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Wo unsere Träume wohnen

Wo unsere Träume wohnen

Titel: Wo unsere Träume wohnen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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hinauswollte.
    „Dir kommt es vielleicht so vor, als wäre er nur seinetwegen hergezogen, aber …“ Kevin lachte. „Aber dein Dad ist gar nicht fähig, etwas seinet wegen zu tun. Es geht ihm bei allem immer nur um dich, Stacey.“
    Bevor sie antworten konnte, meldete sich sein Handy. Wenigstens das funktionierte hier draußen! Ob es eine Freundin war? Süß genug war er ja, und vermutlich hatte er an jedem Finger zehn. Im Gegensatz zu Dad, der gar keine hatte. Zum Glück. Dauernd las und hörte sie von Kindern, die verzweifelt versuchten, ihren Dad oder ihre Mom mit jemandem zusammenzubringen. Und was dann? Man bekam jede Menge neuer Stiefgeschwister! Viele ihrer Freundinnen lebten in solchen Patchwork-Familien und hassten es. Nein, es war besser so, wie es war – nur sie und ihr Dad. Sie brauchten niemanden.
    Doch als sie sich durchs Haar strich und auf die Ofenklappe starrte, musste sie an etwas denken, das Kevin gerade gesagt hatte. Dass sie für ihren Dad immer an erster Stelle stand.
    Zum ersten Mal, seit sie hier waren, lächelte Stacey.
    Das war doch immerhin ein Anfang.
    „Das ist einfach nicht fair!“, rief George empört. „Warum muss ich zur selben Zeit ins Bett wie Julian? Der ist fünf Jahre jünger als ich!“
    „Hey!“, sagte Violet und schaute über ihren kichernden, zappelnden, in seinen flauschigen Bademantel gehüllten Jüngsten zu George hinüber. Ein Wunder war geschehen, und ihre Laune besserte sich schlagartig.
    „Was denn?“, fragte George, dessen feuchtes Haar wie Stacheln abstand.
    Violet strahlte. „Du hast gerade im Kopf gerechnet!“
    „Hab’ ich nicht“, protestierte er.
    „Doch, ganz bestimmt. Du hast gesagt, Julian ist fünf Jahre jünger als du. Das bedeutet, dass du sein Alter – vier – von deinem – neun – abgezogen hast.“
    „Hab’ ich?“
    „Ja. Ohne zu überlegen.“ Sie reckte den Daumen.
    „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet“, beschwerte ihr Sohn sich nach einem Moment.
    „Stimmt. Weil meine Antwort nicht anders ausfällt als gestern oder vorgestern Abend“, sagte Violet, bevor sie das Oberteil über Julians honigfarbene Locken zog und ihn auf eine rosige Wange küsste. „Putz dir die Zähne.“
    Barfuß marschierte George über den ein wenig modrig riechenden Teppichboden. Violet schloss kurz die Augen. Teppichboden im Badezimmer? Noch dazu, wenn es von kleinen Jungen benutzt wurde, die in der Badewanne für die 100-Meter-Freistil bei den nächsten Olympischen Spielen trainierten? Wahnsinn. Typisch Betsy …
    Mit Julian auf dem Schoß setzte sie sich auf den geschlossenen Klodeckel und half George, sich den Schlafanzug anzuziehen. „Wisst ihr eigentlich, wie lieb ich euch habe?“
    Den Mund voller Schaum, drehte ihr Ältester sich um und musterte sie besorgt.
    Violet lächelte aufmunternd und verfluchte Mitch. Und sich selbst dafür, dass sie schon wieder einen blauäugigen Mann attraktiv fand – und zwar ausgerechnet den, der ihr Erbe gekauft hatte. Ihr Blick fiel auf Georges Zähne. Es waren richtige Biberzähne, aber einer davon war schief. Er braucht dringend eine Spange, dachte sie und fühlte die allzu vertraute Panik in sich aufsteigen.
    „Du hast deinen Job verloren, was?“, fragte George, und im Spiegel wirkten seine Augen noch größer als sonst. „Unseretwegen?“
    Guter Gott! „Ja, ich habe meinen Job verloren“, erwiderte sie tapfer. „Aber nicht euretwegen.“
    „Aber Maude hat gesagt …“
    „Maude ist ’ne dicke, fette Pupsnuss“, warf Julian ein, und sie biss sich auf die Lippe, um nicht zu lachen.
    „Man nennt Leute nicht Pupsnuss“, entgegnete sie und küsste ihn auf die feuchten Locken.
    Julian drehte sich zu ihr um, eine einzelne, winzige Falte auf der kleinen Stirn. Mitchs Stirn, dachte sie. „Wie dann?“, fragte er.
    Ziege, dachte sie und stand auf, ihren Sohn auf der Hüfte. „Kommt schon, ihr zwei. Ab ins Bett.“
    „Och, Mom …“
    Sie nahm Georges Kinn in die Hand. „Morgen kannst du länger aufbleiben. Heute musst du um halb neun im Bett liegen.“
    „Warum?“
    „Weil ich so müde bin, dass ich gleich umfalle“, murmelte Violet und lenkte ihn aus dem Bad auf den Flur. An der Wand hingen eine Menge Kinderfotos.
    George protestierte den ganzen Weg hinunter in den halb ausgebauten Keller des kleinen Hauses, wo sie seit sechs Monaten wohnten. Betsy Ehemann Joey hatte sich dort mit seinen Freunden treffen und Football und Baseball sehen wollen, ohne seine Frau und die drei Kinder zu
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