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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hat!«
    Der Professor schüttelte abermals den Kopf. »Komische Idee von dir! Was soll der Junge denn bei uns?« Er drückte seinen Zigarrenstummel aus, eine Angewohnheit, die ihm die Verachtung aller wahren Zigarrenraucher eintrug. »Was hat er denn?«
    »Gehirnerschütterung, ein paar Quetschungen und einen Schlagaderriß.«
    »Alles Dinge, die die Chirurgische wenig angehen.« Window erhob sich. »Warum soll er denn nicht bei Dr. Bender auf der Kinderstation liegen?«
    »Eben wegen dieser Dr. Bender, Chef …«
    Professor Window stutzte, drehte sich zu Dr. Perthes um und sah ihn groß an. »Haben Sie etwas gegen die Kollegin?« fragte er sehr förmlich.
    »Durchaus nicht! Die Kollegin ist die Ärztin, bei der ich den Jungen zur Ersten Hilfe einlieferte … Und ich hätte gern, daß Dr. Bender ihren kleinen Patienten in der Chirurgischen besucht, weil …« Er stockte und sah wie ein großer, sich schämender Junge zu Boden. Sogar rot wurde er und sehr verlegen.
    Professor Window sah seinen ›Giftmischer‹ an; dann überzog ein breites Lächeln sein Gesicht, und die blauen Augen unter dem weißen Haarschopf leuchteten.
    »Du Lausejunge«, sagte der Professor leise. »Sie soll in die Chirurgische kommen, weil du daneben deine Labors hast! Du bist ja ein ganz ausgekochter Bursche, Peter! Hat es dich endlich doch gepackt?«
    »Ich finde sie nett«, wich Perthes aus. Aber er lächelte dabei.
    »Nett?« Windows große Hand wischte durch die Luft. Für einen Augenblick blitzte der dicke Siegelring in einem Sonnenstrahl, der vom Fenster her in den Raum fiel. »Nett genügt mir nicht, um einen so schwerwiegenden Eingriff in die heilige Klinikordnung vorzunehmen!«
    Peter Perthes trat einen Schritt vor, er stand jetzt dicht vor seinem Chef. »Du bist gemein«, sagte er leise, aber mit freudig glänzenden Augen. »Wenn du's wissen willst … ich habe mich in sie verliebt …«
    Jetzt lachte der Professor laut. Er schlug sich mit der Hand auf den Schenkel und dann Peter auf die breite Schulter. »Unser Giftmischer und die kleine Bender! Himmel, ist das ein Witz! Wenn ich das dem Sacher erzähle, faßt der glatt aus Verwirrung sein Skalpell am falschen Ende an! Die unnahbare Bender! Und du, ausgerechnet du!« Er lachte noch, als er das Kasino verließ und über den langen Gang zu seinem Privatbüro ging.
    Einen Augenblick lang blieb Peter Perthes verwirrt zurück, dann eilte er Professor Window nach und hielt ihn kurz vor dem Eintritt in sein Zimmer an.
    »Wie ist das nun?« fragte Perthes. »Kommt der Kleine auf die Chirurgische!«
    »Ja!« Der Professor lachte noch immer. »Sag's dem Sacher, der frißt dich auf! Er himmelt die Bender ja auch an. Und das in meiner Klinik …«
    Damit verschwand er in seinem Zimmer und drückte vor Peters Nase die Tür zu.
    Ja, hat er gesagt … Das war das einzige, was Dr. Perthes in diesem Augenblick beschäftigte. Daß auch Dr. Sacher entdeckt haben sollte, wie entzückend die Kollegin von der Kinderstation war, kam erst an zweiter Stelle. Sacher war sein Freund, und es war überhaupt nicht bewiesen, daß Angela Bender ihm irgendeinen Beweis ihrer Zuneigung gegeben hatte.
    Peter Perthes blickte auf seine Armbanduhr. Nun mußte man schnell handeln, denn wenn der kleine Patient erst auf einer Station fest eingewiesen war, gab es immer Ärger, wenn man ihn wieder wegholte.
    Mit langen Schritten ging er also durch die weißen, nach Karbol riechenden Gänge hinüber zur Chirurgie. An einer der Glaspendeltüren traf er auch sehr bald Dr. Sacher, der gerade aus einem Verbandsraum kam und auf dem Flur eine Zigarette rauchte.
    »Verkehrsunfall«, sagte er, auf die Tür zeigend, als er Peter Perthes erblickte. »Grauenhafte Sache! Linkes Bein abgequetscht. War wie Mus.«
    »Hast du amputiert?«
    »War keine andere Lösung möglich. Jetzt bekommt er drei Transfusionen. Ein Wunder, wenn wir ihn durchbekommen.« Dr. Perthes stand wie auf heißen Kohlen. Er nahm eine der angebotenen Zigaretten und zündete sie hastig an. »Und wo ist der Junge von vorhin?«
    »Der Kleine von Barthey? Bei der Kollegin Bender.«
    »Schon?«
    »Wieso schon? Nach dem Verbinden habe ich ihn an die Kinderstation abgegeben.«
    »Ich habe aber vom Chef die Genehmigung, ihn in die Chirurgische zu legen.«
    »Wieso – du hast?« Dr. Sacher schüttelte den Kopf. Er setzte sich in einen der Korbsessel, die in einer Nische des Ganges standen, und zuckte verwundert mit den Schultern. »Was willst du denn mit dem Jungen? Der Chef
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