Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
spinnt wohl, was soll ich mit dem Knaben auf meiner Station?«
    »Ich will«, erwiderte Peter Perthes leise, »daß Angela öfter hierherkommt.«
    Peter und Paul sahen sich eine Weile stumm an.
    Dann huschte ein kleines, wehmütiges Lächeln über Dr. Sachers Gesicht. »Auch du, mein Sohn Brutus …«, sagte er verstehend.
    »Ich habe mich in sie verliebt, Paul.«
    »Ich auch, Peter.«
    »Ich weiß. Window deutete es an.«
    »Aber ich bin abgeblitzt, restlos!« Paul Sacher lachte kurz auf, und es klang wie ein Seufzer. »Seit einem Jahr habe ich mich darum bemüht, habe sie eingeladen … zu einer Tasse Kaffee, zu einem Opernabend, ja selbst zum Medizinerball … immer nur Körbe! Es waren zwar nette, freundliche Körbe, so mit Girlanden, vielen Blumen und Schleifchen. Und mit einem Spruchband: Du bist leider nicht mein Typ! Und jetzt kommst du …«
    Er sah seinen Freund Peter mit zur Seite geneigtem Kopf an. »Sie hat im übrigen eine Sauwut auf dich!«
    »Ich weiß! Und eben deshalb möchte ich, daß der Junge auf die Chirurgische kommt!«
    »Das wird ein Drama, Peter. Angela wird mir die Augen auskratzen.«
    »Schieb nur alle Schuld auf mich, Paul.« Perthes drückte seine Zigarette aus und klopfte dem noch sitzenden Paul Sacher auf die Schulter. »Ich werde den Knaben jetzt holen lassen.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst und was du immer bereuen wirst!«
    Munter pfeifend verließ Peter Perthes die chirurgische Station.
    Kopfschüttelnd sah ihm Dr. Sacher nach. Diese Sicherheit wird ihm nichts helfen, dachte er ein wenig schadenfroh. Auch er wird abblitzen wie alle anderen. Angela Bender ist ein viel zu selbständiger und kluger Mensch, um auf diesen Windhund mit Namen Peter Perthes hereinzufallen.
    Sieben Minuten später gab es auf der Kinderstation einen handfesten Krach.
    Zwei Krankenpfleger von der Chirurgie erschienen mit einem Rollbett auf der Station. Draußen, auf dem Rasen, stand außerdem ein kleiner Elektrotransportwagen mit einer geheizten Kabine bereit.
    Ein Assistenzarzt sah die beiden Pfleger groß an, als sie das Bett über den Gang schoben und freundlich grüßten.
    »Wo liegt ein kleiner Patient namens Barthey?« fragte der eine Pfleger.
    Der Assistenzarzt gab darauf keine Antwort, sondern öffnete rasch eine Tür und rief: »Frau Dr. Bender, die Chirurgische will den kleinen Horst von Barthey abholen!«
    Wie ein Wirbelwind fegte daraufhin Angela Bender aus dem Zimmer und stellte sich den beiden Krankenpflegern in den Weg.
    »Wer will hier wen holen?« rief sie empört. »Wer hat das angeordnet?«
    »Der Chef«, antwortete der eine Pfleger, und beide grinsten.
    »Professor Window? Das glaube ich nicht. Ich werde Dr. Sacher anrufen!«
    »Der schickt uns ja, Frau Doktor!«
    »Unerhört! Das ist ein klarer Fall für meine Station.«
    »Aber der Chef hat's doch angeordnet. Außerdem hat es auch Dr. Perthes gewünscht …«
    »Dr. Perthes? Ach so!« Angela Bender biß die Lippen zusammen. Dr. Perthes! Also aus dieser Richtung wehte der Wind. Sie besann sich einen Augenblick, dann winkte sie. »Holen Sie also den Jungen! Zimmer neunzehn!«
    Schroff wandte sie sich ab und ging schnell in ihr Zimmer zurück. Dort stand sie am Fenster und klopfte erregte mit einem Finger gegen die Scheibe. Sie sah, wie das Rollbett aus der Station gefahren wurde, sie erkannte noch, wie Horsts Augen noch einmal über das weiße Gebäude der Kinderstation glitten, fragend, ein wenig ängstlich, verwundert …
    »Das ist eine glatte Gemeinheit!« sagte Angela Bender laut. »Eine Frechheit! Aber sie sollen mich kennenlernen da drüben, die großen Chirurgen und ihr Anhang, diese Herrgötter der Klinik! Und wenn dieser Dr. Perthes denkt, mich damit kleinzukriegen … Ich nehme den Fehdehandschuh auf! Ich werde kämpfen!«
    Unten, vor der Station auf dem Rasen, rollte der Elektrowagen an, fuhr einen eleganten Bogen auf dem grünen Rasenstück und schwenkte dann auf den Kiesweg ein, der zu dem großen Gebäudekomplex der Chirurgischen Klinik führte.
    Mit zusammengebissenen Lippen mußte Angela Bender zusehen, wie auf einer der Treppen ein weißer Kittel erschien und dem Wagen entgegensah … Es war, sie konnte es deutlich erkennen, die Treppe, die auch zu den toxikologischen Labors führte. Und wer dort stand, ganz Sieger, ganz in froher Erwartung, war kein anderer als dieser Dr. Peter Perthes.
    Wütend trat Dr. Bender vom Fenster zurück und stampfte mit dem Fuß auf. Warte, dachte sie, warte, Freundchen, das sollst du noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher