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Woelfin des Lichts

Woelfin des Lichts

Titel: Woelfin des Lichts
Autoren: Christa Kuczinski
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wohltuenden Ruhe, die dieser Ort ausstrahlte und ihr nach dem ohrenbetäubenden Geknatter des widerspenstigen Rasenmähers überaus angenehm vorkam. Ihr Blick heftete sich auf die beiden Bäume auf ihrem Grundstück. Entschlossen, die Idee, die ihr vor einigen Tagen gekommen war, so langsam in die Tat umzusetzen, stand sie auf verschwand erneut im Haus.
    Gegen Abend wurde die behagliche Stille von einem lauten Motorengeräusch gestört. Der blaue Passat ihres Chefs hielt gerade in der Einfahrt. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie wie ihr Nachbar ausstieg, Marc zum Abschied die Hand hob, wendete u nd mit quietschenden Reifen davonfuhr. Jack schien zu zögern, als ob er überlegen müsse, was er als nächstes tun sollte. Schließlich schlenderte er lässig, die Hände tief in den Jeanstaschen vergraben an ihren Gartenzaun, stützte sich auf dem altersschwachen Holz ab und grinste zu ihr hinüber. Sara hatte keine andere Wahl als sich ihm ganz zuzuwenden - bis jetzt hatte sie sich noch an die Vorstellung geklammert, er würde sie nicht bemerken oder umkehren - und lächelte ihn ihrerseits freundlich an.
    Als sich sein Lächeln daraufhin vertiefte und er dadurch noch anziehender auf sie wirkte als zuvor, stöhnte sie unmerklich auf.
    „Sie scheinen ja selbst am Wochenende nicht ohne Arbeit auszukommen, ich muss schon sagen“, er nickte anerkennend, „hier hat sich wirkli ch einiges getan. Wenn Sie das nächste Mal einen Rasenmäher brauchen... also, ich habe mitbekommen, dass Sie Jafas alten benutzen, bedienen Sie sich ruhig bei mir, ich besitze einen relativ neuen und handlicheren.“
    Der amüsierte Funke in seinen blauen Aug en forderte sie geradezu heraus und sie konterte mit einer gehörigen Spur Zynismus in der Stimme: „Danke für Ihr großzügiges Angebot, aber mir liegt nicht unbedingt daran, meinen Nachbarn etwas schuldig zu sein.“
    Zur Bekräftigung ihrer Worte reckte sie tr otzig ihr Kinn in die Höhe. Sara war sich bewusst, dass sie fürchterlich aussah und hielt seinem forschenden Blick, der von ihrem wirren Haar zu den Schmutzstreifen auf ihren Wangen, über die vergessenen Grasbüschel, die in der Abenddämmerung deutlich zur Geltung kamen und zu ihr zurück kehrte, dennoch stand. Die Intensität seines Blicks ließ Sara leicht zusammenzucken. Plötzlich hatte sie den Eindruck, dass das satte Blau heller wirkte als zuvor. Sie fühlte sich merkwürdig befangen und löste verwirrt den Blickkontakt. Vermutlich hatte sie sich nur täuschen lassen, womöglich war die untergehende Sonne, die Jack in einen goldenen Schimmer hüllte, schuld daran. Um einer weiteren Begutachtung zu entgehen, ließ sie ihre Blicke unauffällig an seinem Körper hinabwandern und wünschte sich im selben Moment, es nicht getan zu haben. Die engen Jeans schmiegten sich an seine Hüften und ließen ihrer Phantasie jede Menge Freiraum. Vor Verlegenheit schoss ihr die Röte in die Wangen, hastig richtete sie ihr Augenmerk erneut auf sein Gesicht und wurde mit einem süffisanten Lächeln belohnt. Der Ärger über seine verwirrende Reaktion, die er auf sie ausübte, war ihrer Stimme deutlich anzuhören: „Tja, ich habe leider zu tun, es war nett, dass Sie kurz rübergekommen sind.“
    Sie wa ndte sich brüsk ab, überstieg die unterste Treppenstufe und verschwand durch die Tür, die leise hinter ihr ins Schloss fiel. Sie wusste, dass es einer Flucht gleichkam, und das tiefe Lachen, das ihr gefolgt war, ließ sie wissen, dass er der gleichen Meinung war.

    Die Abendstunden verbrachte sie lesend im Sessel vor dem Kamin. Obwohl es Ende Juni und eindeutig zu warm dafür war, genoss sie den Anblick und die wohltuende Wärme des flackernden Feuers. Nach einem flüchtigen Blick aus dem Fenster gen Himmel in Richtung Mond, der in dieser Nacht bedeutend schwächer schien, dachte sie kurz daran einen erneuten Abstecher auf die Lichtung zu machen. Dank ihrer außergewöhnlichen Fähigkeit, die, wie sie wusste, niemand außer ihr besaß, hatte sie völlige Entscheidungsfreiheit, was das Stromern durch die Wälder betraf. Doch sie verspürte keine große Lust, dem fremden Wolf ein weiteres Mal zu begegnen und beschloss ihren Ausflug auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen. Bei ihrer ersten Begegnung waren sie beide voneinander überrascht gewesen. Sara wusste allzu gut, dass Werwölfe in Wolfsgestalt nicht unbedingt nett und freundlich waren, zumindest hatte sie von solchen noch nie gehört und deshalb blieb sie allem, was mit Ihresgleichen
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