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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten
Autoren: Marcia Muller
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mit
Pillbox-Haarschnitt erkannte Hy sofort wieder. »Stimmt, er hat bei uns einen
Wagen gemietet«, sagte er. »Es war nicht viel los an dem Morgen, und ich
erinnere mich an ihn, weil er einen ganzen Haufen abgelaufener Kreditkarten bei
sich hatte. Es dauerte eine ganze Weile, bis er eine gültige gefunden hatte. Er
hat noch gescherzt und gemeint, es sei ihm zu lästig, die alten zu zerschneiden
und die neuen zu unterschreiben.« Er zuckte ungläubig mit den Schultern.
    »Erinnern Sie sich, wie lange er den
Wagen behalten wollte oder ob er ihn zurückgebracht hat?«
    »Nein.«
    »Können Sie das feststellen?«
    Er zögerte. »Ich weiß nicht, ob ich an
die Information herankomme oder ob ich sie herausgeben darf.«
    Nun zeigte ich ihm statt Hys Foto meine
Karte. »Es geht um eine Vermißtensache. Sein Flugzeug ist auf dem Nordfeld
angedockt, und der Platz wird benötigt.«
    »Ja, wenn es um eine Flughafen-Angelegenheit
geht... Die Fahrzeuge sind nach Kennzeichen registriert, ich müßte die Angaben
daher abrufen können.« Er wandte sich seinem Computer zu, tippte etwas ein, sah
auf den Bildschirm und tippte weiter. Nach ein paar Minuten sagte er: »Er hat den
Wagen vier Tage lang behalten und am Samstag in San Francisco zurückgegeben.«
    »Was war das für ein Wagen?«
    »92er Toyota Cressida. Blau.« Der
Angestellte lächelte. »Er hat mich noch gefragt, was zum Teufel Cressida
bedeutet. Ich wußte es nicht. Darauf er: ›Wie kann ich mein Leben auf dem
Freeway in einem Fahrzeug mit diesem Namen riskieren — wenn ich nicht einmal
weiß, was er bedeutet?‹«
    Ich mußte auch lächeln. Hys Interesse
an Autos und seine diesbezüglichen Kenntnisse waren mit dem Baujahr seines
alten Morgan stehengeblieben. »Weitere Informationen haben Sie nicht?«
    »Nein. Alles weitere müssen Sie sich
bei den Kollegen in San Francisco besorgen.«
    »Kennen Sie den Namen des dortigen
Filialleiters?«
    »Dave Fry. Er sitzt am
Rückgabeschalter, nicht im Terminal.«
    »Danke für Ihre Mühe.«
    »Keine Ursache. Viel Glück bei der
Suche nach dem Knaben.«
     
    Bevor ich den Terminal verließ, ging
ich in die Snackbar und fragte nach der Kellnerin, die mit dem Vorfeldlotsen
Jerry befreundet war. Die Frau hinter der Theke zeigte auf eine kleine Blondine
namens Katie, die gerade mit dem artistischen Geschick eines Jongleurs vier
Teller durch den Raum balancierte, und sagte, sie würde sie zu mir schicken,
sobald sie frei sei. Die Wartezeit überbrückte ich mit einer Tasse Kaffee.
    Beim Anblick meiner Karte wurde der
Blick aus Katies blauen Augen etwas argwöhnisch. Ja, sagte sie, Jerry sei
letzten Mittwoch morgen zum Frühstück gekommen. »Was hat er angestellt?«
    »Nichts, was mich interessieren könnte.
Hat er erwähnt, daß er einen Mann vom Flugfeld für Privatflugzeuge hierher
mitgenommen hat?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich kann mich
nicht... Augenblick — war das der mit der Citabria?«
    »Genau der.«
    »Ja, von dem hat er gesprochen. Der
Bursche ist nicht ausgesprochen sein Freund, aber sie unterhalten sich immer
miteinander, wenn er hier landet. Jerrys ganzer Traum ist so eine Citabria, und
der Bursche... Wie heißt er noch?«
    »Hy Ripinsky.«
    »Stimmt, wie konnte ich den Namen
vergessen? Also, Hy hat Jerry gesagt, er würde ihm Bescheid geben, wenn er von
einer billigen gebrauchten hört.« Sie schüttelte sich. »Irgendwie hoffe ich, er
tut es nicht. Vor diesen Flugzeugen habe ich eine Todesangst.«
    »Hat Jerry gesagt, warum er Hy
mitnehmen sollte oder wohin er wollte?«
    »Nur, daß er gelandet ist, um seine Freundin
abzusetzen und aufzutanken. Aber nach einem Telefongespräch mußte er seine
Pläne ändern. Er war sauer, denn hätte er ein paar Minuten früher angerufen,
hätte er zusammen mit seiner Freundin in die City fahren können und sich nicht
einen Wagen mieten müssen. Was ist denn überhaupt los? Steckt dieser Hy in
irgendwelchen Schwierigkeiten?«
    »Gewissermaßen.« Ich lächelte ihr
verschwörerisch zu. »Ich bin die Freundin.«
    Für einen Moment sah Katie mich
erschreckt an. Dann lachte sie. »Ich weiß, wie das ist«, sagte sie. »Wäre ich
Detektivin, hätte ich Jerry schon seit Monaten an der Kandare.«
    Ich bedankte mich. Während ich den
Terminal verließ, versuchte ich, die Ereignisse vom vergangenen Mittwoch morgen
zu sortieren. Hy hatte bedauert, daß er nicht mit mir hatte in die Stadt fahren
können. Das bedeutete, daß er keine Veranlassung gesehen hatte, das, was immer
er dort vorhatte,
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