzend Schlägen erschien ein Loch. Mehrere Minuten später hatten sie so viel eingerissen, dass ein Durchgang entstand, der groß genug war, dass alle hindurchpassten. Adrian ging voran, hinter ihm betraten die anderen eine Kammer, an deren anderem Ende eine schwere Holztür lag. Als er sie aufstieß, befand sich dahinter ein weiteres Zimmer, das seit vielen, vielen Jahren verschlossen gewesen war.
    Tief in dem Gemäuer von Beaumont Place verborgen, dort, wohin seit Jahrhunderten weder Wasser noch Licht, weder Hitze noch die bittere Kälte einer Dezembernacht hatten dringen können, gab das Zimmer sein Geheimnis preis. Die Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen, aber sonst war alles beinahe unverändert erhalten.
    Es ist beinahe wie eine versiegelte Grabkammer, dachte Daphne, als ihr Blick über die Wände mit den prächtigen Behängen glitt. Ein herrlicher Teppich lag auf dem Steinboden. Bettvorhänge aus gold- und cremefarbener Seide hingen um das riesige Bett. Reisigbündel standen neben dem gewaltigen Kamin aus goldgeädertem Marmor.
    Von einer unguten Vorahnung erfüllt musste Daphne sich zwingen, weiterzugehen; sie trat ans Bett. Eine kleine weibliche Gestalt, deren einst jugendliche Haut fleckig und mit der Zeit getrocknet war, ihr langes goldblondes Haar
um sie ausgebreitet, lag zusammengerollt im Bett. In ihren Armen hielt sie ein Kind, sah Daphne. Die Wange der Frau lag zärtlich auf dem deformierten Schädel, das Kind schützend in ihren Armen geborgen. Um die beiden Leichen herum waren mehrere hässliche braune Flecken; zunächst war Daphne davon ausgegangen, dass sie von der Geburt stammten. Dann aber stockte ihr der Atem, als ihr Blick an dem einst weißen Oberteil des Leinennachthemds der Frau hängen blieb - auch da waren rostrote Flecken. Erst da entdeckte sie den Dolch, die Klinge dunkel von … es konnte nur Blut sein, der auf dem Rand der Matratze lag.
    Jetzt wurde Daphne mit einem Mal alles klar, während sie auf die bedauernswerten Überreste der beiden schaute. Sie verstand nun, warum ihr das Gespenst erschienen war, ihr die Umrisse der Tür gezeigt hatte, die zur Geheimtreppe führte. Katherine hatte gefunden werden wollen. Sie hatte Gerechtigkeit für sich und ihr Kind gewollt. Und sie ist mir zu Hilfe gekommen, begriff Daphne, um zu verhindern, dass Raoul mich ermordet, wie Sir Wesley sie ermordet hatte. Alles ergab nun Sinn, besonders Sir Wesleys Versuch, sie daran zu hindern, diese Kammer zu entdecken. Selbst aus dem Grab heraus noch hatte er sie davon abzuhalten versucht, dass sie seine Gräueltat aufdeckten.
    Daphne berührte ganz sachte die
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