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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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besitzen. Forschung kostet nun einmal Unsummen, die nur selten wieder durch die Erfolge eingenommen werden.« Peter Perthes lehnte sich in seinem Sessel zurück und rauchte in tiefen Zügen. Dann nahm er aus der Brusttasche seiner Smokingjacke eine Karte. Sie zeigte einen Ausschnitt aus dem Inneren Kolumbiens, hart an der Grenze des Amazonas. Unendliche, unerforschte Wälder, durchzogen von unbekannten Flüssen und Seen, Sümpfen und Bächen zeigte das Kartenbild, das nach einer Luftaufnahme hergestellt worden war.
    »Sehen Sie hier – Kolumbien. Ein Staat, der seine Grenze am Amazonas hat, ein Land, das durch abertausend Bäche, Flüsse und Sümpfe eine ideale Brutstätte unbekannter Giftschlangen ist.«
    Er legte seinen Zeigefinger auf einen Punkt der Karte und blickte den Bankier, der sich voller Interesse über die Karte beugte, an.
    »Hier liegt ein Nest, Zapuare genannt. Es liegt am Rio Guaviare in der Provinz Piapoco. Südöstlich liegt Pajarito, und noch weiter südlich sehen Sie hier den Zipfel von Majabo. Dieses ganze Gebiet wimmelt von Giftschlangen und noch nicht erforschten Indianerstämmen, deren Pfeilgifte sofort töten, die aber, haben wir sie erforscht, vielleicht in der Pharmazeutik eine Revolution herbeiführen wie seinerzeit das Penicillin oder andere Wundermittel. Denn – Gift in der Blutbahn ist tödlich; aber Gift, das gleiche Gift zum Beispiel im Magen, kann heilend sein! Nur – man kann diese Forschungen nicht betreiben, weil der Staat kein Geld besitzt, um eine Expedition nach Kolumbien auszurüsten.«
    »Der Staat hat kein Interesse an diesen wunderbaren Forschungen?« fragte Wolf von Barthey erstaunt und ein wenig ungläubig.
    »Interesse schon – aber kein Geld! Die privaten Gesellschaften, die Universitäten müssen sich allein helfen. Man rechnet uns – und das vielleicht zu Recht – vor, daß wir in Deutschland noch über eineinhalb Millionen Wohnungen zu bauen haben, daß gegenwärtig noch über siebenhunderttausend Menschen in Bunkern, Baracken und Kellern von Trümmergrundstücken leben, daß die soziale Not so riesengroß ist, daß es den Staat wirklich nicht interessieren kann, ob wir in Südamerika in einem halben Jahr zwei neue Giftschlangen fangen oder nicht. An diesem Natternfang hängt im Augenblick nicht das Leben von Tausenden. Ich sage, im Augenblick, denn wer kann garantieren, daß nicht eine neue Seuche über die Menschheit hereinbricht, unbekannt – wie heute noch der Krebs oder die multiple Sklerose? Und dann gibt es kein Mittel dagegen, das vielleicht gerade aus jenen Giften gewonnen werden könnte, die wir auf Grund von Geldmangel nicht erforschen oder auch nur beschaffen konnten!«
    Wolf von Barthey nahm die Karte und studierte sie genau unter der Stehlampe. Sein Gesicht zeigte einen energischen, entschlossenen Ausdruck. Ein Plan schien in seinem Kopf zu reifen, ein Plan, dessen Tragweite seine Gesichtszüge schon ausdrückten …
    »Was bedeuten die roten Kreise auf der Karte?« fragte er plötzlich in die Stille hinein, die den Worten des jungen Arztes gefolgt war.
    »Das sind die einzelnen Stationen einer geplanten, aber fiktiven Expedition. An diesen Stellen, an den Flüssen und Indianersiedlungen, sollen jeweils für Wochen oder, wenn nötig, für Monate Lager aufgeschlagen werden. Dort werden die einzelnen Fänge ausgewertet und an geeigneten Tieren die Gifte der einzelnen Phasen ausprobiert. Von diesen Lagern aus können wir dann Räume erschließen, die heute noch auf den Landkarten weiß sind und die noch kein Europäer betreten hat.«
    »Hm.« Wolf von Barthey schaute sich die Karte noch immer an. Er schien aber nicht mit seinen Gedanken bei den geschilderten Plätzen zu sein, sondern er schien vielmehr zu denken. Die Karte betrachtete er nur noch, um Zeit zu gewinnen.
    »Wie hoch schätzen Sie die Kosten einer solchen Expedition?« fragte endlich der Bankier.
    Dr. Perthes zuckte zusammen. Sein Gesicht war gerötet. In seinen Augen flammte eine wunderbare Hoffnung auf.
    »Ich schätze sie auf vierzigtausend Mark für ein Jahr. Es kann sein, daß es auch etwas weniger wird.«
    »Oder mehr …«
    »Das kommt darauf an, was wir finden. Ist der Zug erfolgreich, brechen wir schneller ab. Haben wir dagegen lange Fahrten zu unternehmen, verteuert sich selbstverständlich das ganze Unternehmen.«
    Wolf von Barthey blickte kurz zu seiner Frau hinüber. Er sah, wie sie ihm leicht zunickte. Auch Angela Bender sah es und wurde plötzlich blaß.
    Nur Dr. Peter

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