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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2
Autoren: treasure
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gepresst. Er war sicher, ein winziges Zucken in Rogs Mundwinkel bemerkt zu haben, als ihn der Wirt vom Boden hochgezogen hatte. Charlie war immerhin sein bester Kunde und laut Rog »ein witziger Bastard«. Jetzt, eine Woche später, war der neue Geldautomat immer noch nicht eingetroffen.
    Charlie fuhr am Pub vorbei und hielt stattdessen am Lebensmittelladen. Er sprang aus dem Auto und rumpelte durch die Fliegentür, dass die Glöckchenkette aufgeschreckt zu bimmeln begann. Janine saß wie immer hinter der Theke und las in einer Zeitschrift.
    »Morgen, Basil«, flötete sie, richtete sich auf, zog den Bauch ein und drückte die Brust raus.
    »Gehst du heute ins Pub?«, fragte sie, obwohl sie das genau wusste. Sie verdrehte die Augen. » Wir machen heute erst um sieben zu, ich komme also erst später.«
    »Kacke«, sagte Charlie, insgeheim erleichtert, dass sie ihm heute nicht nachstellen würde.
    »Ähh, ich hätte gern eine Portion Pommes, zwei Dim Sims, einen Kartoffelkuchen und … äh … das wäre alles.«
    »Noch nicht gefrühstückt?« Sie trat an die Theke und schaufelte mit klappernder Zange die Pommes frites in einen Pappbecher. Während sie die Dim Sims und den Kartoffelkuchen in braune Papiertüten steckte, schob Charlie die Hände in die Hosentaschen und schlenderte an den Zeitungs- und Zeitschriftenständer. Die meisten Zeitschriften waren vergilbt, eselsohrig, eingestaubt und völlig veraltet. Die neu eingetroffenen Exemplare thronten vorn am Ständer neben den Zeitungen. Ein Hochglanzmagazin fiel ihm ins Auge.
    Er begann darin zu blättern. Es enthielt Storys über
getunte Pick-ups, übers Bullenfangen und über eine biologische Schweinefarm.
    »Da hast du’s«, sagte Janine und stellte die fettigen Papiertüten oben auf die Theke.
    »Kann ich noch einen Milchshake mitnehmen?«, fragte Charlie.
    Ein Fahrzeug hielt vor der Tür, und Charlie sah auf dem Parkplatz einen Pick-up mit mehreren Hunden auf der Ladefläche stehen. Sein Herz setzte kurz aus. Es waren gut gebaute Kelpies mit glänzendem Fell. Ein rotbrauner mit breiter Schnauze und zwei schwarzbraune mit eleganteren Zügen. Nachdem in der Gegend vor allem Getreideanbau betrieben wurde, fuhren die wenigsten Menschen mehrere Hunde mit sich herum, und die meisten hiesigen Hütehunde waren Mischlinge – ein bisschen hiervon, ein bisschen davon und eher zäh, wenn es ans Laufen ging. So elegante Hunde wie diese sah man nur selten in der Stadt. Hunde wie die von Rebecca.
    Ein großer Mann stieg aus dem Pick-up, kam in den Laden und wartete ab, bis Janine die lärmende Maschine abgestellt hatte, die Charlies Milchshake anrührte. Er reichte ein paar Scheine über die Theke und fragte nach Tabak und Papier. Dann nickte er Charlie im Umdrehen zu und verschwand wieder aus dem Laden.
    Das Magazin gedankenverloren in Händen, schaute Charlie zu, wie der Mann wieder auf die Straße zurückfuhr und die Hunde schwanzwedelnd die Schnauzen in den Wind drehten. Er fragte sich, ob die Hunde irgendwie mit Becs Hunden verwandt waren.
    Mit einem resignierten Seufzer sah Charlie wieder in die Zeitschrift. Dort auf der Doppelseite sah er Rebecca. Lächelnd, auf ihrem Pferd, mit ihrem goldenen Haar, das unter dem Hut hervorquoll. Charlie klappte der Kiefer nach unten, ihn überlief eine Gänsehaut.

    »Ist das alles?«, fragte Janine mit kokett zur Seite gelegtem Kopf.
    Ihre Stimme riss Charlie aus seinen Tagträumen.
    »Ich nehme noch das hier, eine Zeitung und zweihundert Dollar bar dazu.« Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf die Theke, während sie die Karte durchzog.
    »Seit du den Automaten im Pub lahmgelegt hast, habe ich kaum noch Bargeld. Ich kann dir nicht mehr als fünfzig geben.«
    »Auch gut«, sagte Charlie. Nachdem sie ihm die Karte und das Geld gereicht hatte, klemmte er sich Zeitschrift und Zeitung unter den Arm und eilte, die Tüten und den Milchshake jonglierend, aus dem Laden, weil er es kaum erwarten konnte, den Artikel über Rebecca zu lesen.
    Er hielt den Pick-up unter einem Pfefferbaum an, stieg aus und ließ sein Essen und die Zeitschrift auf den abblätternden Lack des Picknicktisches fallen. Neben dem Parkplatz zog der Bewässerungskanal an einem rostigen Schild vorbei, auf dem »Schwimmen verboten« stand. Er setzte sich hin, schlug die Zeitschrift auf und tauchte in ihren Anblick ein. Las jedes Wort, las den Artikel wieder und wieder. Starrte auf ihre Augen, ihr Lächeln, ihre Hände. Fuhr mit der Fingerspitze ihren Körper nach.
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