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Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Königsnamen »Minos« und bezeichnete die kretische als »minoische Kultur«. Der Name von Zypern geht ebenfalls auf ein minoisches Wort zurück:
ku-pi-ri-jo
. Vom Namen der Insel, einem Hauptlieferanten dieses Metalls im Altertum, ist unser Wort »Kupfer« abgeleitet.
    Minos
    König Minos von Kreta ist der legendäre Erbauer des Labyrinths. Wenn man großzügig ist, kann man ihn als Zeitgenossen Hammurapis bezeichnen (s. a. »Auge um Auge«, S. 13). So wie »Minos« aber vermutlich eher ein Königstitel ist und nicht der Name einer historischen Person, so steht dieses Wort denn auch eher als Epochen- und Kulturbezeichnung für die kretische Kultur, die ebenfalls um 1600 v. Chr. ihre höchste Blüte erlebte.
    Minotaurus
    Im Labyrinth wurde der Minotaurus gehalten, ein Hybrid aus Mensch und Stier (= griechisch
tauros
). König Minos soll von dem Meeresgott Poseidon einen prächtigen weißen Stier als Opfertier erhalten haben. Daran sieht man schon, dass dies eine spät fabrizierte Legende ist, denn die griechischen Götter gehörten nicht zur kretischen Religion.
    Minos fand den Stier aber als Opfertier zu schön und verschonte ihn. Minos’ Gemahlin, die Königin Pasiphae, verliebte sich in den Stier. Daher wies sie den Bildhauer Daidalos an, ihr eine hohle hölzerne |17| Kuh zu bauen und ließ sich darin von dem Stier begatten. Sie gebar den Minotaurus, das Monster mit Menschenleib und Stierkopf, der dann in dem von Daidalos erbauten Labyrinth hauste. Bekannt wurde der Minotaurus bald durch seinen unappetitlichen Appetit, fraß er doch allzu gerne Menschen, die in das Labyrinth gesperrt wurden.
    Der rote Faden
    Untrennbar verbunden mit dem Labyrinth ist die Sage von dem legendären griechischen Helden Theseus. Weil die Athener dem König Minos tributpflichtig waren, mussten sie alle neun Jahre sieben Jungfrauen und sieben junge Männer nach Kreta schicken, die zu dem Minotaurus ins Labyrinth gesteckt wurden. Theseus wollte diesem Treiben ein Ende machen und begleitete die bemitleidenswerte Delegation nach Kreta. Dort erhielt er von der in ihn verliebten Tochter des Minos, Ariadne, einen roten Wollfaden. Den spulte er im Labyrinth ab und fand so wieder den Weg nach draußen, nachdem er den Minotaurus erschlagen hatte. Dieser Teil der Theseus-Sage soll legendenhaft wiedergeben, dass sich die Athener in ihrer Frühzeit von der minoischen Vorherrschaft befreiten. Der Ariadnefaden ist der »rote Faden«, mit dessen Hilfe man sich in einem unübersichtlichen Durcheinander zurechtfindet.
    Ikarus
    Auf die Idee mit dem Ariadnefaden war der Erbauer des Labyrinths, der nach Kreta verbannte athenische Baumeister Daidalos, gekommen. Als das offenbar wurde, setzte Minos ihn und seinen Sohn Ikarus zur Strafe im Labyrinth gefangen. Um von der Insel Kreta zu entkommen, schmiedete Daidalos (griechisch
daidallein
= kunstvoll arbeiten) hauchdünne Gestänge, beklebte sie mit Wachs und Federn und fertigte so Schwingen für seinen Sohn Ikarus und sich an. Alles klappte. Vor dem Landeanflug auf Sizilien wurde Ikarus jedoch übermütig und schwang sich zur Sonne empor. Das Wachs schmolz aufgrund der Hitze und Ikarus stürzte vor den Augen seines untröstlichen Vaters ins Meer. Deshalb ist »Ikarus« ein Inbegriff für übermütige Überflieger mit einem Drang nach Höherem. Die Ikarus-Sage ist uns vor allem durch die
Metamorphosen
des römischen Dichters Ovid überliefert.

|18| Ägypten & Israel – Biblische Mythen
    Wie Sand am Meer
    In etwa ein »Zeitgenosse« des babylonischen Königs Hammurapi war der legendäre biblische Urvater Abraham. Nach den Schilderungen der Bibel kann man sich diesen Herdenbesitzer als eine Art Nomadenfürsten oder Scheich vorstellen. Er stammte aus Ur, einer der ältesten Städte Alt-Babylons, und zog an der Seite seines Vaters nach Haran im heutigen Syrien. Als er schon betagt war, wies ihn sein Gott Jahwe an, mit seinem Nomadentross nach Kanaan zu ziehen. Dort gab es allerdings nicht genug zu essen, daher wanderte Abraham weiter nach Ägypten. Doch der Pharao schickte ihn durch die Wüste Negev wieder zurück. Der Bibel zufolge war Abraham zu diesem Zeitpunkt »sehr reich an Vieh, Silber und Gold«. In Wahrheit beutete er vielleicht die reichen Kupferminen im Negev aus und betrieb als erfahrener Schmied, also als führender Rüstungsproduzent, neben der Weidewirtschaft einen schwunghaften Waffenhandel. Dennoch gehorchte er seinem Gott und zog weiter nach Kanaan. Jahwe forderte ihn auf, das Land »in der
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