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Wir kommen von der Presse

Wir kommen von der Presse

Titel: Wir kommen von der Presse
Autoren: Walter Gronemann
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hat er keinen Ton gesagt.«
    »Mensch, das haben die womöglich ganz vergessen!« Ute erschrak. »Du hast recht. Wir müssen sofort zu Herrn Dorsch! Der muß das in Ordnung bringen!«
    Die Kinder hatten Glück: Herr Dorsch war gerade an diesem Tag aus dem Urlaub zurückgekommen. Aufmerksam hörte der Redakteur zu, was Ute und Klaus ihm erzählten: vom Heimatforscher, von dem Pfingstbrunnen, vom Amt für Denkmalschutz und was für eine tolle Idee ihnen im Zusammenhang mit der »Felizitas« gekommen war.
    »Das ist wahr«, meinte Herr Dorsch nachdenklich, als sie geendet hatten. »Anderswo werden schöne alte Bürgerhäuser mit Fachwerkgiebeln und Erkern vor dem
    Abbruch geschützt. Und das nicht nur, weil sie schön aussehen. Sie sollen auch die Erinnerung an vergangene Zeiten wachhalten. Eine hundert Jahre alte Arbeiterkolonie kann auf ihre Weise aber genauso an vergangene Zeiten erinnern.«
    Ute und Klaus nickten eifrig. Sie waren natürlich ganz seiner Meinung.
    Eine Weile schwieg Herr Dorsch. Dann sagte er: »Euer Einfall ist wirklich gut. Nur haben gute Einfälle es manchmal so an sich, daß sie zur selben Zeit in verschiedenen Köpfen herumgeistern. Es kann also sein, daß einige Herren im Rathaus auch schon auf den Gedanken gekommen sind, die Kolonie Felizitas’ unter Denkmalschutz zu stellen, um sie der Nachwelt zu erhalten.«
    »Meinen Sie?« fragte Klaus enttäuscht. »Kann ich mir aber nicht vorstellen.«
    »Ich weiß es auch nicht«, sagte Herr Dorsch. »Auf jeden Fall werde ich morgen früh sofort ins Rathaus gehen und mit den verantwortlichen Herren darüber reden. Ich werde ihnen auch sagen, daß ich den Tip von euch bekommen habe. Und sobald ich erfahre, daß etwas über die Kolonie entschieden worden ist, sage ich euch Bescheid. Ehrenwort!«
    Die Kinder fühlten sich sehr erleichtert.
    Zum Abschied sagte Ute noch eifrig: »Sie können auch ruhig bei uns zu Hause anrufen. Dann erfahren wir es gleich. Wir sind doch sehr gespannt!«
     
    Aber danach verging wieder eine endlos lange Zeit, in der sie nichts, rein gar nichts über das Schicksal der Kolonie »Felizitas« hörten.
    Ute wurde durch das ungewisse Warten derart fahrig und lustlos, daß ihr in der Schule sogar ein Aufsatz ziemlich danebenging. Jedenfalls behauptete sie das Klaus gegenüber. »Diese ewige Warterei macht einen ja total verrückt!« sagte sie zu ihrer Entschuldigung.
    Am Nachmittag dieses Tages schickte die Mutter Ute ins Kaufhaus, um einiges zu besorgen. Als sie zurückkam und ins Wohnzimmer trat, saß der Vater mit einem Schulheft in der Hand in einem Sessel. Die Mutter hockte auf der Sessellehne und schaute mit dem Vater zusammen in das Heft.
    Erschrocken blieb Ute stehen. Verdammt! durchfuhr es sie. Jetzt lesen sie meinen verpatzten Aufsatz auch noch gemeinsam. Da kriege ich bestimmt gleich eine Standpauke zu hören!
    Doch seltsamerweise lächelten die Eltern sie ausgesprochen freundlich an.
    Und da erschrak Ute noch mehr. Das war gar nicht ihr Aufsatzheft! Das war das Heft, in dem sie ihre Reportagen niederschrieb, bevor sie sie säuberlich auf Zeichenpapier übertrug und dann in der Mappe mit der Aufschrift »Zwiebelblatt« abheftete. Von den Reportagen aber sollten die Eltern auf keinen Fall etwas wissen, weil sie von derartigen »Spielereien«, wie sie es genannt hatten, nichts hielten.
    »Du hast das Heft wohl versehentlich hier liegengelassen«, sagte der Vater. »Da haben wir uns erlaubt, mal ein wenig darin zu blättern. Also, Ute, ich muß zugeben: die Reportagen, die ihr in letzter Zeit gemacht habt, sind wirklich außergewöhnlich. Jetzt kann ich mir gut vorstellen, daß euch das Spaß macht.«
    »Außerdem aber habt ihr ganz nebenbei einen schönen Erfolg errungen«, fügte die Mutter hinzu. »Das haben wir gerade erst erfahren.«
    »Was habt ihr erfahren? Was für einen Erfolg? Wann?« fragte Ute aufgeregt.
    »Es hat vorhin ein gewisser Herr Dorsch angerufen«, erklärte der Vater. »Eigentlich wollte er dich sprechen. Aber du warst ja einkaufen.«
    »Na und? Was hat er gesagt?« fragte Ute.
    »Ich soll dir bestellen«, sagte der Vater, »er sei bei verschiedenen Ämtern gewesen. Überall habe er sich nach der Kolonie ,Felizitas’ erkundigt. Auch beim Amt für Denkmalschutz, das soll ich dir ausdrücklich sagen. Dort habe er nämlich von dir und von Klaus erzählt. Und der Leiter des Amts für Denkmalschutz habe sich ganz besonders über euren Einsatz gefreut. Ihr sollt ihn doch mal besuchen.«
    »Aber was wird
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