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Woelfin des Lichts

Woelfin des Lichts

Titel: Woelfin des Lichts
Autoren: Christa Kuczinski
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Michael ab.

    Der Gedanke an dieses merkwürdige Gespräch hatte bei Sara einen u nangenehmen Nachgeschmack hinterlassen.
    Nur kurz gelang es ihr, der Versuchung zu widerstehen, erneut zum gegenüberliegenden Cottage zu schauen, dann starrte sie wieder auf das jetzt dunkle Gebäude. Verärgert über ihre Verunsicherung stellte sie den leeren Becher auf den Tisch und beschloss frühzeitig schlafen zu gehen. Sie wollte sich nicht länger mit ihrem mysteriösen Nachbarn befassen und Mutmaßungen angesichts seines unerwarteten Auftauchens anstellen. Stattdessen zog sie die flauschige Decke bis zur Brust und kuschelte sich in ihr Kissen. Lange Zeit lag sie mit geöffneten Augen da, beobachtete die Lichtspiele, die das fahle Mondlicht an die Wände warf, und lauschte den Geräuschen, die durch das gekippte Fenster zu ihr drangen. Für einen kurzen Moment glaubte sie, in der Ferne mehrstimmiges Wolfsgeheul auszumachen. Doch zu müde, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen, schlief sie schließlich ein.
    Sara träumte.
    Die Konturen der Bäume und Büsche verschwammen, einzig den Wolf, dessen dichtes Fell wie in flüssiges Silber getaucht glänzte, konnte sie weiterhin deutlich erkennen. Dieses Mal schaute sie ihm gelassen und ohne Angst entgegen. In seinen glühenden, gelben Augen entdeckte sie dasselbe Erstaunen, wie sie es bei seinem Anblick empfunden hatte. Sein intensiver Blick schien bis in ihre Seele vorzudringen.
    Ihr Herz erzitterte, eine tiefe Sehnsucht durchfuhr ihren Körper und ließ sie im Schlaf leise aufseufzen.

    Verschlafen blinzelte Sara ins helle Sonnenlicht, das den Raum durchflutete und tastete nach dem Wecker, dessen schrille Töne selbst einen Stummen zum Fluchen bewegt hätten. Ihr Kopf sank auf das zerknautschte Kissen zurück. Heute war Samstag und Sara hatt e alle Zeit der Welt.
    Wo war dieser Wolf so plötzlich hergekommen?
    Im Tageslicht wirkten die Ereignisse der letzten Nacht weitaus weniger furchteinflößend.
    Kurz dachte sie an den Fremden, doch diese Vorstellung führte sie nicht weiter aus. Zwar war das gegenüberliegende Cottage bewohnt, allerdings war dies kein Beweis dafür, dass es sich bei ihm um ihren mysteriösen Nachbarn handelte. Ihn kannte sie ja noch nicht einmal persönlich. Verärgert, dass ihre Überlegungen erneut in diese Richtung trifteten, überlegte sie, was sie an diesem Tag erledigen könnte. Der Rasen im Vorgarten musste dringend gemäht werden und die Arbeit an der frischen Luft würde sie mit Sicherheit auf andere Gedanken bringen.
    In abgeschnittenen Jeans und einem bauchfreien knallroten To p machte sie sich nach dem Frühstück auf den Weg. Nur wenige Hundert Meter entfernt stand das Häuschen von Jafa und Mina. Diesem netten älteren Ehepaar war Sara bereits kurz nach ihrem Umzug begegnet. Sie würde das großzügige Angebot sich deren Rasenmäher auszuleihen annehmen.
    Als Sara die Gartenpforte hinter sich zuzog, warf sie im Vorbeigehen einen flüchtigen Blick auf das Nachbargebäude, das wieder einen verlassenen Eindruck machte, und atmete erleichtert auf. Der Tag war zu schön um sich unnötige Sorgen zu machen. Hohe Büsche, wild wuchernder Löwenzahn, Spitzwegerich und zahlreiche Pflanzen, deren Namen Sara nicht kannte, säumten den breiten Kiesweg zu beiden Seiten.
    Die wenigen Meter zu ihren Nachbarn legte sie innerhalb kurzer Zeit zurück und bog in deren Einfahrt ein. Mina hatte sie scheinbar von weitem kommen gesehen. Mit ihrer molligen Figur füllte sie den Türrahmen aus und winkte ihr freudig entgegen.
    „Guten Morgen! Möchtest du eine Tasse Tee und frisch gebackene Brötchen dazu?“
    Eine solch herzliche Begrüßung brachte Sara für einen Moment aus der Fassung. Während der Jahre ihrer Wanderschaft, in denen sie bereits mehrmals umgezogen war, hatte sie jeglichen Kontakt zu anderen vermieden. Bisher hatte sich Sara immer für eine Einzelgängerin gehalten, die Problemen lieber aus dem Weg ging, anstatt sich ihnen zu stellen, auch wenn dies bedeutete auf sich alleine gestellt zu sein. Ihrer neuen Nachbarin jedoch war es mit Leichtigkeit gelungen, Sara schon bei ihrer ersten Begegnung für sich einzunehmen. Minas Warmherzigkeit konnte man nur schwer widerstehen.

    Nachdem sich Sara in Roseend niedergelassen hatte, war plötzlich alles anders geworden. Die Menschen an diesem Ort waren anders . Offener, zuvorkommender und vor allem gastfreundlicher, und obwohl sie keine rechte Lust auf Smalltalk hatte, nahm sie Minas Angebot dennoch gerne
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