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Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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er.
    “Linus!”, rief Sybilla Bjorkman aufgebracht. “Du sollst doch nicht mit Fremden sprechen!”
    Finja erhob sich und bedachte die Frau mit einem kühlen Blick. “Sander ist kein Fremder, sondern Linus’ Onkel!”, stellte sie richtig.
    Sybilla Bjorkman wechselte einen pikierten Blick mit ihrem Mann, zog es aber vor, zu schweigen. Finja kannte Linus’ Großeltern schon eine ganze Weile, und sonderlich sympathisch waren sie ihr noch nie gewesen. Ihr jetziges Verhalten, insbesondere ihr Umgang mit Linus, erschreckte sie jedoch.
    “Wirklich?”, fragte Linus an Sander gewand. “Du bist mein Onkel?”
    Sander nickte. “Ja, das bin ich. Und ich freue mich, dich endlich mal kennenzulernen. Magst du Märchenbücher?”
    Ein Lächeln erhellte Linus’ ernstes Kindergesicht. “Ja!”
    Finja entging nicht, dass Sander etwas nicht zu passen schien, das verriet seine Miene deutlich. Doch dem Jungen gegenüber ließ er sich nichts anmerken. Schließlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als Trude Bolander den Raum betrat. “Mein Mann würde vor der Testamentseröffnung gern allein mit Ihnen sprechen”, sagte sie. “Kommen Sie bitte mit?”
    Finja wusste zwar nicht, was das zu bedeuten hatte, nickte aber. Den lautstarken Protest der Bjorkmans ignorierend, folgte sie der älteren Frau zum Arbeitszimmer ihres Mannes. Hier sah es nun wirklich ganz so aus, wie man sich das Büro eines Anwalts vom Lande vorstellte. Das Zentrum des Raumes bildete ein wuchtiger Schreibtisch aus massivem Eichenholz, auf dem sich Akten und Dokumente stapelten. An den Wänden standen Regale, die sich unter der Last der Gesetzbücher bogen, und für Besucher standen mehrere Stühle bereit.
    “Setzen Sie sich, bitte”, sagte Lennart Bolander, nachdem seine Frau das Zimmer verlassen hatte. Er war ein recht kleiner glatzköpfiger Mann, dessen Hände ständig in Bewegung zu sein schienen. “Sie fragen sich sicher, warum ich Sie allein hereingebeten habe. Nun, das hat mit den Bestimmungen im Testament Ihrer Schwester und Ihres Schwagers zu tun.” Er rückte seine Brille, die ihm immer wieder vom Nasenrücken zu rutschen drohte, zurecht, nahm ein Kuvert aus einer Schublade seines Schreibtischs und reichte es Finja.
    Die war überrascht. “Was ist das?”, fragte sie.
    “Ihre Schwester und Ihr Schwager haben bestimmt, dass Sie diesen Brief noch vor der offiziellen Testamentseröffnung lesen sollen.” Er zuckte mit den Schultern. “Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Ich lasse Sie dann einmal allein.”
    Finja nickte geistesabwesend. Im Augenblick verstand sie überhaupt nichts, doch einen Brief von Greta und Paul in Händen zu halten ließ ihr einen Schauder über den Rücken laufen. Aus irgendeinem Grund beschlich sie das seltsame Gefühl, dass nach dem Lesen des Briefs nichts mehr so sein würde wie vorher.
    Dennoch wusste sie, dass sie es tun musste. Ihre Schwester hatte es so gewollt, und deshalb würde sie den Brief lesen. Also fasste sie sich ein Herz und öffnete den Umschlag vorsichtig.
    Die Schrift ihrer Schwester zu erkennen, die sie selbst nach all der Zeit noch so gut kannte wie ihre eigene, wühlte sie so stark auf, dass die Buchstaben vor ihren Augen verschwammen. Finja blinzelte heftig und atmete tief durch. Erstaunt stellte sie fest, dass zumindest für einen kleinen Moment alles, was zwischen Greta und ihr vorgefallen war, mit einem Mal völlig nebensächlich erschien.
    Mit klopfendem Herzen begann sie zu lesen.
    Liebe Finja
,
    wenn du diesen Brief liest, heißt das, dass Paul und mir etwas zugestoßen ist. Du wirst zurück nach Dvägersdal gekommen sein. Und vor der Testamentseröffnung wirst du diese Zeilen lesen.
    Zu allererst einmal: Es tut mir so leid! Ich hoffe, dass ich dir das inzwischen schon persönlich gesagt haben werde. Aber falls nicht: Bitte, Finja, verzeih mir! Du weißt schon was.
    Aber vor allem habe ich dir diesen Brief geschrieben, damit du bei der Testamentseröffnung nicht zu sehr geschockt bist. Bitte glaube mir: Wir haben für diese Entscheidung unsere Gründe gehabt. Paul und ich haben lange darüber gesprochen und sind zu dem Schluss gekommen, dass es keinen anderen Weg gibt.
    Ich hoffe sehr, dass wir auf dich zählen können.
    Und dass du mir verzeihen kannst.
    In Liebe, deine Greta.
    “Und du wohnst wirklich ganz oben in einem Wolkenkratzer?”, fragte Linus staunend und mit glänzenden Augen.
    Sander spürte, wie ein warmes Gefühl ihn durchströmte. “Ja, das stimmt”, erwiderte er
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