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Wir kommen von der Presse

Wir kommen von der Presse

Titel: Wir kommen von der Presse
Autoren: Walter Gronemann
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später kamen aus mehreren Seitenwegen vier, fünf Jungen mit finsteren Gesichtern auf sie zu. Und einige von ihnen waren bestimmt stärker als Klaus. Blitzschnell überlegte er. An Flucht war nicht zu denken. Dazu war es jetzt zu spät. Außerdem hätte er so etwas in Utes Gegenwart ohnehin niemals getan. Na, würde es eben eine ordentliche Schlägerei geben. Vorsichtshalber reichte er Ute seinen Fotoapparat, ohne dabei den stärksten der Jungen aus den Augen zu lassen.
    »Was wollt ihr von uns?« fragte er drohend. Er stemmte dabei die Fäuste in die Hüften, denn er wußte genau: Das macht meistens Eindruck.
    Klaus ging sogar noch einen Schritt näher auf den Jungen zu, den er für den Anführer der Gruppe hielt. Doch auch der trat einen Schritt vor. Beide starrten sich böse an, als wartete jeder nur darauf, daß der andere zuerst angriff.
    Plötzlich wurde Klaus von hinten gepackt. Einer der Jungen drehte ihm grob die Arme auf den Rücken, so daß er sich kaum rühren konnte. Gleichzeitig hörte er Ute auf schreien. Er wandte den Kopf und sah, daß auch sie festgehalten wurde.
    »Ihr seid unsere Gefangenen!« erklärte der Anführer. »Los, ab zum Verhör!« befahl er seinen Freunden.
    Da schrie Ute wütend:»Gemein seid ihr! Uns so feige hinterrücks zu überfallen! Fünf gegen zwei! Ihr seid vielleicht Helden! Und dabei haben wir euch wirklich überhaupt nichts getan!«
    Doch die Jungen taten so, als hätten sie kein Wort verstanden, als hätte Ute chinesisch gesprochen. Nur der kleine Junge mit der Katze rief: »Wir sind sechs, nicht fünf! Ich gehöre auch dazu!«
    Klaus und Ute wurden in einen dunklen Schuppen hinter einem der Koloniehäuser gebracht. Darin standen Fahrräder, Gartengeräte, eine Schubkarre und ein Kaninchenstall, in dem ein paar weiße Kaninchen lautlos vor sich hin mümmelten.
    Der Anführer, der von den anderen »Schmuddel« genannt wurde, setzte sich auf einen wackligen runden Tisch, die anderen Jungen blieben vor ihm stehen. Er zeigte auf Klaus und sagte: »Du mit deiner großen Schnauze hast dir also eingebildet, es könne dich niemand daran hindern, durch unsere Kolonie zu gehen. Solche Maulaufreißer haben wir schon gern! Wir lassen keinen rein, der uns nicht paßt. Ist das klar?«
    »Nee, das ist gar nicht klar!« rief Klaus trotzig. »Eure Kolonie ist für jeden frei zugänglich. Oder habt ihr vielleicht ein Verbotsschild?«
    »Wir wollten doch nur jemanden besuchen«, sagte Ute. Ihr war in dem düsteren Schuppen mulmig zumute. »Sie haben gesagt«, rief der kleine Junge mit der Katze, »sie sind Reporter und kommen von ‘ner Zeitung!«
    Die anderen Jungen brüllten vor Lachen. »Die und von der Zeitung! Da grinsen ja unsere Kaninchen!«
    »Ruhe!« befahl Schmuddel. »Es könnte gut sein, daß irgend jemand die zwei zum Spionieren hierhergeschickt hat. Sie sollen wahrscheinlich unsere Häuser heimlich fotografieren, und zwar so, daß sie möglichst häßlich aussehen. Und die Fotos kriegen dann die Leute in die Finger, die unsere Kolonie abreißen wollen. Damit sie wieder superschlau daherreden können: Seht bloß, wie schäbig diese Bruchbuden sind, die muß man doch dem Erdboden gleichmachen!«
    »Mensch, Schmuddel!« sagte einer der Jungen bewundernd. »Das hast du dir aber raffiniert ausgedacht! Du hast recht. Die sind bestimmt Spione.«
    »Klar! Wir haben zwei Spione erwischt!« meinte auch ein anderer. »Ganz ausgekochte sogar. Tun wer weiß wie unschuldig, dabei haben sie’s echt faustdick hinter den Ohren!«
    Die Jungen von der Kolonie fanden es offensichtlich toll, zwei heimliche Schnüffler erwischt zu haben. So etwas kam schließlich nicht alle Tage vor.
    Es nützte nichts, als Klaus ihnen klarzumachen versuchte, daß das Ganze ein blödes Hirngespinst sei. Bis vor einer halben Stunde habe er nicht einmal geahnt, daß die »Felizitas« abgerissen werden sollte. Und er selbst sei ohnehin dagegen, denn die Kolonie sähe wie ein schöner großer Garten mit Häusern darin aus.
    Doch die Jungen um Schmuddel glaubten ihm einfach nicht. Im Gegenteil, sie dachten gar nicht daran, Ute und Klaus laufenzulassen, und lachten nur höhnisch, als Klaus immer wütender wurde.
    Schließlich schrie Ute zornig: »Ich weiß überhaupt nicht, was ihr da zusammenspinnt! Erklärt uns lieber mal, warum eure Häuser abgebrochen werden sollen. Das muß doch einen Grund haben! Und dann sagt uns, warum ihr dagegen seid. Das muß auch einen Grund haben! Verdammt noch mal!«
    Klaus blickte sie
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