Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir kommen von der Presse

Wir kommen von der Presse

Titel: Wir kommen von der Presse
Autoren: Walter Gronemann
Vom Netzwerk:
Wasser aus dem Pfingstbrunnen damals heilig gewesen sein. Alle Kinder im Dorf wurden mit diesem Wasser getauft. Irgendwann aber ist der Brunnen versiegt. Er verfiel mit der Zeit, und schließlich wurde er vergessen. Niemand im Dorf wußte mehr, wo er einmal gestanden hatte. Selbst die ältesten Bewohner, die ich danach fragte, konnten sich nicht besinnen, den Brunnen jemals gesehen zu haben. Da fand ich eines Tages zufällig einen alten Ortsplan.«
    »Wo haben Sie den Plan gefunden?« fragte Ute. »Doch nicht etwa auf der Straße?«
    »Nee, Mädchen. Ein Sprichwort sagt zwar: ,Das Geld liegt auf der Straße, man muß sich nur bücken und es aufheben’. Aber so einfach hat es ein Heimatforscher nicht. Ich fand den Lageplan auf dem Dachboden der alten Dorfschänke. Der Wirt, den ich gut kenne, hatte mir erlaubt, ein paar verstaubte Kisten und Truhen zu durchstöbern. Auf diesem Plan aber war der Pfingstbrunnen eingezeichnet! Unterhalb der Kirche, dicht bei dem einstigen Schulhaus. Das Schulhaus ist das kleine Fachwerkhaus dort drüben. Mit Spaten und Spitzhacke machte ich mich auf die Suche. Schließlich fand ich Reste von der Brunneneinfassung. Wahrscheinlich ist der Brunnen im vorigen Jahrhundert beim Bau der Straße achtlos zugeschüttet worden. Und dann kam mir eine Idee. Ich sprach mit unserem Bürgermeister darüber. Gleich danach machte ich mich mit einigen Bekannten an die Arbeit. Einer von ihnen kann gut mauern. Einer versteht etwas von Gartenanlagen. Ein dritter kann gut zufassen und ist, genau wie ich, ein brauchbarer Handlanger. Und so stellten wir aus den alten Sandsteinen den ursprünglichen Pfingstbrunnen wieder her, genauso, wie er früher sicherlich einmal ausgesehen hat.«
    »Das haben Sie aber prima hingekriegt«, sagte Klaus anerkennend. »Und die Blumen haben Sie wahrscheinlich gepflanzt, damit es schöner aussieht und jeder gleich merkt, daß das ein besonderer Brunnen ist.«
    »Sie als Polizist können ja auch am besten dafür sorgen, daß er nicht etwa achtlos oder mutwillig kaputtgemacht wird«, meinte Ute.
    »Ich kümmere mich nur um die Pflege der Anlage«, antwortete der Polizist. »Daß der Brunnen nicht wieder abgerissen wird, daß man nicht einfach hier an dieser Stelle ein neues Haus bauen, die Straße verbreitern oder einen Spielplatz anlegen kann, dafür sorgt das Amt für Denkmalschutz.«
    »Ach, schon wieder so ein Amt«, sagte Ute abfällig und verärgert.
    Klaus aber horchte auf. Denkmalschutz? Hatte nicht Lisa neulich auf dem Ausflug davon gesprochen, als sie die Ruinen der Sigiburg sahen? — Und auf einmal hatte er einen Einfall. Er grübelte.
    Ute unterhielt sich inzwischen mit dem Polizisten. Sie fragte ihn, warum er eigentlich Heimatforscher sei. »Weil ich wissen möchte, wie es früher hier ausgesehen hat, wie die Menschen damals gelebt haben. Überhaupt, wie alles so geworden ist, wie es heute aussieht. Weißt du, das ist eben mein Hobby. Es macht mir sehr viel Freude.« Und er fügte noch hinzu: »Mit einem interessanten Hobby lebt’s sich schöner. Die Freizeit ist ausgefüllt und abwechslungsreich.«
    Klaus hatte schließlich gar nicht mehr zugehört. Er dachte nur noch an die Idee, die ihm plötzlich gekommen war. Ungeduldig trat er von einem Fuß auf den anderen. »Wir müssen jetzt weiter«, sagte er bedauernd zu dem Polizisten. »Aber wir kommen bestimmt wieder mal bei Ihnen vorbei.«
    Nachher fragte ihn Ute ärgerlich, warum er es denn so eilig habe. Sie hätte sich gern noch länger mit dem Mann am Brunnen unterhalten. »Und du hast nicht ein einziges Mal geknipst«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Wir müssen so schnell wie möglich zu Herrn Dorsch«, antwortete Klaus. »Er ist bestimmt schon längst aus dem Urlaub zurück. Paß auf: Als der Mann vorhin vom Amt für Denkmalschutz sprach, da hat’s bei mir plötzlich gefunkt. Wenn die alten Burgruinen und der alte Pfingstbrunnen unter Denkmalschutz stehen, warum dann nicht auch die alte Kolonie ,Felizitas’?«
    Ute überlegte. Und zwar sehr gründlich. Dann rief sie: »Du, das ist Spitze! Wenn dieses Denkmalsamt sagt: Die ,Felizitas’ steht unter unserem Schutz, dann können sich alle anderen auf den Kopf stellen. Dann muß die Kolonie einfach stehen bleiben. Und zwar für immer und alle Zeit!«
    »Genau!« erwiderte Klaus begeistert. »Aber weißt du noch? Herr Neubert hat doch erzählt, jetzt würden alle möglichen Ämter die Sache mit der ,Felizitas’ noch einmal genau überprüfen. Vom Amt für Denkmalschutz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher