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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hinzu: »Ich bin hier, weil wir ja alte Freunde sind, der Horst und ich!«
    Der Junge nickte. Sein blasses Gesicht ragte spitz aus den Kissen. »Der Onkel kann so schön erzählen, von wilden Männern und von fremden Ländern …« Er lächelte Dr. Bender an. »Und der Onkel ist überall schon gewesen. Im Urwald …«
    Angela Bender nickte. »Von dort hat er auch die Manieren mitgebracht«, sagte sie leise, daß es nur Peter Perthes hören konnte, der dicht neben ihr stand. Und lauter fügte sie hinzu: »Ich untersuche jetzt, Herr Kollege, wenn Sie erlauben …«
    Durch das grinsende Spalier von Angela Benders Gefolgschaft verließ Peter Perthes den Raum.
    Vergnügt ging er zum Chefzimmer Dr. Sachers und trat nach kurzem Anklopfen ein. Der Chefarzt war schlechtester Laune und sah dem Freund wütend entgegen.
    Dann schlug er auf die Schreibtischplatte. »Beim Zeus!« rief er. »So geht das nicht weiter! Peter, schließe Frieden mit der kleinen Bender, oder ich werfe euch beide aus meiner Chirurgischen raus! Ich lasse mir nicht von euch vorschreiben, wann hier Visiten stattfinden! Ich kann meinen OP nicht mehr benutzen, weil Dr. Bender auf die Idee kommt, dort Verbandswechsel vorzunehmen! Noch drei Tage, Peter, und ich mache dem Chef Meldung!«
    Peter Perthes nickte und verließ den Raum des so schlechtgelaunten Freundes. Auf dem Flur stieß er zu allem Unglück mit Angela Bender zusammen, die bei seinem Anblick ein wenig blaß wurde.
    »Eine Frage, Herr Kollege«, sagte sie, scheinbar ruhig, und ließ die drei Schwestern, die in ihrer unmittelbaren Begleitung waren, vorausgehen. »Woher kennen Sie meine Narbe am linken Oberschenkel?«
    »Ach du grüne Neune!« Peter Perthes lachte laut. »Ist das ein Verbrechen?«
    »Ich habe keine Veranlassung, stolz darauf zu sein, daß ausgerechnet Sie die Narben an meinem Körper kennen! Also bitte, woher?«
    Peter Perthes zuckte mit den Schultern und betrachtete intensiv die weißgetünchte Decke.
    »Kennen Sie mich denn nicht?« frage er harmlos. »Ich bin doch der Mann mit dem Röntgenblick!«
    »Affe!«
    Sie wandte sich ab und ging mit großen Schritten ihrem Gefolge nach.
    Verblüfft sah Peter Perthes ihr nach und fuhr sich über die Augen. Sie hat mich einen Affen genannt, dachte er. Im Ehrenkodex ist das eine eklatante Beleidigung. Man müßte sie fordern … Und sie müßte eine grausame Strafe dafür zahlen … für jeden Buchstaben einen Kuß! Das wären vier … Sehr wenig für das Wort Affe! Sagen wir: pro Buchstaben zehn Küsse! Das wären vierzig … schon besser! So eine kleine Giftkröte, diese Angela …
    Er kam nicht mehr dazu, seinen Plan auszuführen. Den ganzen Tag über ließ sich Angela Bender nicht mehr sehen, und am Samstag, der folgte, hatte sie frei.

III
    Am Abend des Samstags stand dann Peter Perthes vor seinem Spiegel und band sich die Smokingschleife. Ihn reizte die Einladung bei dem Bankier von Barthey – nicht allein, weil Angela auch kommen würde, sondern auch, weil Wolf von Barthey ihm versprochen hatte, sich für seine Forschungen zu interessieren.
    Mit größter Sorgfalt bügelte er, noch im Slip seine Smokinghose, rief noch einmal die Klinik an, um sich nach dem gegenwärtigen Befinden des kleinen Patienten zu erkundigen. Dann zog er sich fertig an, kletterte in seinen kleinen Sportwagen und fuhr hinaus nach Lindenthal zur von Bartheyschen Villa.
    Als er in die Straße einbog, sah er schon die schmiedeeisernen Laternen am Eingangstor brennen. Sie warfen einen milden Schein auf den weichen Kies, mit dem der Weg zur Villa bestreut war. Durch Büsche und eine kleine Pappelallee führte er vor die Freitreppe des Hauses.
    Als der Wagen knirschend hielt, trat Wolf von Barthey selbst auf die Treppe hinaus und empfing seinen Gast.
    »Daß Sie trotz Ihrer Arbeitsüberlastung kommen, finde ich großartig!« sagte er. Er faßte Dr. Perthes unter und schien bester Laune zu sein. »Ihre charmante Kollegin ist auch schon da!«
    »Das ist schön.« Peter Perthes hielt vor der großen Flügeltür, die in den eleganten Wohnraum führte, an. »Ich habe eben noch einmal angerufen, es geht Ihrem Horst bestens. Er erholt sich zusehends!«
    »Das ist eine Freudenbotschaft, die meiner Frau über viele Sorgen hinweghelfen wird!«
    Der Bankier schob seinen Gast in das geräumige Wohnzimmer, wo in der Kaminecke vor einem alten, geschnitzten Tisch in tiefen Gobelinsesseln Angela Bender und Helene von Barthey saßen.
    Die Dame des Hauses erhob sich bei dem Eintritt des
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