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Wo unsere Träume wohnen

Wo unsere Träume wohnen

Titel: Wo unsere Träume wohnen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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gestern. Heute gibt es Roastbeef.“
    Mit zusammengekniffenen Augen starrte Pesha auf Young Millies Teller. „Hat sie das?“
    „Ja, Ma’am, das haben alle.“
    „Na ja, ich will kein Roastbeef. Ich will Salisbury-Steak. Mit Pilzen.“ Sie wedelte mit der Hand. „Nehmen Sie das weg.“
    Seufzend kehrte Violet mit dem Teller zur Küche zurück. „Neun?“, rief George. „Ist vier plus fünf neun?“
    „Richtig, Kleiner“, antwortete sie, strich sich eine rote Korkenzieherlocke aus dem Gesicht und wehrte sich gegen die Tränen. Das hier war einfach zu viel – jeden Abend Rückenschmerzen und brennende Füße, missmutige alte Ladys und alte Knacker, die unbedingt mit ihr flirten wollten. Zwei Söhne, die sie vernachlässigen musste, anstatt sie sicher durch das Minenfeld der Zahlen und Buchstaben zu geleiten.
    „Was zum Teufel soll das?“, kam eine gereizte Stimme aus der Küche, als Violet das verschmähte Roastbeef in die Durchreiche schob.
    „Tut mir leid, Maude. Pesha will Salisbury-Steak“, erklärte Violet erschöpft. „Mit Pilzen.“
    Die Betreiberin des einzigen unabhängigen gastronomischen Betriebs von Mulligan Falls griff nach dem Teller und murmelte etwas Unfreundliches vor sich hin, während die nächste mathematische Frage das Stimmengewirr im voll besetzten Imbiss übertönte. „Mo-om! Wie viel ist sechs plus zwei?“
    Violet schloss kurz die Augen. Sie musste durchhalten. Nicht, dass sie erwartet hatte, ihr neues Leben würde einfach werden, aber eine winzige Chance auf …
    „Hier“, knurrte Maude und schob Peshas Salisbury-Steak auf den Tresen. Violet nahm sich eine Gabel, kratzte die Pilze vom Hackbraten und schob sie zu einem ordentlichen Haufen zusammen.
    „Nimm die Finger, George!“, rief sie auf dem Weg zum Tisch.
    Die Glocke über dem Eingang läutete. Noch mehr Gäste. Hurra. Schlagartig wurde es so still, als hätte jemand den Ton ausgeschaltet. Violet hob den Kopf und schaute direkt in zwei hellblaue Augen – in einem Männergesicht, an dem es keine einzige weiche Stelle zu geben schien. Jedenfalls soweit es unter den Bartstoppeln zu erkennen war.
    Er war groß, das Haar auf dem Kopf kaum länger als das an den Wangen. So groß, dass er den jüngeren Mann hinter ihm fast verdeckte. Das hübsche, langhaarige Mädchen vor ihm wirkte fast zwergenhaft, zumal zwei riesige Hände auf ihren schmalen Schultern lagen.
    „Drei?“, brachte Darla, die zweite Kellnerin, endlich heraus, nachdem sie den Mann eine Weile angestarrt hatte.
    „Ja, drei“, erwiderte er, und Violet hörte die tiefe Stimme nicht nur, sie spürte sie auch, tief in sich …
    Keine Liebesromane mehr!, befahl sie sich streng, aber ihre seit zwei Jahren auf einen Einsatz wartenden Hormone waren nicht so leicht zu beruhigen. Entsetzt beobachtete sie, wie Darla die drei an einem Tisch unterbrachte, für den sie selbst zuständig war. Die Enttäuschung darüber, dass bei ihr alles voll war, stand Darla deutlich ins Gesicht geschrieben.
    Großartig. Einfach großartig.
    Entschlossen zog Violet den Bleistift aus dem Haar und marschierte hinüber.
    „Lächeln“, zischte Darla ihr im Vorbeigehen zu.
    Violet nahm die Bestellung auf – zwei Mal Burger und Pommes frites, Spaghetti für das Mädchen – und gab sie an Maude weiter. „Was bringt Sie nach Mulligan Falls?“, fragte sie freundlich.
    „Ich habe gerade das alte Hicks Inn oben auf dem Hügel gekauft.“
    Und damit nahm Mitch auf der Liste ihrer meistgehassten Männer den zweiten Platz ein.
    „Ihr Essen kommt gleich“, sagte die rothaarige Kellnerin mit einem Anflug von Schärfe, während sie die Speisekarten vom Tisch riss. Rudy hob den Kopf und registrierte den Zorn und den Schmerz in ihren graugrünen Augen, bevor sie sich abwandte. Im Schein der Deckenbeleuchtung schimmerten ihre tausend Korkenzieherlocken, deren Farbe ihn an das Orange seiner „neuen“ Küchentapete erinnerte.
    Inzwischen war er auch wach genug, um den kleinen, kurvenreichen, kompakten Körper unter der blassgrünen Uniform genauer in Augenschein zu nehmen. Wie ein VW-Käfer, dachte er. Stärker und zäher, als es auf den ersten Blick scheint.
    „Was war das denn?“, fragte Kevin erstaunt.
    „Keine Ahnung.“
    „Dad?“, flüsterte Stacey. „Warum sehen uns alle an?“
    „Das wüsste ich auch gern, Honey.“
    Sein Bruder beugte sich vor. „Warum komme ich mir vor, als wären wir gerade mitten in einem Stephen-King-Roman gelandet?“
    Stacey rutschte näher, während ihr Vater
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