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Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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den Rücken zuwandte. Dann lag er mit offenen Augen da und starrte in die Dunkelheit. Er fühlte sich todmüde, doch der Schlaf wollte einfach nicht kommen.
    Finja schien es nicht viel anders zu gehen, denn er konnte sie leise schluchzen hören.
    Sander schloss die Lider. Wie immer, wenn die hohen Schutzmauern um ihn herum zu bröckeln drohten, hüllte er sein Herz in Eis. Er war kein Mensch, der sich am Unglück anderer weidete. Trotzdem berührte Finjas Weinen ihn nicht wirklich. Nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war, konnte sie kein Mitleid von ihm erwarten.
    Endlich schlief er ein.

2. KAPITEL
    A m nächsten Tag hatten sich die düsteren Wolken über Dvägersdal verzogen. Die Sonne lachte vom Himmel herab und ließ die bunten Bonbonfarben der Häuser erstrahlen. Ein lauer Wind fuhr sanft raschelnd durch die Kronen der Birken, und Blumenduft erfüllte die Luft.
    Es war ein Frühlingsmorgen wie aus einem Bilderbuch, doch wirklich erfreuen konnte Finja sich an der Schönheit ihrer Umgebung nicht. Dazu lag ihr die bevorstehende Konfrontation mit dem Notar und der Familie ihres Schwagers zu schwer im Magen. Und daran konnte auch Sander nichts ändern, der erstaunlich gut gelaunt zu sein schien. Herzhaft sprach er dem Frühstück zu, das Lovisa ihnen serviert hatte.
    Finja dagegen konnte kaum einen Bissen hinunterbringen.
    Immer wieder musste sie an den Grund ihres Aufenthalts in Schweden denken. Und daran, wie präsent ihre Familie plötzlich wieder für sie war, nachdem Finja jahrelang diese verletzende Erinnerung verdrängt hatte: Ihre Eltern, die sich im entscheidenden Moment gegen sie und auf die Seite ihrer Schwester gestellt hatten. Und natürlich Greta selbst. Genau wie ihr Ehemann Paul. Paul, der Finja einst geholfen hatte, über ihr Trauma hinwegzukommen. Nur um sie später auf grausamste Art und Weise zu hintergehen.
    Finja schüttelte den Kopf. Es war müßig, jetzt über das Drama nachzudenken, das sich damals im Haus ihrer Familie abgespielt hatte. Viel schlimmer war das schreckliche Unglück, das sich vor wenigen Wochen ereignet hatte.
    Mit Schrecken dachte Finja an den Tag zurück, als sie die Nachricht vom Tod ihrer Familie erhalten hatte. Sie war beruflich unterwegs gewesen und hatte deshalb erst kurz vor der Beerdigung erfahren, dass ihre Eltern, ihre Schwester und deren Mann bei einem tragischen Fährunglück ums Leben gekommen waren.
    Ihre gesamte Familie – auf einen Schlag ausgelöscht. Nur Linus, der fünfjährige Sohn von Greta und Paul, hatte überlebt.
    Finja spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, als sie an die Beerdigung zurückdachte. Damals war ihr zum ersten Mal richtig bewusst geworden, dass sie keinen von ihnen jemals wiedersehen würde.
    Und dass es nun keine Gelegenheit mehr für sie gab, sich mit ihrer Familie auszusprechen.
    Es war schwer für Finja gewesen, allein zur Beerdigung fahren zu müssen. Doch Sander hatte sich zu dem Zeitpunkt beruflich in Montreal aufgehalten, und die Nachricht von dem Unglück war erst kurz vor der Beerdigung eingetroffen. Deshalb wäre es für ihn schwierig gewesen, so schnell nach Schweden zu kommen.
    Jetzt aber war er bei ihr, und obwohl Finja heute besser als jemals zuvor wusste, wie es um ihre Ehe stand, tat seine Nähe ihr dennoch gut. Gleichzeitig fragte sie sich, warum seine Anwesenheit bei der Testamentsverkündung überhaupt vonnöten war.
    Das hatte sich wohl auch Sander gefragt, der von der Aussicht, Finja nach Schweden begleiten zu müssen, nicht gerade angetan gewesen war. Doch Lennart Bolander, der Notar, hatte klar gesagt, dass die Verkündung des Testaments ohne ihn nicht möglich sei. Was das heißen mochte? Finja hatte nicht mal den Hauch einer Idee, aber sie ahnte, dass es nichts Gutes bedeuten konnte.
    Bolanders Haus, in dem sich auch seine Kanzlei befand, lag hinter der Kirche direkt am Ufer des Lillälv. Die zartgelbe Fassade mit den weiß umrandeten Fenstern und der kleinen, ebenfalls weiß gestrichenen Veranda ließ das Gebäude wie ein Puppenhaus erscheinen. Und dieser Eindruck setzte sich auch in seinem Inneren fort.
    Finja und Sander wurden von Trude Bolander, der Ehefrau des Notars begrüßt. Die alte Dame mit dem silbergrauen Haar, das sie am Hinterkopf zusammengefasst trug, sodass es fast wie eine Wolke aussah, begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln.
    “Kommen Sie doch herein”, sagte sie. Schnell nahm sie Finja und Sander die Mäntel ab und hängte sie an eine mit herrlichen Schnitzereien
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