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Wir - die Unsterblichen

Wir - die Unsterblichen

Titel: Wir - die Unsterblichen
Autoren: Clark Darlton
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eigentlich witzig, daß gerade wir beiden übriggeblieben sind, nicht?«
    »Also, ich muß schon sagen«, sagte er. »Einfälle hast du!«
    Ich stand auf, ging durch das Zimmer und ließ mich auf eine Couch fallen. Ich legte die Füße hoch.
    »Manchmal«, sagte Steve, »verstehe ich dich wirklich nicht. Das muß ich dir mal sagen.«
    Das konnte ich nun wieder gut verstehen – daß er mich nicht mehr verstand. Aber das konnte ich ihm nicht sagen. Noch nicht. Noch war es zu gefährlich, ihm die Wahrheit zu sagen.
    Wir warteten auf den Start der Photonenrakete. Wir warteten beide darauf, obwohl ich wußte, wie sinnlos dieses Warten war. Aber das sagte ich ihm natürlich nicht.
    Es war wirklich ein Alptraum, als wir zu dem Startplatz kamen. Denn es waren kaum Wachen da. Der Himmel war strahlend blau, wie er das hier immer zu sein schien. Und Steve war nervös. Ich nicht. Ich wußte ja, was kam. Die Rakete startete völlig normal. Oder sollte ich besser sagen: anomal?
    Es wurde natürlich keine Strahlung frei. Dieser Gedanke war auch zu kindisch gewesen. Und Steve regte sich immer mehr auf.
    Und am meisten regte er sich darüber auf, daß ich mich überhaupt nicht aufregte.
    Aber, wie gesagt, er wußte ja auch nicht, was ich wußte.
    Das war’s; das war die Geschichte der Unsterblichen. Hier ist sie zu Ende. In Australien. Aber natürlich darf sie nicht heißen: Wir, die Unsterblichen, sondern Ich, der Unsterbliche.
    Denn Steve starb auch bald nach dem Start der Photonenrakete.
    Nur ich nicht. Denn ich hatte die anderen … nun ja, umgebracht ist ein häßliches Wort. So einen brutalen Ausdruck gebraucht man nicht gern. Und ein Mörder war ich wirklich nicht. Denn die Lebensspanne meiner Freunde war ja längst abgelaufen. Ich hatte nur ein bißchen nachgeholfen. Ganz unauffällig. Sie hatten nichts gemerkt. Das Gift wirkte langsam. Sie hatten auch gar keine Schmerzen dabei.
    Und jetzt habe ich wirklich meine Ruhe. Nun kann niemand mehr kommen und mich stören.
    Denn jetzt habe ich mein Geheimnis ganz für mich allein.
    Das Geheimnis meiner Unsterblichkeit.

 
Clark Darlton
 
Der lange Weg der Rache
     
    Auszug aus Bernards Universallexikon, Ausgabe 2176: Schon im 19. Jahrhundert beschrieb der englische Schriftsteller H. G. Wells eine Zeitmaschine. Bis zum Jahre 2145 blieben alle Versuche, ein solches Gerät zu konstruieren, erfolglos. Dann entwickelte der geniale Physiker Karel Dekker eine Maschine auf hyperenergetischer Basis, die den Transport von Gegenständen und lebenden Wesen in die Vergangenheit ermöglichte. Leider ist es bis heute nicht gelungen, die etwa um fünfhundert Jahre zurückversetzte Materie in unsere Gegenwart zurückzuholen. Eine Reise in die Zukunft wird allgemein als unmöglich angesehen, da diese noch nicht existent ist.
     
    Richter Jenner war fest davon überzeugt, gerecht und nach dem Gesetz geurteilt zu haben. Schon seit Tagen, solange der Prozeß dauerte, hatte er die Meinung des Staatsanwalts geteilt, sogar öffentlich, obwohl er das nicht durfte. Dadurch war es zu Meinungsverschiedenheiten mit dem Verteidiger gekommen, der sich nun damit abfinden mußte, den Prozeß für seinen Mandanten verloren zu haben. Na, und wenn schon! Selbst wenn Baron Edmond von Klarenbach für immer aus dem Kreis der gegenwärtig Lebenden verschwand, so würde sein Anwalt um das ihm zustehende Honorar nicht bangen müssen. Edmond von Klarenbach war ein reicher Mann, und zur Zahlung seines Verteidigers war er verpflichtet, ehe er seiner Zeit für immer Lebewohl sagte.
    Denn dazu war er von Richter Jenner verurteilt worden.
    Längst war die Todesstrafe abgeschafft. Da es nach Dekker kein Zeitparadoxon geben konnte (er hatte diese Behauptung experimentell nachgewiesen), war man zu der einfachen Methode übergegangen, entsprechend Verurteilte mit Dekkers Zeitmaschine in die Vergangenheit zu schicken. Dort verschwanden sie auf Nimmerwiedersehen und ersparten der Gegenwart Geld und Ärger. Es war eine humane Methode, sich unliebsamer Elemente zu entledigen.
    Im Grunde genommen war Baron Edmond von Klarenbach unschuldig. Auch Richter Jenner wußte das. Trotzdem hatte er das Urteil gefällt, ja, es hatte schon vor Beginn des Prozesses für ihn festgestanden.
    Eine alte Geschichte, die schon zu Zeiten seines Vaters begonnen hatte, noch vor der Erfindung der Zeitmaschine. Eigentlich begann es mit einer Kleinigkeit, die eine vernünftige Aussprache hätte regeln können, aber sowohl bei Amtsrat Jenner wie auch bei Baron
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