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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt
Autoren: Emily Giffin
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mehr auf mich selbst, weil ich mir nicht ausreichend klar gemacht habe, dass ein Mensch meistens einen Grund dafür hat, ein Thema zu vermeiden.
    Â»Ich glaube, ich gehe nach Hause«, sage ich, um das Schweigen zu brechen. Dabei hoffe ich, nicht selbstmitleidig oder manipulativ rüberzukommen, denn diese beiden Dinge funktionieren nie in einer Beziehung, schon gar nicht mit Peter.
    Â»Willst du wirklich schon nach Hause?«, fragt er. In seiner Stimme höre ich Resignation. Gehofft hatte ich auf Beharrlichkeit. Er ist immer so beherrscht, so bedächtig; normalerweise mag ich das, aber jetzt nervt es mich bloß. Plötzlich bleibt er stehen, nimmt meine Hände und schaut mich an.
    Â»Ja, ich bin echt müde«, schwindele ich und ziehe meine Hände aus seinen.
    Â»Marian, tu mir das nicht an«, protestiert er schwach.
    Â»Ich tue dir gar nichts an, Peter«, gebe ich zurück. »Ich habe nur versucht, mich mit dir zu unterhalten …«
    Â»Na gut«, sagt er und seufzt tief. Fehlt nur noch, dass er die Augen verdreht. »Dann unterhalten wir uns eben.«
    Ich schlucke den Rest meines Stolzes hinunter und fühle mich ganz klein. Dann frage ich: »Okay … hm … kannst du dir vorstellen, wieder zu heiraten? Oder noch einmal Vater zu werden?«
    Er seufzt wieder, fängt an zu reden, hält inne und versucht es noch mal. »Mir fehlt nichts im Leben, wenn du darauf hinauswillst. Ich habe Aidan, und ich habe dich. Ich habe meine Arbeit. Das Leben ist schön. Wirklich schön. Aber ich liebe dich sehr, Marian. Ich bete dich an. Das weißt du.«
    Ich warte darauf, dass noch mehr kommt. Immerhin könnte er mich ganz leicht mit einem schwammigen Versprechen abspeisen: Ich weiß nicht genau, wie ich mir mein zukünftiges Leben vorstelle, aber du hast einen festen Platz darin . Oder: Ich will dich glücklich machen . Oder sogar: Ich würde nichts ausschließen . Also, kommt jetzt noch was?
    Nein. Er schaut hilflos drein, und nun erscheinen zwei Taxis wie aus dem Nichts, eins nach dem anderen – das muss ein Omen sein. Ich halte das erste an und ringe mir ein Lächeln ab. »Lass uns einfach morgen reden, ja?«, schlage ich vor. Ich halte mit letzter Kraft mein Image als starke, unabhängige Frau aufrecht und frage mich, ob das tatsächlich bloß ein Image ist.
    Er nickt und gibt mir einen schnellen Kuss auf die Wange. Dann gleite ich in das Taxi hinein und schließe die Tür, darauf bedacht, sie nicht zuzuknallen und auch keinen Blickkontakt zu ihm aufzunehmen. Das Taxi fährt los, in Richtung meines Apartments an der Upper East Side.
    Eine halbe Stunde später habe ich in meinen ältesten, gemütlichsten Flanellpyjama an und ergehe mich in Selbstmitleid, als es plötzlich klingelt.
    Peter.
    Mein Herz hüpft vor Freude und Erleichterung, und ich renne beinahe auf dem Weg in den Flur. Ich atme tief durch und drücke auf den Türöffner, dann starre ich auf die Tür wie mein Namensvetter Champ, wenn er auf den Briefträger wartete. Ich male mir aus, wie Peter und ich uns der Liebe – und vielleicht sogar dem Pläneschmieden – hingeben. Ich werde ihm sagen, dass ich keinen Ring, kein Babyversprechen brauche, solange ich mir sicher sein kann, dass er genauso empfindet wie ich. Dass er sich ein gemeinsames Leben für uns erträumt. Dass er sich uns nicht getrennt vorstellen kann. Und ich sage mir, dass ich mich nicht etwa mit dem, was ist, zufriedengeben werde. Nein, ich werde mich aktiv um unsere Beziehung bemühen …
    Doch dann sehe ich, dass nicht Peter gekommen ist, sondern ein junges Mädchen mit schmalem Gesicht, kantigen Zügen und spitzem Kinn. Sie ist zierlich, blass, durchaus hübsch – in ein paar Jahren wird sie es jedenfalls ganz sicher sein. Angezogen ist sie wie ein typischer Teenager, bis hin zu ihrem riesigen Rucksack und der Halskette mit dem Peace-Zeichen, aber sie strahlt eine Gelassenheit aus, an der ich erkenne, dass sie nicht einfach bloß ein Schaf ist, das den anderen hinterherrennt.
    Â»Hallo«, grüße ich und frage mich, ob sie sich verlaufen oder im Apartment geirrt hat oder mir etwas verkaufen will. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Sie räuspert sich, tritt von einem Fuß auf den anderen und fragt mit leiser, rauer Stimme: »Sind Sie Marian Caldwell?«
    Â»Ja«, antworte ich abwartend.
    Â»Ich heiße Kirby Rose«, sagt sie endlich und
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