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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten
Autoren: Marcia Muller
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Ohr etwas von der
Atmosphäre des nahegelegenen Berkeley. Ich legte meine Hand auf den Flügel der
Citabria und fragte ihn: »Ist diese Maschine seit dem letzten Mittwoch noch
geflogen worden?«
    Der Mann schüttelte den Kopf und sah
mich genauer an. »Sie waren doch die Passagierin. Ich erinnere mich.«
    »Stimmt.«
    »Sie hat die ganze Zeit hier gestanden.
Die Leute am Counter im Terminal wundern sich schon langsam. Der Bursche hat
gesagt, er macht nur über Nacht fest, und das war vor knapp einer Woche. Wenn
er nicht bald auftaucht, muß das nachgeprüft werden.«
    »Hat er gesagt, er bleibt hier in der
Gegend?«
    »Ich glaube, ja.«
    Ich glaubte nicht, daß Hy mich wegen
seines Reiseziels angelogen hatte. Das war nicht seine Art. Eher hätte er gar
nichts gesagt, als zu lügen. »Hat er gesagt, wo?«
    »Mir nicht. Zuerst wollte er gar nicht
bleiben. Er wollte telefonieren und dann auftanken. Aber als er zurückkam, hat
er gesagt, er habe umdisponiert, und hat seine Sachen geholt.«
    »Und wohin ist er gegangen? Hat ihn
jemand abgeholt?«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Ist
mir nicht aufgefallen.«
    »Na gut. Danke für die Auskunft.« Ich
grub eine Karte aus meiner Tasche aus und gab sie ihm. »Wenn er wiederkommt
oder anruft oder so, geben Sie mir dann Bescheid?«
    Seine Augen wurden ein wenig größer.
Das passiert mir oft, wenn die Leute merken, daß sie es mit einer
Privatdetektivin zu tun haben. »Klar. Vielleicht fragen Sie auch noch Sandy
drinnen im Empfang. Mag sein, daß sie noch etwas weiß.«
    »Das mache ich.« Ich warf einen letzten
Blick auf die Citabria und ging zum Terminal.
    Sandy hatte kastanienbraune Locken und
ein freundliches Sommersprossengesicht. Sie erinnerte mich ein wenig an meine
Assistentin Rae Kelleher. Ich erklärte ihr, worum es ging. Sie zog die Karte
heraus, die Hy ausgefüllt hatte, und zeigte sie mir. Sie enthielt nur seinen
Namen, seine Adresse und das Kennzeichen der Maschine. Auch ihr hatte er
gesagt, er wolle nur über Nacht festmachen, und darum gebeten, die Citabria
aufzutanken.
    »Der Vorfeldlotse sagte mir, Mr.
Ripinsky sei zunächst hineingegangen, um zu telefonieren«, sagte ich und gab
ihr die Karte zurück.
    Sie nickte und zeigte auf die
Münztelefone. »Ja, bevor er bei mir eincheckte.«
    Ich hatte selbst kurz telefoniert,
bevor ich in die City zurückgefahren war. Hy mußte bald darauf hereingekommen
sein. »Haben Sie gemerkt, ob es ein Orts- oder Ferngespräch war?«
    »Ein Ferngespräch. Er kam zu mir
herüber und bat mich um Kleingeld für das Telefon. Aber ich hatte keines mehr.
Deshalb wollte er seine Kreditkarte benutzen.«
    »War es nur ein Anruf?«
    »Nein, zwei. Und er hat etwas
aufgeschrieben, vielleicht eine Wegbeschreibung.«
    »Und dann hat er bei Ihnen
eingecheckt?«
    »Ja. Danach ging er nach draußen, und
kurze Zeit später habe ich gesehen, wie er sich mit Jerry unterhielt, einem der
Vorfeldlotsen, der gerade Schichtende hatte. Ich hatte den Eindruck, daß sie
sich gut kennen. Fliegt Mr. Ripinsky oft hierher?«
    »Ziemlich oft. Hat Jerry heute Dienst?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er hat Urlaub
— besucht, glaube ich, seine Familie im Mittelwesten. Bis nächste Woche.«
    Fürs erste wären wir damit in der
Sackgasse — Mist.
    »Jerry hat ihn in seinem Wagen
mitgenommen«, fügte Sandy hinzu. »Wahrscheinlich bis zum Hauptterminal.«
    »Warum glauben Sie, daß sie dorthin
gefahren sind?«
    »Weil Jerry mit einer Kellnerin in der
Snackbar dort befreundet ist und nach Dienstschluß gewöhnlich dort frühstückt.«
    »Sie sind eine gute Beobachterin.«
    »Na ja, ich hatte ein gutes Objekt.«
Sie blinzelte mir zu. »Mr. Ripinsky ist ein attraktiver Mann.«
    Für mich gab es nur zwei Gründe, warum
Hy zum Hauptterminal gegangen sein konnte: um einen Anschlußflug in eine Stadt
zu buchen, die so weit außerhalb der Reichweite der Citabria lag, daß selbst zu
fliegen ein mühsames Unterfangen wurde, oder um einen Wagen zu mieten. Dem
Vorfeldlotsen und auch Sandy hatte er gesagt, daß er nur über Nacht bleiben
wollte. Es war jetzt etwa genauso spät wie bei seiner vermutlichen Ankunft am
Terminal an jenem Morgen, so daß ich beim Autoverleih dasselbe Personal
antreffen konnte. Ich fing bei Hertz an, arbeitete mich von Schalter zu
Schalter weiter und zeigte allen das Foto von Hy, das ich in der Brieftasche
hatte. Bei einer kleinen Billigpreisfirma namens Econocar — klar, Hy
verplemperte kein Geld — hatte ich Glück.
    Der junge Schwarze
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