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Woelfin des Lichts

Woelfin des Lichts

Titel: Woelfin des Lichts
Autoren: Christa Kuczinski
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an.
    Sie streckte ihre langen, gebräunten Beine unter dem alten Gartentisch aus, blinzelte entspannt in die Morgensonne und genoss die Vielfalt der Blumen, die zu dieser warmen J ahreszeit in voller Blüte standen. Das Gespräch zwischen ihnen drehte sich ausschließlich um die nicht enden wollende Gartenarbeit. Erleichtert, dass ihr keine persönlichen Fragen ihre Herkunft betreffend gestellt wurden, fragte Sara Dinge, über die sie sich zuvor niemals Gedanken gemacht hätte. Ihre Begeisterung für die Botanik hielt sich zwar stark in Grenzen, doch dies war immer noch besser, als ihre freundliche Nachbarin anlügen zu müssen. Saras Leben bestand aus einem einzigen undurchdringlichen Lügengeflecht, dem sie nicht entrinnen konnte und zu dem sie einiges beigetragen hatte.
    „Tut mir leid. Ich war gerade mit meinen Gedanken woanders.“
    „Ich sagte, wenn du möchtest, bringe ich dir in den nächsten Tagen einen Korb frischer Beeren vorbei. Sie stehen kurz vor der Reife und in diesem Jahr hängen die Büsche besonders voll.“
    Überrascht über ein solches Angebot, nickte Sara nach kurzem Zögern. Ihr Blick glitt über das Grundstück auf der Suche nach den Himbeerbüschen, deren vollblättrige Triebe sorgsam um gebogen entlang der seitlichen Hauswand befestigt waren. Es war offensichtlich, dass Mina im Gegensatz zu Sara einen grünen Daumen besaß. Nicht nur die Hecken waren ordentlich gestutzt, auch die Rabatten schienen von jeglichem Fremdwuchs befreit. Das Zusammenspiel der sorgfältig aufeinander abgestimmten Farbvariationen und die sonnigen Standorte der Blumen verliehen dem Garten einen exklusiven Touch, gleichsam dem Sommerstilleben eines begnadeten Malers.
    Der Anblick des kurz geschnittenen Rasens brachte Sa ra auf ihr Anliegen zurück.
    „Ich hätte ebenfalls eine Frage. Ich würde mir gerne euren Rasenmäher ausleihen. Mir fehlte bisher die Zeit, mich um den Vorgarten zu kümmern...“
    „Aber natürlich, kein Problem“, fiel ihr Mina ins Wort, scheinbar froh darüber, ihr einen Gefallen tun zu können.
    Dass die ältere Frau wild entschlossen schien, ihre junge Nachbarin zu bemuttern, entlockte Sara ein Schmunzeln.
    „Jafa, könntest du den Rasenmäher holen? Sara benötigt ihn, sie möchte ihren Garten in Ordnung bringen.“
    Ihr Nachbar erschien an der Tür des kleinen Schuppens, der direkt an das Cottage angrenzte, und nickte ihnen zu.
    „Guten Morgen Sara.“
    Mit einem Blick auf Minas liebevoll gedeckten Gartentisch rieb er sich mit der Hand über seinen Bauchansatz, der unter se iner Dickies- Latzhose deutlich zu erkennen war, und verzog das Gesicht zu einem genüsslichen Grinsen. „Wie ich sehe, probierst du Minas sagenhaft gute Brötchen. Du musst wissen, meine Frau ist die beste Köchin weit und breit.“
    Er zwinkerte seiner Frau ve rschwörerisch zu, bevor sie beide in Gelächter ausbrachen. Sara ließ sich von der guten Laune anstecken und fiel in ihr Lachen ein, sie fand es erfrischend, wie dieses Ehepaar miteinander umging.
    Jafa schnappte sich eines der übriggebliebenen Brötchen und verschwand in Richtung Schuppen. Kurz darauf kam er mit einem Ungetüm von Rasenmäher im Schlepptau zurück und Sara kam nicht umhin, diesen skeptisch zu betrachten. Offensichtlich handelte es sich um ein altes und überaus schweres Modell und Sara hatte vor dankend abzulehnen, besann sich aber, da sie ihre freundlichen Nachbarn nicht vor den Kopf stoßen wollte und beschloss, es mit dem Ungetüm aufzunehmen.
    „Vielen Dank für das Frühstück und die Ausleihe. Es wird langsam Zeit für mich aufzubrechen, sonst sit ze ich heute Abend noch hier, anstatt dem Unkraut zu Leibe zu rücken.“
    Nach einer herzlichen Verabschiedung und dem Versprechen, sie wieder einmal zu besuchen, brach sie auf.
    Der Kiesweg entpuppte sich als völlig ungeeignet, einen schweren Rasenmäher hinter sich herzuziehen. Schweißperlen sammelten sich auf Saras Stirn. Als sie an Jacks Cottage vorüberkam, sah sie, dass das vordere Fenster weit geöffnet war. Leise Popmusik drang aus dem Inneren und ein Auto, das ihr bekannt vorkam, parkte in der Einfahrt direkt vor dem Haus. Als sich die Eingangstür öffnete und zu Saras Überraschung ihr Chef im Türrahmen erschien, fühlte sie sich merkwürdigerweise ertappt. Bevor sie sich jedoch unbemerkt aus dem Staub machen konnte, was in Anbetracht des Rasenmähers kaum möglich war, entdeckte er sie und kam mit großen Schritten auf sie zu. Im ersten Moment fühlte sie sich von seiner
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