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Wo geht's hier nach Arabien

Titel: Wo geht's hier nach Arabien
Autoren: Christian Springer
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heben sie in den Himmel.
    Alma Mahler wurde am 31. August 1879 in Wien geboren und hatte mit jedem namhaften Künstler ihrer Zeit ein Verhältnis. Es begann mit dem Maler Gustav Klimt, als sie 17 war. Es folgte der Komponist und Schönberg-Lehrer Alexander von Zemlinsky. Darauf heiratete sie den Wiener Operndirektor Gustav Mahler, den sie mit dem Bauhaus-Gründer Walter Gropius betrog. Es folgte eine Affäre mit dem Maler Oskar Kokoschka. Dann starb Mahler, woraufhin sie Gropius heiratete, den sie mit Franz Werfel betrog und so weiter.
    Im Herbst 1929 wollte sie mit ihrem frischgebackenen Ehemann ihren Lebenswunsch wahrmachen und nach Indien reisen. Das war ihm aber zu weit, Alma buchte die Reise um. So fuhren sie nach Alexandria und Kairo, besuchten Jerusalem, Beirut sowie die antiken Tempelanlagen von Baalbek und landeten auch im syrischen Damaskus. Jeden Abend bekam Werfel Fieber, doch der Arzt befand es als harmlos. In Damaskus war es heiß, in den überdachten Souks suchten sie Schutz vor der Hitze. Als sie ihr Führer in die größte Teppichweberei der Stadt führte, fragte Werfel den Besitzer nach den Kindern. » Ach, diese armen Geschöpfe, die klaube ich auf der Straße auf und gebe ihnen zehn Piaster pro Tag, damit sie nicht verhungern. Es sind Kinder der von den Türken erschlagenen Armenier. Wenn ich sie hier nicht beherberge, verhungern sie, und niemand kümmert sich darum. Leisten können sie ja nicht das geringste, sie sind zu schwach dazu«, zitiert ihn Alma Mahler in ihrer Autobiographie.
    Armenien und seine Geschichte sind im Westen weitgehend unbekannt. Dass der Schachspieler Garri Kasparow, die Künstler Cher, Rick Kavanian und Charles Aznavour armenischer Herkunft sind, überrascht. Wäre es nach den Plänen der letzten osmanischen Sultane gegangen, dürfte es heute gar keinen Armenier mehr auf Erden geben. Schon in den Jahren 1894, 1895 und 1909 wurden im Osmanischen Reich die Armenier verfolgt. Doch während des Ersten Weltkrieges wurde aus der Verfolgung ein Völkermord. Der erste im 20. Jahrhundert. Eineinhalb Millionen Armenier wurden getötet. Deutsche Offiziere schauten dabei zu und lernten Vernichtungspraktiken, die sie 20 Jahre später in Deutschland gegen die Juden anwendeten.
    Die Armenier waren die zweitgrößte Minderheit im Osmanischen Reich, sie kämpften für einen unabhängigen Staat Armenien und hegten daher Sympathien für den Kriegsgegner der Türken. Die Russen versprachen den Armeniern, sie in ihrem Unabhängigkeitskampf zu unterstützen, deswegen gab es in der russischen Armee große Einheiten armenischer Freiwilliger.
    Die Rache der Türken lässt nicht lange auf sich warten. Die Soldaten des türkischen Innenministers Talat Pascha holen im April 1915 alle Armenier Istanbuls aus ihren Häusern, um sie zu deportieren. 2500 von ihnen werden auf der Stelle hingerichtet. Die armenischen Soldaten, die in der türkischen Armee dienen, werden entwaffnet und bataillonsweise erschossen. Als sich Widerstand regt, treibt man überall im Land die Armenier zusammen und verfrachtet sie in Viehwaggons. In der syrischen Wüste lässt man die Armenier in kilometerlangen Schlangen zu Fuß weitergehen. Es kommt zu grauenhaften Gemetzeln, Vergewaltigungen und Erschießungen durch die Wachkommandos, darunter viele Kurden. Babys und Kleinkinder, die das Grauen überleben, lässt man einfach am Wegesrand sitzen. Zigtausende verhungern. Das war der Plan.
    Nur wenige erreichen die nordsyrische Stadt Aleppo, die zwar unter osmanischer Verwaltung steht, aber ein Überleben möglich macht. Istanbul ist weit, und rundherum toben die Schlachten des Ersten Weltkriegs auf arabischem Boden. Hier kann man in Deckung gehen. Wer heute durch Aleppo schlendert, entdeckt da und dort merkwürdige Schriftzeichen, die sich deutlich von den arabischen Buchstaben unterscheiden. Das ist Armenisch. So hat das legendäre » Hotel Baron« im Zentrum von Aleppo heute noch den armenischen Namen in armenischer Schrift über dem Eingang in die Wand eingemeißelt. An der typischen Namensendung erkennt man die armenische Herkunft des Hotelbesitzers Armen Mazloumian.
    Der Erste Weltkrieg geht für die mit den Deutschen verbündeten Türken verloren. Die Kriegsverbrecher müssen sich nun in Sicherheit bringen. Am 2. November 1918 rettet ein deutsches U-Boot die drei türkischen » Paschas« Talat
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