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Wo die Liebe beginnt

Wo die Liebe beginnt

Titel: Wo die Liebe beginnt
Autoren: Emily Giffin
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klingt fast wie eine Einladung. »Warum heißt die Bar eigentlich Zelda’s?«, frage ich. Wie hieß seine Mutter noch mal? Schade, dass wir jetzt nicht über sie reden können. Schade, dass wir über so vieles jetzt nicht reden können.
    Â» Der große Gatsby . Mein Lieblingsbuch«, erklärt er. »F. Scott Fitzgerald hat es Zelda gewidmet.«
    Â»Seiner Frau?«
    Â»Ja. Seiner durchgeknallten Frau, die er ja nicht besonders gut behandelt hat.« Er wirft mir einen bedeutungsvollen Blick zu. »Weißt du, was auf dem Grabstein ihres gemeinsamen Grabes steht? Es ist ein Zitat aus dem Buch … Ihre Tochter hat es ausgesucht.«
    Â»Nein, weiß ich nicht.«
    Â»Er schließt halb die Augen und rezitiert: »›So regen wir die Ruder, stemmen uns gegen den Strom und treiben doch stetig zurück, dem Vergangenen zu.‹«
    Ich schaue ihn wortlos an, und er erwidert meinen Blick mit seinen ausdrucksvollen, blaugrauen Augen.
    Â»Also«, sagt er und legt zwei Geldscheine auf den Tresen. »Jetzt muss ich aber wirklich los.«
    Â»Okay. Aber denk dran …«
    Â»Woran?« Er erhebt sich, und jetzt steht er so dicht neben mir, dass sich unsere Beine berühren und ich seinen warmen Atem auf meiner Wange spüre.
    Ich atme tief ein und sage: »Du kannst vor deinen Problemen wegrennen, aber entkommen kannst du ihnen nicht.«
    Â»Das habe ich schon mal gehört.« Er lächelt, und ich weiß, dass er sich an seine eigenen Worte aus dieser unvergesslichen Nacht erinnert. Ich weiß, dass er sich an alles erinnert.
    Er schließt seine Jacke und nickt mir zum Abschied zu. Dann geht er aus der Bar hinaus, und ich spiele im Kopf alles noch einmal von vorne ab: unsere Unterhaltung, den heutigen Tag, die Nacht damals, in der wir unseren perfekten Fehler gemacht haben, dort unter dem Deckenventilator im Schlafzimmer von Janies Eltern. Ich bestelle mir noch ein Glas Wein und spüre plötzlich ein intensives Gefühl von Einsamkeit. Kurz vermisse ich Peter, aber dann wird mir klar, dass ich nicht ihn vermisse, sondern das, was wir zu teilen glaubten. Ich denke an meine Karriere und daran, was ich schreiben will, wenn meine Serie irgendwann aufhört, entweder weil sie abgesetzt wird oder ich beschließe, dass es genug ist.
    Ich weiß, dass ich noch eine weitere Geschichte zu erzählen habe. Ich sehe die Hauptfiguren schon vor mir: einen talentierten Musiker und seine temperamentvolle Tochter, und ich sehe auch, wo ihre Reise angefangen hat. Ich weiß nicht, wohin die beiden unterwegs sind oder wohin es sie schließlich verschlagen wird, aber das ist in Ordnung. Hinterher wird genug Zeit sein, um sich darüber klar zu werden. Ich werde genügend Zeit haben, um zu sehen, wohin die Strömung mich treiben wird. Jetzt sitze ich erst einmal in dieser Hotelbar in St. Louis und trinke meinen Wein aus. Das hatte ich nicht geplant – diesen Tag, diesen Moment, diese unwahrscheinlichen Begegnungen mit altvertrauten und bisher unbekannten Menschen. Und doch bin ich voller Seelenfrieden und Gewissheit, dass ich – wenigstens einmal im Leben – genau dort bin, wo ich hingehöre.
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