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Wo ich zu Hause bin

Wo ich zu Hause bin

Titel: Wo ich zu Hause bin
Autoren: Anselm Gruen
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seinem Wesen her ist er ein soziales Wesen. Und nur wenn er sich eins fühlt mit der Gemeinschaft, kann er all die Fähigkeiten entfalten, die in ihm stecken, kann er wirklich aufblühen.Der Mensch braucht ein Umfeld, um aufblühen zu können.
    Die Gefahr der Zugehörigkeit ist, dass man seine eigene Identität nur in der Gruppe findet, dass man leicht hörig wird und die eigene Person aus dem Blick verliert. Man passt sich an, um dazuzugehören. Man fühlt sich nur bedeutsam, wenn man in einer bedeutsamen Gruppe ist. So sind Jugendliche leicht anfällig, sich von Gruppen bestimmen zu lassen. Aber wir Erwachsene müssen die Sehnsucht der jungen Menschen nach Zugehörigkeit ernst nehmen und respektieren. So wie wir Älteren uns nach Heimat gesehnt haben, wenn wir in der Fremde waren, so sehnen sich Jugendliche nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Beides hat Gefahren. Auch das Heimweh hat früher viele Menschen daran gehindert, den eigenen Weg zu gehen. Die Gefahr, die heute von der Sehnsucht nach Zugehörigkeit ausgeht, sehe ich vor allem darin, dass man sich Gruppen unterordnet, nur um dazuzugehören. Aber man hört nicht mehr auf sich selbst. Sekten oder sektiererische Gruppen nützen diese Abhängigkeit vom Gefühl der Zugehörigkeit vor allem bei instabilen jungen Menschen aus. Sie vermitteln den jungen Menschen Zugehörigkeit, aber um den Preis, dass sie sich ihnen völlig unterordnen und ihr selbstständiges Denken aufgeben müssen.
    IMPULS
    Wem fühlst du dich zugehörig? Ist es eine Gruppe und was löst die Gruppe in dir aus? Was macht das Gefühl von Zugehörigkeit aus? Welche Verheißung steckt in der Gruppe? Was vermittelt sie dir? Wem hörst du zu und wer hört dir zu? Hörst du dir auch selber zu und gehörst du dir selbst? Oder bist du in Gefahr, andern hörig zu werden, weil du nur auf sie hörst? Hörst du auch auf Gott und fühlst du dich Gott zugehörig? Wem gehörst du – dir selbst oder Gott oder einem bestimmten Menschen oder einer Gruppe? Macht dich deine Sehnsucht nach Zugehörigkeit abhängig von der Zustimmung anderer Menschen oder fühlst du dich frei in deiner Gruppe, fühlst du dich frei, auch wenn du sagst, dass du dem gehörst, den du liebst und der dich liebt? Versuche, deinem Gefühl von Zugehörigkeit auf den Grund zu kommen: Ist da nicht auch eine Ahnung von Zugehörigkeit nicht nur zu dieser Gruppe, sondern von Zugehörigkeit zu dieser Welt und zum Grund der Welt, der letztlich von Gottes Liebe durchdrungen ist?

Heimat in der Bibel

D ie Bibel kennt unser deutsches Wort »Heimat«nicht. Aber das, was es meint, ist in der Bibel immer präsent. Im Alten Testament ist ständig die Rede vom Ausziehen aus der Heimat, vom Leben in der Fremde und von der Sehnsucht, wieder in die Heimat zurückzukehren. Die Heilsgeschichte beginnt damit, dass Abraham den Befehl Gottes erhält, auszuziehen aus seinem Land, aus seiner Verwandtschaft und aus seinem Vaterhaus. Er zog in das Land, das Gott ihm verheißen hat. Als er sich dort ausbreitete, wurde er der Stammvater eines großen Volkes. Doch dann kam eine Hungersnot über Israel. Die Söhne Jakobs hatten ihren jüngsten Sohn Joseph nach Ägypten verkauft. Dort war er zum Verwalter des Reiches aufgestiegen. Er überredete seine Brüder, gemeinsam mit dem Vater nach Ägypten zu kommen. So lebte Israel 400 Jahre in der Fremde. Doch dann erging wieder der Ruf Gottes an Mose, das Volk Israel solle die Fremde verlassen und in das Land ziehen, das Gott dem Volk verheißen hatte: das Gelobte Land, in dem es selbst anbauen und die Früchte selber ernten durfte. Es war die große Verheißung von Heimat. Und dieses Heimatland, das Gott selbst dem Volk geschenkt hat, ist Israel seither heilig.
    Doch zugleich erinnert Gott das Volk immer wieder daran, dass es ein wanderndes Volk ist, ein heimatloses Volk, das lange in der Fremde lebte. Die Erinnerung daran soll sein Verhältnis zu heimatlosen Menschen prägen. Das Buch Deuteronomium lässt Israel das Glaubensbekenntnis sprechen: »Mein Vater war ein heimatloser Aramäer. Er zog nach Ägypten, lebte dort alsFremder mit wenigen Leuten und wurde dort zu einem großen, mächtigen und zahlreichen Volk. Die Ägypter behandelten uns schlecht, machten uns rechtlos und legten uns harte Fronarbeit auf. Wir schrien zum Herrn, dem Gott unserer Väter, und der Herr hörte unser Schreien und sah unsere Rechtlosigkeit, unsere Arbeitslast und unsere Bedrängnis. Der Herr führte uns mit starker Hand und hoch erhobenem Arm,
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