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Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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fest, wie gefühlskalt Sander geworden war. “Für dich mag es praktisch erscheinen, für mich aber nicht.” Verzweifelt sah sie ihn an. “Kannst du dir gar nicht vorstellen, wie schwer es für mich …” Sie atmete tief durch. “Ach, was frage ich noch? Du warst ja nicht einmal bei der Beerdigung für mich da!”
    Einen Augenblick herrschte bedrücktes Schweigen, und Finja schämte sich ein wenig für ihre Worte. Sie wusste, dass Sander sie vor drei Wochen höchstwahrscheinlich begleitet hätte, wenn es ihm möglich gewesen wäre. Andererseits fragte sie sich, ob er nicht Mittel und Wege gefunden hätte, wenn es ihm wirklich wichtig gewesen wäre.
    “Du weißt, dass es nicht ging”, sagte er. “Ich war in Montreal. Und du hast die Nachricht von …” Er stockte kurz. “Du hast schließlich auch erst im letzten Moment davon erfahren.” Er wartete auf eine Erwiderung, doch sie sagte nichts. “Nun, jedenfalls wären wir in einem Hotel sicher besser aufgehoben als in dieser kleinen Pension”, bemerkte er.
    Finja verdrehte die Augen. “Du scheinst noch nicht begriffen zu haben, dass wir nicht mehr in den USA sind. In Dvägersdal und Umgebung werden wir kaum ein Hotel finden, das deinen Ansprüchen genügt.” Sie schwieg kurz. “Manchmal frage ich mich, ob du dich überhaupt noch an dein Leben vor New York erinnerst. Und an unser Leben”, fügte sie leise hinzu.
    Befremdet schaute Sander sie an. “Natürlich erinnere ich mich daran”, sagte er knapp.
    Gleichmütig hob Finja die Schultern, stieg aus dem Wagen und ging vor. Als sie die Unterkunft betrat, rechnete sie nicht damit, auf ein bekanntes Gesicht zu treffen. Zu ihrer Erleichterung hatte sie schon vor drei Wochen festgestellt, dass die Pension inzwischen neue Eigentümer hatte. Das war gut so, denn so würden unbequeme Fragen gar nicht erst aufkommen.
    Umso erschrockener war Finja, als sie plötzlich jemanden ihren Namen rufen hörte.
    “Finja! Hej, dich hab ich ja schon ewig nicht mehr gesehen! Das muss doch Jahre her sein!”
    Es war Lovisa Aalberg. Finja war mit ihr zur Schule gegangen, ehe sie nach Audreys Verschwinden auf die teure Privatschule gewechselt war, die auch Sander besucht hatte.
    Sie atmete tief durch und zwang sich zu einem Lächeln. “
Hej
, Lovisa”, sagte sie zurückhaltend. “Wie nett, dass wir uns mal wieder sehen. Was machst du denn hier?”
    Lovisa hob die Schultern. “Geld verdienen, was sonst? Ich habe eine Weile als Telefonistin in Rättvik gearbeitet, aber nachdem die Firma verkauft wurde, bin ich zurück zu meinen Eltern gezogen und verdiene mir jetzt erst mal hier meine Brötchen. Ist aber nur vorübergehend, ich …” Sie stockte. “Sag bloß, dieser attraktive Mann gehört zu dir?” Der Blick, mit dem ihre alte Schulfreundin Sander bedachte, gefiel Finja ganz und gar nicht. Sie wusste selbst nicht, warum. Schließlich war das Feuer, das ihre Liebe am Leben erhalten hatte, schon vor Jahren verloschen. Einzig das Unvermögen, sich ihr Scheitern einzugestehen, schweißte sie und Sander noch zusammen. “Ach, natürlich!”, stieß Lovisa aus. “Das ist doch Sander, nicht wahr? Dein Ehemann, natürlich! Verzeih, dass ich dich nicht gleich erkannt habe, Sander. Aber du warst ja nur einmal kurz zu eurer Hochzeit hier in Dvägersdal, und danach seid ihr aus Schweden fort und habt euch überhaupt nicht mehr hier blicken lassen. Warum eigentlich?”
    Sander antwortete knapp wie immer. “Es hat sich nicht ergeben. Die Arbeit, du verstehst?”
    Finja fiel auf, dass er ihre ehemalige Klassenkameradin kaum eines Blickes würdigte. Kein Wunder, war Lovisa mit ihren störrischen hellbraunen Locken und der jungenhaften Figur doch überhaupt nicht sein Typ – er bevorzugte seit jeher große blonde Frauen, schlank und sportlich. Genau so eine hatte er schließlich auch geheiratet – was nichts daran änderte, dass er schon knapp ein halbes Jahr nach der Hochzeit aufgehört hatte, sich für seine Ehefrau zu interessieren.
    Und umgekehrt sieht es inzwischen nicht viel anders aus, fügte Finja in Gedanken hinzu. Aber warum beruhigte es sie dann, dass er für ihre alte Schulfreundin so gar nichts übrig zu haben schien?
    Lovisa seufzte versonnen. “Mensch, warum habe ich eigentlich nie so ein Glück? Nun ja, wie auch immer, ich bin froh, dass du zusammen mit deinem Mann angereist bist. Damit sollte sich das kleine Problem, das sich leider bei deiner Reservierung eingeschlichen hat, leicht aus der Welt schaffen
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