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Wir kommen von der Presse

Wir kommen von der Presse

Titel: Wir kommen von der Presse
Autoren: Walter Gronemann
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außerordentlich leid, daß wir Sie erschreckt haben. Aber hier liegt ein Irrtum vom Amt vor. Ja, wirklich. Ein Irrtum vom Bauamt.«
    Die Leute von der »Felizitas« wollten ihm jedoch nicht glauben. Vor allem Herr Dorsch forderte ihn auf, diesen Irrtum genauer zu erklären.
    Darauf sagte der Herr von der Baufirma, in dem schriftlichen Auftrag des Städtischen Bauamts habe ein Fehler gesteckt, eine ungenaue Beschreibung. »Bei mir in der Firma aber ist er nicht bemerkt worden. Ich kann mich schließlich nicht um alles selber kümmern. Ich habe den Fehler erst festgestellt, als der Fahrer mich angerufen hat. Die Planierraupen sollten nämlich gar nicht hier arbeiten, sondern die Wiese auf der anderen Seite der Schrebergartenanlage einebnen.«
    Die Leute von der »Felizitas« schüttelten die Köpfe, schimpften, lachten höhnisch, drohten mit den Fäusten. »Da kann man mal sehen, wie man aufpassen muß!«
    »Die hätten in ihrer Sturheit glatt unsere Wiese und unsere Gärten kaputtplaniert!«
    Oskar Neubert meinte: »Wir haben einige Herren vom Bauamt zu unserem Koloniefest eingeladen. Na, die können sich auf was gefaßt machen, wenn sie kommen! Die Hölle werd’ ich ihnen heiß machen!«
    Endlich fuhren die Baufahrzeuge ab. Die Leute von der »Felizitas« diskutierten noch über den Zwischenfall. Aber sie waren natürlich erleichtert, daß alles lediglich ein Irrtum gewesen war, ein Irrtum vom Amt.
    Nur Ute war sehr unzufrieden. Als sie nach Hause gingen, sagte sie zu Klaus: »Kein Mensch hat erwähnt, daß du es warst, der mißtrauisch geworden ist und mich zu Herrn Neubert geschickt hat. Und daß du Herrn Dorsch angerufen hast. Ich find’ das schwach.«
    Klaus winkte gelassen ab. »Das ist doch nicht so wichtig. Hauptsache, wir wissen es.« Etwas später meinte er allerdings: »Vielleicht kommt das auch irgendwann einmal doch raus, wenn wir nicht daran denken.«
     

Das Koloniefest
     
    Die ganze Woche über hatte strahlendes Sommerwetter geherrscht. Am Morgen des Sonnabend aber war der Himmel bedeckt, und es sah nach Regen aus. Ausgerechnet an dem Tag, an dem die Bewohner der »Felizitas« ihr Fest feiern wollten. Manche Leute sahen das als böses Vorzeichen an. Sie meinten, wenn schon ihr Festtag sich so trübe zeige, dann sei es auch trübe um die Zukunft ihrer Siedlung bestellt.
    Gegen neun Uhr schaute dann doch die Sonne durch die Wolken. Zunächst nur etwas unentschlossen, als habe sie heute keine rechte Lust zum Scheinen. Aber schließlich reckte und streckte sie ihre Strahlen und schob die Wolkendecke beiseite.
    Oskar Neubert, der an diesem Morgen immer wieder besorgt zum Himmel geschaut hatte, atmete erleichtert auf. »Die Sonne hat gesehen, wie bunt und festlich es heute bei uns in der ,Felizitas’ ist«, sagte er. »Da ist sie munter geworden.«
    Die gute alte »Felizitas« sah wirklich bunter und fröhlicher aus als gewöhnlich. In ihrer Mitte, wo die zwei Hauptwege sich kreuzten, war ein runder Bierstand mit einem weiß-rot gestreiften Zeltdach aufgebaut worden. Ein paar Schritte davon entfernt war eine Tanzfläche, und darüber hingen kunterbunte Lampions.
    Es gab eine Würstchenbude und eine Waffelbude, wo man auch Kaffee und Kakao bekommen konnte, eine Wurfbude und eine Losbude. Girlanden mit Glühbirnen in allen möglichen Farben waren in den Gärten von Baum zu Baum gezogen.
    An den Gartenzäunen klebten Plakate. Darauf stand: »Die ,Felizitas’ soll bleiben!« oder »In unseren alten Häusern lebt’s sich besser als in neuen Betonklötzen!« oder »Wir lassen uns nicht vertreiben!« Das Fest begann am Nachmittag mit einem Kasperletheater für die Kleinen. Für die größeren Kinder wurden auf der schmalen Wiese hinter der Kolonie Wettspiele veranstaltet: Tauziehen, Hindernisrennen und Klettern an eigens dafür aufgestellten Klettergerüsten.
    In den Seitenwegen gab es für Kinder und Erwachsene allerhand zu bestaunen. Zum Beispiel einen Flohmarkt, wo man jede Menge alten Kram kaufen konnte: Kinderbadewannen und Kaffeekannen, Bücher und Vogelkäfige, uralte Radios, Katzen und Hunde und Hähne aus Porzellan und noch vieles mehr.
    Schmuddel hatte mit zwei anderen Jungen eine Kleintierschau eingerichtet. Dort konnten die Besucher sehen, welche Tiere in der Kolonie gehalten wurden: Kaninchen, Meerschweinchen, sogar eine Ziege war dabei, und etliche Hühner, weiße, braune und schwarze. Auch ein Bild, in Wasserfarben gemalt, gehörte zu der Kleintierschau. Darauf war ein blauer Teich zu sehen,
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